Den Wandel in der Arbeitswelt nicht wie ein Unwetter über sich ergehen zu lassen, sondern bewusst und gemeinsam zu gestalten – das war die zentrale Botschaft der Fachtagung „digital – flexibel – entgrenzt“ am 16. März im Frankfurter Römer mit über einhundert Teilnehmern. Veranstalter waren das Hessische Ministerium für Soziales und Integration, das RKW Kompetenzzentrum sowie die Stadt Frankfurt am Main.
Es gehe darum, „sorgfältig mit dem Personal umzugehen“, so der Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler in seiner Begrüßung. Ständige Erreichbarkeit, etwa im Polizeidienst, bringe Belastungen mit sich, die durch eine intelligente Nutzung der Technik, mehr Freiräume und ausreichende Regeneration reduziert werden können. Für Stefan Majer, Stadtrat und Dezernent für Personal und Gesundheit, bildeten Menschen auch in Zukunft „das Rückgrat“ der Verwaltung. Empathie sei im Umgang mit Kunden eine Schlüsselkompetenz, die wohl auch weiterhin eine menschliche Domäne bliebe. Der Ausbau des „E-Governments“ könne nur durch die enge Einbindung der Mitarbeiter erfolgreich sein, denn diese müssten die Entwicklungen schließlich mittragen.
Die Angst vor der Veränderung zu schüren sei nicht zielführend, unterstrich Staatsminister Stefan Grüttner in seinem Grußwort. Es gehe vielmehr darum, positive Erwartungen, zum Beispiel im Hinblick auf mehr selbstbestimmtes Handeln, zu fördern. Konkrete Handlungsperspektiven, etwa zum Aufbau einer Vertrauenskultur und notwendiger Führungskompetenzen, unterstützten dies. Der Minister hob die großen Chancen der Digitalisierung für mehr Kreativität und Innovationsfähigkeit sowie eine höhere Erwerbsbeteiligung hervor und begrüßte, dass es den Veranstaltern gelungen sei, die Diskussion aus Arbeitgeber- wie Arbeitnehmersicht zu ermöglichen.
„Einerseits verändert sich vieles schneller, als wir es wahrnehmen, andererseits hinkt die Wirklichkeit oft noch meilenweit hinter den Verheißungen her“, beschrieb Jörg Bahlow, Unternehmensberater und Geschäftsführer der GITTA mbh, seine Erfahrungen aus der Betriebspraxis. Die Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sowie Entscheidungsspielräume seien zwar laut DGB-Index „Gute Arbeit“ gewachsen. In Anbetracht der steigenden Pflegeaufgaben noch erwerbstätiger Menschen wären Flexibilitätsangebote allerdings in weitaus größerem Maße notwendig. Belastungen entstünden ferner durch „interessierte Selbstgefährdung“, etwa mit dem Umgehen von Schutz- und Sicherheitsstandards durch die Ausdehnung der Arbeitszeit. Mehr Eigenverantwortung, Selbstorganisation und Selbstführung seien wichtig. Arbeitsorganisatorische Maßnahmen (agile Teams) könnten sinnvoll sein. Für die Abschätzung der sich durch Change-Prozesse ergebenden gesundheitlichen, insbesondere psychischen Belastungen empfahl der Berater eine vorausschauende Gefährdungsbeurteilung.
Gabriele Held, Leiterin des RKW-Arbeitskreises Gesundheit im Betrieb, beschloss den Tag mit einer künstlerisch unterstützten Zusammenfassung der Workshop-Sessions, in denen die unterschiedlichen Facetten der digitalisierten Arbeit aufgegriffen worden waren.
Mehr als deutlich, so die Moderatorin, seien die anstehenden Gestaltungsaufgaben geworden. Dazu gehöre es, Gefährdungen frühzeitig zu erkennen und durch geeignete Maßnahmen vorzubeugen. Grundlegend sei der Kompetenzaufbau bei Führungskräften wie Mitarbeitern. Dazu gehörten neben IT-Qualifikationen vor allem interdisziplinäres Denken sowie soziale und persönliche Kompetenzen.
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