In einer Zeit, in der Fachkräftemangel viele Unternehmen vor große Herausforderungen stellt, wird immer deutlicher: Attraktive Arbeitsbedingungen sind der Schlüssel, um Mitarbeitende langfristig zu binden und produktiv einzusetzen. Doch was macht Arbeit wirklich attraktiv – für junge Berufseinsteiger genauso wie für erfahrene Fachkräfte? In diesem Blogbeitrag zeigen wir praxisnahe Ansätze, wie Unternehmen die Arbeit für alle Generationen ansprechend gestalten können.
Erwartungen an Arbeit
Die Erwartungen von Beschäftigten an ihre Arbeit sind Generationen übergreifend sehr ähnlich. Wie Befragungen zeigen, stehen folgende Aspekte bei allen Altersgruppen hoch im Kurs: Arbeit soll zunächst einmal den Lebensunterhalt sicherstellen. Und sie soll gut gestaltet sein. Dabei geht es um Gesundheit, abwechslungsreiche Tätigkeiten, Selbstentfaltung, Mitsprache und ein gutes, kollegiales Klima. Nicht zuletzt sind die Erwartungen an ein ausgewogenes Verhältnis von Erwerbsarbeit und Privatleben gestiegen.
Menschengerechte Arbeit
Nutzen Sie die Kriterien menschengerechter Arbeit als Grundlage für die Gestaltung attraktiver Arbeitsbedingungen. Dieses Modell basiert auf arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen und hat eine sehr große Schnittmenge mit den Erwartungen und Wünschen der Beschäftigten. Die Kriterien beinhalten (in Anlehnung an Luczak/Volpert, 1997):
- Gesundheit und Wohlbefinden: Sicherstellung von Arbeitssicherheit und Vermeidung von Dauerbelastungen.
- Handlungsspielräume: Schaffung von Aufgaben, die Mitarbeitende aktiv mitgestalten können.
- Förderung von Kompetenzen: Bereitstellung von Weiterbildungsmöglichkeiten und abwechslungsreichen Tätigkeiten.
- Soziale Unterstützung: Aufbau eines positiven, kollegialen Arbeitsumfelds.
- Beteiligung: Mitarbeitende aktiv in die Gestaltung von Prozessen einbeziehen.
Work-Life-Balance und Digitalisierung: Neue Anforderungen berücksichtigen
Durch den Wertewandel in der Gesellschaft und im Zuge von Digitalisierung sind weitere Herausforderungen für die Unternehmen hinzugekommen:
- Work-Life-Balance: Flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice-Angebote und familienfreundliche Regelungen sind inzwischen Standardanforderungen vieler Bewerber und Bewerberinnen.
- Digitale Transformation: Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung müssen in einer digitalisierten Arbeitswelt gewährleistet sein, um Vertrauen und Motivation der Mitarbeitenden nicht zu gefährden.
Von der Pflicht zur Kür: Gefährdungsbeurteilung als Gestaltungsinstrument
Einen praktischen Einstieg in die Verbesserung der Arbeitsbedingungen bietet Ihnen die gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung körperlicher und psychischer Belastung. Sie können sie nutzen, um mit Beteiligung der Mitarbeitenden nachhaltige Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen zu bewirken. Der Vorteil: Mitarbeitende werden von Betroffenen zu aktiven Mitgestaltenden. Die steigert nicht nur die Akzeptanz der Maßnahmen. Auch die Prozesse können dabei verbessert werden.
Erwerb eines Arbeitgebersiegels
Um gute Arbeitsbedingungen zu schaffen sowie um Fachkräfte zu gewinnen und ans Unternehmen zu binden, können Sie sich als "attraktiver Arbeitgeber" zertifizieren lassen. Unabhängige Institute oder Arbeitgeberbewertungsportale erteilen die Zertifikate. Dafür müssen Unternehmen gute Bewertungen im Hinblick auf die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden und ihre Personalpolitik erzielen. Über die Werbewirksamkeit eines Siegels hinaus erhalten Sie wichtige Hinweise darauf, was sich im Unternehmen noch verbessern lässt.
