Spielen Bildung und Soziale Herkunft eine maßgebliche Rolle bei der Unternehmensgründung? Und wie unterschiedlich sind diese Einflüsse bei weiblichen und männlichen Gründenden ausgeprägt? Antworten liefert der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Länderbericht Deutschland 2023/24, den das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover erstellt hat.

Knapp 11 Prozent der im GEM befragten Personen mit Hochschulabschluss haben 2023 ein Unternehmen gegründet oder befinden sich gerade in der Gründungsphase. Im Vergleich dazu liegt die Gründungsquote für alle 18- bis 64-Jährigen – also unabhängig vom Bildungsstand – bei nur 7,7 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen einen positiven Zusammenhang zwischen akademischer Bildung und der Neigung zur Unternehmensgründung.

Akademikerinnen und Akademiker zeigen höhere Gründungsbereitschaft

Der internationale Vergleich mit einkommensstarken Ländern zeigt, dass in Deutschland ähnlich viele Personen mit Hochschulabschluss gründen wie in der Schweiz, Frankreich oder Südkorea. In gründungsstarken Nationen wie in den Niederlanden, den USA und Kanada liegt die Gründungsquote unter Akademikerinnen und Akademikern noch höher. Spitzenreiter ist Kanada: Nahezu 20 Prozent der Personen mit Hochschulabschluss sind hier unternehmerisch aktiv oder planen eine Gründung. Die GEM-Gründungsquote misst den Anteil der 18- bis 64-Jährigen, die in den letzten 3,5 Jahren ein Unternehmen gegründet haben (Young Entrepreneurs) und/oder derzeit ein Unternehmen gründen (Nascent Entrepreneurs).

Gender-Gap in der Gründungskultur

Seit Beginn der GEM-Studie liegt jedoch die Gründungsquote der Männer in Deutschland stets über der der Frauen. Daher überrascht es nicht, dass auch hierzulande unter den Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen Männer häufiger gründen als Frauen. In Bezug auf Personen mit Hochschulabschluss ist die Gründungsquote der Männer mit 13,4 Prozent fast 5 Prozentpunkte höher als die von Frauen.  

Soziale Herkunft als weiterer Schlüsselfaktor für das Gründungsinteressen

Unternehmerisches Rollenvorbild im direkten (familiären) Umfeld und die Vermittlung von ökonomischem Wissen in Unterfamilien können die Karriereentscheidungen maßgeblich beeinflussen. Erfolgreiche Gründerinnen und Gründer erhalten in der Anfangsphase ihrer Unternehmen häufig Unterstützung aus dem familiären Umfeld.

Von den männlichen Gründungspersonen haben 40 Prozent einen Vater oder eine Mutter, die unternehmerisch aktiv ist oder war. Bei den weiblichen Gründungspersonen ist dieser Anteil mit 32,5 Prozent etwas geringer.

Der Zugang zu Netzwerken ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium

Das Umfeld sowie die Netzwerke einer Person können ihr Handeln maßgeblich beeinflussen und inspirieren. Auch bei der Entscheidung für eine Unternehmensgründung und deren Umsetzung kann der Kontakt zu anderen Gründungspersonen eine zentrale Rolle spielen.

Gründerinnen und Gründer verfügen in der Regel über mehr Kontakte zu anderen Unternehmerinnen und Unternehmern als Personen, die selbst keine Gründung vollzogen haben: Über 75 Prozent der Gründerinnen und mehr als 87 Prozent der Gründer kennen mindestens eine weitere Person, die gegründet hat. Bei Frauen, die nicht gegründet haben, liegt dieser Anteil bei etwas mehr als 28 Prozent, bei Männern bei 37 Prozent. Die persönliche Nähe zu Vorbildern oder sogenannten „Role Models“ steht also in einem positiven Zusammenhang zur Gründungsneigung.

Zum aktuellen Global Entrepreneurship Monitor Länderbericht Deutschland 2023/2024

Anlage: TEA-Gründungsquote bei Personen mit Hochschulabschluss in ausgewählten einkommensstarken Ländern, 2023

Global Entrepreneurship Monitor (GEM)

Der Global Entrepreneurship Monitor ist weltweit die einzige Erhebung, die einen räumlichen und zeitlichen Vergleich der Gründungsquoten, Gründungsmotive und Gründungseinstellungen in der Gesamtbevölkerung vieler Länder auf allen Kontinenten der Welt ermöglicht. Seit 1999 werden in Deutschland und in über 50 weiteren Ländern entsprechende Daten erhoben. Seit 2018 untersucht das RKW Kompetenzzentrum in Eschborn im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gemeinsam mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover das Gründungsgeschehen in Deutschland in Form einer jährlichen repräsentativen Bevölkerungserhebung sowie einer Befragung von Gründungsexpertinnen und -Experten.

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