Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und einige Unternehmen denken darüber nach, die klassische 5-Tage-Woche zu überarbeiten. Ein Modell, das in den letzten Jahren besonders viel Aufmerksamkeit erregt hat, ist die 4-Tage-Woche. Vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels und dem Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance scheint dieses Arbeitszeitmodell attraktiv zu sein. Doch wie lässt sich eine verkürzte Arbeitswoche tatsächlich in der Praxis umsetzen? Eine wissenschaftliche Studie der Universität Münster hat sich genau mit dieser Frage beschäftigt. Ein halbes Jahr lang wurden 45 Unternehmen wissenschaftlich begleitet, die das Modell ausprobiert haben.
Beweggründe für die Teilnahme
Die Unternehmen, die an der Studie teilnahmen, verfolgten unterschiedliche Ziele. Der meistgenannte Grund war, die eigene Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern – ein entscheidender Faktor im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Weitere Motive waren die Verbesserung der Gesundheit der Mitarbeitenden sowie die Hoffnung auf eine gesteigerte Produktivität.
Die Umsetzung sah in den verschiedenen Betrieben jedoch unterschiedlich aus. Im Schnitt reduzierten die Unternehmen die Wochenarbeitszeit um knapp vier Stunden. Ein Drittel entschied sich für eine „echte“ 4-Tage-Woche, was einer Reduktion der Arbeitszeit um 20 Prozent bei vollem Gehalt entspricht.
Ergebnisse der Studie
Die Ergebnisse der Pilotstudie zeichnen ein gemischtes Bild: 39 Prozent der Unternehmen planen, die 4-Tage-Woche dauerhaft beizubehalten, während 34 Prozent die Testphase verlängern wollen. Allerdings kehren 20 Prozent der Betriebe wieder zur 5-Tage-Woche zurück. Ein Hauptgrund dafür war das erhöhte Stresslevel der Mitarbeitenden an den verbleibenden vier Tagen.
Ein positiver Aspekt der Studie ist die gesteigerte Zufriedenheit der Beschäftigten. Viele berichteten von einer Verbesserung ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit. Diese subjektiven Eindrücke wurden durch objektive Daten, wie etwa Fitness-Tracker-Messungen und Cortisol-Werte, bestätigt. Besonders auffällig: Unternehmen, die die 4-Tage-Woche erfolgreich umsetzten, optimierten ihre internen Abläufe, indem sie Meetings reduzierten oder effizienter gestalteten.
Ist die 4-Tage-Woche die Zukunft?
Die Studie der Universität Münster zeigt, dass die 4-Tage-Woche unter bestimmten Bedingungen funktionieren kann – sie ist aber kein Allheilmittel gegen den Fachkräftemangel. Auch wenn viele der teilnehmenden Unternehmen positive Ergebnisse verzeichnen, lässt sich das Modell nicht auf die gesamte Wirtschaft übertragen. Die Testbetriebe sind nicht repräsentativ für die deutsche Unternehmenslandschaft, was die Aussagekraft der Ergebnisse einschränkt.
Fazit
Die 4-Tage-Woche bietet viel Potenzial, sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeitende. Sie kann die Zufriedenheit und das Wohlbefinden steigern und gleichzeitig die Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen. Doch die erfolgreiche Umsetzung erfordert organisatorische Anpassungen und ist nicht für jedes Unternehmen geeignet. Vor allem das Stresslevel und die Auswirkungen auf die Produktivität müssen genau beobachtet werden. Klar ist: Die 4-Tage-Woche ist kein Wundermittel, aber sie kann in bestimmten Kontexten eine echte Alternative zur klassischen 5-Tage-Woche darstellen.