Betriebsprojekte starten: Verbesserungen gemeinsam umsetzen
Kleine, gezielte Betriebsprojekte sind eine gute Möglichkeit, Arbeitsbedingungen im Austausch mit den Mitarbeitenden zu optimieren. Altersgemischte Teams können dabei konkrete Herausforderungen angehen, z. B.:
- Erfahrungswissen sichern: Erstellung von Tutorials oder Anleitungen durch erfahrene Mitarbeitende.
- Medienbrüche beseitigen: Einführung durchgängiger digitaler Lösungen.
- Entlastung durch Digitalisierung: Assistenzsysteme zur Dokumentation, Robotik bei schwerer Arbeit
- Mobiles Arbeiten regeln: Entwicklung gemeinsamer Lösungen für Homeoffice und flexible Arbeitszeitmodelle für jedes Alter
Beteiligung als Erfolgsfaktor
Unabhängig von der Maßnahme – ob Gefährdungsbeurteilung, Zertifizierung oder Betriebsprojekte – ist die Beteiligung der Beschäftigten entscheidend. Für die Maßnahmen und Projekte empfehlen wir Ihnen folgendes Vorgehen:
- Arbeitsbedingungen analysieren: Führen Sie Mitarbeiterbefragungen durch, um ein Bild von der Zufriedenheit und den Handlungsbedarfen zu erhalten. In kleinen Unternehmen kann alternativ ein Workshop ausreichen. Die Ergebnisse dienen als Basis für Verbesserungsinitiativen.
- Verbesserungsmöglichkeiten identifizieren: Organisieren Sie Workshops, um mit Mitarbeitern aller Altersgruppen Lösungsansätze zu entwickeln, indem Probleme analysiert und Lösungen erarbeitet werden.
- Maßnahmen umsetzen: Setzen Sie die entwickelten Lösungen um und passen Sie Prozesse sowie Arbeitsbedingungen an. Bilden Sie Projektteams aus Mitarbeitern, die von Fachleuten unterstützt werden.
- Anpassungen und Feedback: Geben Sie den Neuerungen Zeit, sich zu etablieren, und seien Sie offen für Anpassungen. Stellen Sie Feedbackmöglichkeiten für die Mitarbeitenden bereit.
Fazit: Gute Arbeitsbedingungen für jedes Alter schaffen
Attraktive Arbeitsbedingungen, die den Bedürfnissen aller Generationen gerecht werden, sind ein strategischer Erfolgsfaktor für Unternehmen. Um dies zu erreichen, sollten Sie regelmäßig analysieren, wie zufrieden Ihre Mitarbeitenden mit ihrer Arbeit sind, und gezielt Verbesserungen umsetzen. Lassen Sie uns abschließend einige Reflexionsfragen stellen:
- Fördern Sie eigenverantwortliches Arbeiten bei jungen Mitarbeitenden?
- Beziehen Sie ältere Mitarbeitende aktiv in Zukunftsplanungen ein?
- Schaffen Sie ein Klima der Wertschätzung in altersgemischten Teams?
- Bieten Sie flexible Arbeitszeitmodelle und Homeoffice-Möglichkeiten an?
- Unterstützen Sie Ihre Mitarbeitenden durch Gesundheitsförderung und weitere soziale Angebote?
Die Antworten auf diese Fragen helfen Ihnen, als Unternehmen nachhaltig attraktiv für Fachkräfte jeden Alters zu sein – und sich als moderner, verantwortungsbewusster Arbeitgeber zu positionieren
Dieser Beitrag steht in Zusammenhang mit unserer Praxishilfe: „So gelingt eine gute Zusammenarbeit der Generationen“. Hierzu haben wir zwei weitere Veröffentlichungen:
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