Digitalisierung und Nachhaltigkeit – zwei Begriffe, die heute in keinem Unternehmen mehr fehlen dürfen. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind sie jedoch weit mehr als nur Schlagworte: Sie sind die Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit.

Die aktuelle Studie zur Twin Transition in KMU ­– der Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut – zeigt deutlich, dass viele Unternehmen zwar erste Schritte unternehmen, aber „noch ganz am Anfang“ stehen. Dabei birgt die Verknüpfung beider Transformationsprozesse ein enormes Potenzial – vorausgesetzt, ein grundlegender Kulturwandel findet statt.

Was bedeutet Nachhaltigkeit eigentlich – und warum ist sie für KMU relevant?

Die Grundlage für das moderne Verständnis von Nachhaltigkeit wurde bereits 1987 durch die Brundtland-Kommission gelegt. Nachhaltige Entwicklung, so heißt es, ist eine...

...Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.(Berg & Ramesohl 2019; Zamiri et al. 2021)

Im Unternehmenskontext bedeutet das, dass Nachhaltigkeit mehr als ökologische Themen umfasst und entsprechend vielschichtiger gedacht werden – ökologisch, sozial und wirtschaftlich.

  • Ökologische Nachhaltigkeit: Schonender Umgang mit Ressourcen und Schutz der Umwelt.
  • Soziale Nachhaltigkeit: Faire Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Gleichberechtigung, Sicherheit und Partizipation.
  • Wirtschaftliche Nachhaltigkeit: Langfristiges Wachstum, das soziale und ökologische Faktoren einbezieht.

Diese Sichtweise ist entscheidend, um „echte Nachhaltigkeit“ in Unternehmen zu verankern – insbesondere in KMU, die in ihren Regionen oft wichtige gesellschaftliche Rollen einnehmen.

Digitalisierung & Nachhaltigkeit: Zwei Seiten derselben Medaille

Die Digitalisierung wird oft als technischer Wandel betrachtet – Automatisierung, Cloud-Lösungen, KI-Anwendungen. Doch wenn man sie mit dem Thema Nachhaltigkeit verknüpft, entsteht eine neue Dimension: die Twin Transition.

Wie die Studie zeigt, kann Digitalisierung in Unternehmen als Hebel dienen, um ökologische und soziale Ziele effizienter zu erreichen.

  • Digitalisierung hilft, Ressourcen effizienter zu nutzen, z. B. durch Smart Metering oder digitale Lieferketten.
  • Digitale Tools ermöglichen neue, umweltverträgliche Geschäftsmodelle – wie z. B. Sharing-Plattformen oder kreislaufbasierte Produktentwicklungen.
  • Bewusster Ressourcenumgang, z. B. durch Remote Work oder digitale Meetings, reduziert den Gesamtverbrauch.

Der Kulturwandel: Fundament der Twin Transition

Technik allein macht noch keinen Wandel. Der entscheidende Faktor, damit Digitalisierung und Nachhaltigkeit in KMU erfolgreich zusammenwirken, ist die Unternehmenskultur.

  • Transparenz und Partizipation sind essenziell, um Mitarbeitende mitzunehmen und Ängste abzubauen.
  • Führungskräfte müssen als Vorbilder agieren und die Veränderung aktiv vorleben.
  • Neue Werte wie Kooperation, Lernbereitschaft und nachhaltiges Denken müssen in den Arbeitsalltag integriert werden.

Wie die Plattform Zukunft der Nachhaltigkeit betont, reicht es nicht aus, einzelne Maßnahmen umzusetzen – es braucht ein ganzheitliches Denken. Genau das fehlt aktuell noch in vielen Unternehmen.

Was KMU jetzt tun können

  • Analyse des Status quo: Wo steht mein Unternehmen heute bei Digitalisierung und Nachhaltigkeit?
  • Mitarbeitende einbinden: Workshops, Ideenrunden oder Pilotprojekte stärken das Engagement.
  • Synergien identifizieren: Welche digitalen Tools können Nachhaltigkeitsziele unterstützen – und umgekehrt?
  • Kulturwandel gestalten: Leitbilder, offene Kommunikation und Lernangebote fördern die Veränderung.

Fazit: Twin Transition als Chance begreifen

Die Herausforderung ist groß – aber die Chancen sind größer. KMU, die Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht als getrennte Projekte, sondern als verknüpfte Transformationsprozesse begreifen, verschaffen sich einen klaren Wettbewerbsvorteil. Sie erhöhen ihre Attraktivität als Arbeitgeber, senken langfristig Kosten und positionieren sich als verantwortungsbewusste Akteure in einer zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Wirtschaft.

Die Twin Transition ist keine kurzfristige Modeerscheinung – sie ist der Weg in eine widerstandsfähige und zukunftsfähige Unternehmenswelt. Und dieser Weg beginnt mit dem Mut zum Wandel

Literatur:

Hofmann, J., Ricci, C., Kleinewefers, C., & Laurenzano, A. (2023). Doppelte Transformation.

Berg, Holger, Stephan Ramesohl (2019). Nachhaltigkeit und Digitale Transformation: Bericht zum Forschungsmodul B1 Wechselwirkungen des Ziel- und Indikatorensystems. Fallstudie Nachhaltigkeitsstrategie NRW | November 2019. 

Zamiri, Majid, José Ferreira, Joao Sarraipa, Claudio Sassanelli, Sergio Gusmeroli, Ricardo Jardim-Goncalves (2021). Towards A Conceptual Framework for Developing Sustainable Digital Innovation Hubs, IEEE International Conference on Engineering, Technology and Innovation (ICE/ITMC). Presented at the 2021 IEEE International Conference on Engineering, Technology and Innovation (ICE/ITMC), IEEE, Cardiff, United Kingdom, pp. 1–7. 

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Laufzeit des Projekts

Januar 2023 - Dezember 2026

Bildquellen und Copyright-Hinweise
  • © IStock_pces609 / iStock.com – Nachhaltigkeit_Bild.png

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