Die RKW IMPULSE 2024 befassten sich mit der Frage, welche Lösungswege es aus dem Fachkräftemangel geben kann. Dabei diskutierten die Teilnehmenden am Nachmittag in drei parallelen Workshops zu folgenden 3 Themen:

  1. Digitalisierung und KI als Gamechanger im Fachkräftemangel? --> zum Nachbericht

  2. Kampf um Fachkräfte – neue Zielgruppen im Fokus --> zum Nachbericht

  3. Weltweit suchen und finden! So geht internationale Rekrutierung im Mittelstand --> zum Nachbericht

Hier finden Sie eine Zusammenfassung der erörterten IMPULSE aller drei Workshops, die im Wrap-up vorgestellt wurden: zum Wrap-up

Workshop 1: Digitalisierung und KI als Gamechanger im Fachkräftemangel?

Der Workshop widmete sich der Frage, wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) als mögliche Lösungsansätze zur Bewältigung des Fachkräftemangels in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) beitragen können. Zu Beginn tauschten die Teilnehmenden ihre Erfahrungen aus, gefolgt von Praxisberichten zweier Unternehmen.

Christian Veser, Geschäftsführer der VEMA technische Kunststoffteile GmbH, präsentierte die mitarbeiterorientierte Einführung von Cobots in seinem Unternehmen. Mit Hilfe dieser konnte das Unternehmen die eigene Produktivität steigern und zugleich aber auch die Attraktivität als Arbeitgeber fördern. Herbert Zahnen, Geschäftsführer der Zahnen Technik GmbH, erläuterte, wie KI und Digitalisierung in eine umfassende Personalstrategie integriert sind, die von der Personalarbeit, über die eigenen Prozesse bis zum Geschäftsmodell vielfältige Maßnahmen kombiniert.

Die Diskussionsergebnisse verdeutlichten, dass Digitalisierung und KI den Fachkräftemangel nicht allein lösen, jedoch einen wichtigen Beitrag leisten können. Insbesondere können sie Unternehmen helfen, Prozesse effizienter zu gestalten, Mitarbeitende zu entlasten und die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen. Auch eröffnen sie neue Wege im Personalmarketing und zur Erschließung neuer Bewerbergruppen. Außerdem wurde deutlich, dass die Einführung neuer Technologien eine Kompetenzverschiebung bei den Mitarbeitenden bewirkt. Durch die Automatisierung routinierter Aufgaben entstehen neue Anforderungen an digitales Know-how und die Fähigkeit, mit intelligenten Systemen zu arbeiten.

Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert jedoch eine passgenaue Auswahl der Technologien und die aktive Einbindung der Mitarbeitenden. KI steht hierbei am Ende eines kontinuierlichen Entwicklungsprozesses von Standardisierung und Automatisierung hin zu intelligenten Anwendungen, die Unternehmen nachhaltig unterstützen können.

Workshop 2: Kampf um Fachkräfte – neue Zielgruppen im Fokus

Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung passende Fachkräfte zu finden und binden. Denn allein durch den demografischen Wandel wird sich in den kommenden Jahren die Personalknappheit weiter verschärfen. Doch es gibt stille Reserven, die ein Unternehmen für sich neue Zielgruppe in den Blick nehmen kann. Dazu zählen beispielsweise Frauen (in Teilzeit), Rückkehrende aus Eltern- oder Pflegezeit, An- und Ungelernte, ältere Arbeitnehmende, Menschen mit Einschränkungen und viele weitere mögliche Gruppen. Und daher befasste sich der Workshop mit der Frage, wie sich Unternehmen attraktiv für die Personengruppen aufstellen können.

Nach einem Impuls durch Ramona Tauchen (RKW Baden-Württemberg) und Gabriele Held (RKW Kompetenzzentrum) konnten die Teilnehmenden in eine Persona-Arbeit einsteigen. Beim Persona-Ansatz steht eine Person stellvertretend für eine Personengruppe, die sich durch ähnliche Erwartungen, Werte Herausforderungen und Wünsche kennzeichnet. Durch diesen Fokus ist es möglich, die verschiedenen Zielgruppen besser zu verstehen und die Zielgruppe in den Mittelpunkt zu stellen, fern der eigenen (Unternehmens-)Bedürfnisse. Dadurch lassen sich passgenaue Lösungen entwickeln.

