Welche Unterschiede bestehen zwischen weiblichen und männlichen Gründenden? Wie und warum gründen Frauen – und Männer? Wie schneidet Deutschland in Bezug auf den Gendergap bei Gründungen ab? Antworten liefert der aktuelle Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Länderbericht Deutschland 2023/24, den das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover jährlich erstellt.

Nachdem die GEM-Gründungsquoten – sowohl von Männern (11,0 Prozent) als auch von Frauen (7,1 Prozent) in 2022 einen Höchststand erreicht haben, sind in 2023 die Gründungsquoten bei beiden Geschlechtern wieder leicht gesunken (Männer 9,3 Prozent; Frauen 5,9 Prozent). Die Gründungsaktivität ist somit auf einem ähnlichen Niveau wie im Jahr 2019 – vor der Corona-Pandemie – und somit der zweit- bzw. dritthöchste Wert im Rahmen der 25-jährigen GEM-Erhebung. Die GEM-Gründungsquote wird definiert als Anteil derjenigen 18- bis 64-Jährigen, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben (Young Entrepreneurs) und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen (Nascent Entrepreneurs). 

Frauen gründen, um die Welt zu verändern

Obwohl Männer häufiger ein Unternehmen gründen als Frauen, leisten weibliche Gründungen einen wichtigen ökonomischen Beitrag. Bei der Betrachtung der Motive für eine Gründung wird ersichtlich, dass bei Frauen der Gründungsgrund „die Welt zu verändern“ die wichtigste Rolle spielt – fast 50 Prozent der Gründerinnen stimmten diesem Motiv zu. An zweiter Stelle (knapp 45 Prozent) nannten Frauen ökonomische Gründe wie „großen Wohlstand oder sehr hohes Einkommen erreichen“. Bei männlichen Gründungspersonen war es genau andersherum: in 2023 spielten bei der Gründung insbesondere ökonomische Motive eine große Rolle (knapp 64 Prozent) und dann erst das Motiv, die Welt zu verändern (knapp 52 Prozent). Die Weiterführung eines in der Familie bestehenden Unternehmertums ist dagegen bei beiden Geschlechtern von einer vergleichsweise geringen Relevanz.

Der Gendergap bei den Gründungsaktivitäten besteht weiter

Die Gründungsquote der Männer ist in allen im Rahmen des GEM untersuchten Ländern mit hohem Einkommen höher als jene der Frauen. Auffällig ist insbesondere der große Gendergap in Ländern wie Kanada (9 Prozentpunkte Unterschied) oder Südkorea (5 Prozentpunkte Unterschied). Dagegen sind in Polen oder in Spanien die Gründungsquoten von Frauen und Männern beinahe ausgeglichen. Gleichzeitig weisen diese beiden Länder aber die niedrigsten Gründungsquoten unter allen GEM-Ländern mit hohem Einkommen auf. In Deutschland verringerte sich der Gendergap allerdings durch den allgemeinen Rückgang der Gründungsquoten beider Geschlechter ein wenig (3,4 Prozentpunkte), nachdem der Gendergap im Gründungsquoten-Rekordjahr 2022 mit 3,9 Prozentpunkten ebenso einen Rekordwert erreichte. 

Die Angst vor dem Scheitern ist bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern

Bezüglich der positiven Einschätzung der Gründungschancen bestanden in Deutschland in 2023 relativ geringe Unterschiede zwischen Männern und Frauen: über 70 Prozent der Gründerinnen und fast 70 Prozent der Gründer stimmten dieser Aussage zu. Auffällig ist jedoch, dass Gründer etwas häufiger der Aussage zustimmen, dass sie die Angst vor dem Scheitern von einer Unternehmensgründung nicht abhalten würde. Im Umkehrschluss haben daher Frauen etwas häufiger Angst vor dem Scheitern ihrer Unternehmung. Auch bezüglich der Selbsteinschätzung der Gründungsfähigkeiten bestanden in Deutschland in 2023 Unterschiede zwischen den Geschlechtern: knapp 85 Prozent der Gründerinnen und noch mehr Gründer (fast 93 Prozent!) waren der Meinung, dass sie das Wissen, die Fähigkeiten und die Erfahrung haben, die notwendig sind, um ein Unternehmen zu gründen.

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