Der Anteil an Menschen, die in Deutschland ein Unternehmen gegründet haben, um eine Marktchance zu nutzen, ist aktuell auf dem Höchststand seit Beginn der GEM-Erhebungen im Jahr 1999. Das geht aus dem aktuellen Global Entrepreneurship Monitor (GEM) hervor, für den das RKW Kompetenzzentrum in Deutschland gemeinsam mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover Daten erhoben und ausgewertet hat. Seit 1999 werden die GEM-Daten jährlich von Forschern in mehr als 50 Ländern einheitlich erhoben.
Das ist die Analysegrundlage
Der GEM erfasst jährlich verschiedene Arten von Gründungsmotiven. Im Kern lassen sich zwei Motive unterscheiden: Der Mangel an Erwerbsalternativen und der Wunsch, eine Marktchance auszunutzen. Die Gründerquote im GEM-Bericht ist definiert als die Quotensumme des Anteils all jener 18-64-Jährigen des betreffenden Landes, die „werdende Gründer“ oder „Gründer junger Gründungen“ sind, bezogen auf die Gesamtheit der 18-64-Jährigen.
Deutschland im Europa-Vergleich auf Platz 6, weltweit auf Rang 18
Demnach liegt der Anteil an Chancengründern in Deutschland aktuell bei 79 Prozent. Weltweit belegt Deutschland damit Platz 18, im Europa-Vergleich sogar Platz 6. Das Verhältnis zu Gründungen aus Mangel an Erwerbsalternativen beträgt hierzulande sieben zu eins.
Diese Länder verzeichnen den höchsten Anteil an Chancengründern
Der Studie zufolge beträgt die internationale Chancengründer-Quote im Durchschnitt 74 Prozent. Mit einem Anteil von 90,2 Prozent weist Polen die meisten Chancengründungen auf. Malaysia belegt mit 89,3 Prozent Platz zwei. Es folgt Thailand mit einer Quote von 86,8 Prozent.
Inder gründen am seltensten, weil sich eine Marktchance bietet
Mit Abstand am wenigsten Chancengründer gibt es hingegen in Indien (39,1 Prozent). Auch in Ägypten entscheiden sich mit 53,5 Prozent vergleichsweise wenig Selbstständige wegen einer konkreten Chance für eine Gründung. Den drittletzten Rang belegt Ecuador mit einer Quote von 57,3 Prozent, die Slowakei schneidet europaweit am schlechtesten ab (61,4 Prozent). Aber auch in großen Wirtschaftsnationen wie China (66 Prozent) oder Spanien (68,5 Prozent) gibt es nur unterdurchschnittlich viele Chancengründer.
Dr. Natalia Gorynia-Pfeffer, Projektleiterin des RKW Kompetenzzentrums, kommentiert die Analyse:
“In nur wenig Ländern der Welt gründen Unternehmer häufiger, um eine Chance am Markt auszunutzen, als in Deutschland. Dennoch liegt die Gründerquote hierzulande weit unter dem internationalen Durchschnitt. Damit zukünftig noch mehr Deutsche ein Unternehmen gründen, Marktchancen nutzen, Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft fördern, bedarf es daher noch weiterer Förderungsmaßnahmen. Ein einfacherer Zugang zu Wagniskapital könnte beispielsweise zu mehr Unternehmertum führen und auch die gezielte Förderung von Migranten ergibt vor diesem Hintergrund Sinn. Diese gründen nicht nur deutlich häufiger als Deutsche, sondern sind auch trotz Sprachbarriere und weiterer Hürden in 75 Prozent der Fälle Chancengründer.”
Der gesamte GEM-Länderbericht Deutschland 2017/2018 ist unter dem nachfolgenden Link abrufbar:http://bit.ly/gruendungsmonitor; sämtliche deutschen GEM-Länderberichte seit 1999 unter https://www.wigeo.uni-hannover.de/gem2017.html
Nachfolgend stehen sämtliche Ergebnisse der Analyse für das Jahr 2017 zur Verfügung:
Rang | Land | Gründungsquote Gesamt (in %) | Anteil an Chancengründungen (in %) |
1 | Polen | 8,9 | 90,2 |
2 | Malaysia | 21,6 | 89,3 |
3 | Thailand | 21,6 | 86,8 |
4 | USA | 13,6 | 86,2 |
5 | Taiwan | 8,6 | 84,6 |
6 | Vietnam | 23,3 | 84,2 |
7 | Niederlande | 9,9 | 83,8 |
8 | Katar | 7,4 | 82,4 |
9 | Australien | 12,2 | 82,2 |
10 | Vereinigtes Königreich | 8,4 | 82,2 |
11 | Peru | 24,6 | 80,2 |
12 | Luxemburg | 9,1 | 80,2 |
13 | Griechenland | 4,8 | 79,8 |
14 | Vereinigte Arabische Emirate | 9,0 | 79,7 |
15 | Japan | 4,7 | 79,6 |
16 | Panama | 16,2 | 79,3 |
17 | Kanada | 18,8 | 79,1 |
18 | Deutschland | 5,3 | 79,0 |
19 | Schweiz | 8,5 | 78,7 |
20 | Madagaskar | 21,8 | 77,7 |
21 | Frankreich | 3,9 | 77,6 |
22 | Argentinien | 6,0 | 77,5 |
23 | Kolumbien | 18,7 | 77,4 |
24 | Marokko | 8,8 | 77,3 |
25 | Uruguay | 14,7 | 77,3 |
26 | Schweden | 7,3 | 76,8 |
27 | Irland | 8,9 | 76,5 |
28 | Korea | 13,0 | 76,1 |
29 | Israel | 12,8 | 75,9 |
30 | Estland | 19,4 | 75,7 |
31 | Italien | 4,3 | 75,2 |
32 | Südafrika | 11,0 | 75,1 |
33 | Indonesien | 7,5 | 74,3 |
34 | Slowenien | 6,9 | 74,0 |
35 | Chile | 23,8 | 73,1 |
36 | Bulgarien | 3,7 | 73,1 |
37 | Mexiko | 14,1 | 72,9 |
38 | Lettland | 14,2 | 72,0 |
39 | Zypern | 7,3 | 70,4 |
40 | Kasachstan | 11,3 | 69,5 |
41 | Iran | 13,3 | 68,9 |
42 | Bosnien und Herzegowina | 4,0 | 68,7 |
43 | Spanien | 6,2 | 68,5 |
44 | Guatemala | 24,8 | 67,4 |
45 | Puerto Rico | 10,6 | 67,1 |
46 | China | 9,9 | 66,0 |
47 | Saudi-Arabien | 11,5 | 65,5 |
48 | Kroatien | 8,9 | 63,2 |
49 | Libanon | 24,1 | 61,4 |
50 | Slowakei | 11,8 | 61,4 |
51 | Brasilien | 20,3 | 59,4 |
52 | Ecuador | 29,6 | 57,3 |
53 | Ägypten | 13,3 | 53,5 |
54 | Indien | 9,3 | 39,1 |
Quelle: Global Report 2017/18, Global Entrepreneurship Monitor(GEM)
- © Dmitriy Shironosov / 123RF – Ansicht der Tabelle mit den Managern (1661_ansicht_der_tabelle_mit_den_managern.jpg)