Im Workshop wurden sechs fiktive Personas vorgeschlagen, die die Teilnehmenden in Gruppenarbeit gemeinsam erarbeitet haben. Ein Canvas gab jeweils die wichtigsten Informationen zur Person. Erarbeitet wurden des Weiteren folgende vier Rubriken:

  • Erwartungen der Person an das Unternehmen
  • Kompetenzen und Stärken der Person
  • Mögliche Herausforderungen
  • So gewinnen wir die Person für uns

Es wurden intensive Diskussionen geführt, wie Unternehmen die jeweiligen Zielgruppen binden können. Und es wurden auch viele ganz unterschiedliche Empfehlungen in Richtung Politik ausgesprochen, inwiefern hier Unterstützung für Betriebe beim Finden und Binden geleistet werden kann. Dabei zeigte sich aber auch: Es ist komplex. Und hier gilt es Betrieben ausreichend Unterstützung zu geben. Das eingesetzte Canvas wird daher weiterentwickelt und Unternehmen als Instrument an die Hand gegeben.

Workshop 3: Weltweit suchen und finden! So geht internationale Rekrutierung im Mittelstand

Erst 18 Prozent der Unternehmen in Deutschland suchen und akquirieren Fachkräfte im Ausland – das hat eine aktuelle Umfrage der Bertelsmann Stiftung ergeben. Kein Wunder, denn das Thema ist sehr Komplex und es gibt einige Hindernisse.

Ingo Henning vom IQ Netzwerk Niedersachsen moderierte den Workshops, in dem drei KMUs von ihren praktischen Erfahrungen bei der Fachkräfteeinwanderung berichteten. Den Beginn machte Heike Hilmer Börner, Geschäftsführerin von Hilmer GmbH CNC Technik in Hannover, einem Lohnfertiger mit 20 Mitarbeitenden. Ihre Firma benötigt vor allem Dreher und Fräser. Auf ihre Stellenausschreibung hin erhielt sie allerdings null Bewerbungen aus Deutschland. Über die Agentur für Arbeit bewarb sich schließlich ein Tunesier, der sehr gut auf das Profil passte. Durch die Unterstützung des IQ Netzwerk Niedersachsen gelang es, den Tunesier innerhalb kurzer Zeit nach Deutschland zu holen. Das größte Problem stellte sich nach seiner Ankunft: Er fand keine Wohnung. Sie glaubt: Ohne Herzblut und viel Engagement der Unternehmen für die ausländischen Fachkräfte lässt sich das Thema nicht meistern.

Frau Mani von Mani Pflegeservice ist aus einer Branche, die bereits seit langem mit dem Fachkräftemangel konfrontiert ist und das unter erschwerten Bedingungen. Denn es gelten strenge Vorschriften und die Anerkennung ist besonders schwierig. 2010 begann sie bereits, Pflegekräfte in Portugal zu suchen - zunächst auf eigene Faust. Die Fachkräfte nach Deutschland zu holen, war gar nicht so schwer. Denn Portugal gehört zur EU. Das weitaus größere Problem war jedoch die Anerkennung der in Portugal erworbenen Abschlüsse. Dass die Abschlüsse zunächst nicht anerkannt wurden, frustrierte nicht nur Frau Mani sondern vor allem die Fachkräfte selbst. Heute startet sie mit dem Anerkennungsprozess bereits in Deutschland. Trotzdem dauert der Gesamtprozess viel zu lange – teilweise bis zu 2 Jahre. Mittlerweile hat sie ein eigenes Recruiting Unternehmen gegründet, denn der Bedarf - auch aus anderen Branchen - ist riesig. Sie findet ihre Fachkräfte nun auch in Indien und ist sich sicher: Gute Deutschkenntnisse sind der Schlüssel und sollten bereits im Ausland erworben werden.

Christian Never von der Firma fand seine erste Fachkraft aus dem Ausland über einen ganz besonderen Weg: Über das Karrierenetzwerk LinkedIn. Auf der Karriereplattform schrieb er mit einem Kameruner, der dort die Ergebnisse seiner Schweißarbeiten postete und mit viel Herzblut beim Thema war. In dem daraus folgenden Nachrichtenverkehr, entspann sich die Idee für die Fachkraft nach Deutschland zu kommen. Bis sie allerdings hier war, verging sehr viel Zeit, der Prozess war mehr als kompliziert. Eines der größten Probleme war auch hier die Anerkennung. Das Schöne: Er erhält nun regelmäßig Anfragen aus dem Netzwerk des ersten Kameruners, was ihm die Suche erleichtert.

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