Wie im ersten Teil beschrieben, setzen die Eckert Schulen das Programm seit 2018 in Deutschland um – erst in Süddeutschland, nun auch in Frankfurt Rhein Main. Während zu Beginn nur rund 20 Jugendliche kamen, sind es 2024 über 50 und es wurden neue Unternehmen gesucht.
KOtra stellt den Kontakt her
Der Kontakt zu den Eckert Schulen entstand über die KOTRA in Frankfurt. Die KOTRA ist eine staatliche finanziert Organisation, die Handel und Investitionen zwischen Deutschland und Korea unterstützt. Das Konzept der Eckert Schulen und die durchdachte Herangehensweise des Projektes überzeugten direkt. Vor allem ein sehr wichtiger Aspekt: Die deutschen Unternehmen können die koreanischen Jugendlichen im Rahmen eines einwöchigen Praktikums bei sich in der Firma kennen lernen. Und entscheiden erst danach, ob sie einen dreijährigen Ausbildungsvertrag eingehen.
Nach dem ersten Gespräch ging alles ganz schnell: Wirtschaftsförderungen aus der Region zeigten großes Interesse und so waren rasch Unternehmen gefunden, die mitmachen wollten. Diese stellten sich im Rahmen einer Online-Veranstaltung den Jugendlichen vor. Danach wurde ausgewählt, wer in welches Unternehmen geht.
Schnupperpraktikum im November in Deutschland
In der zweiten Novemberwoche war es dann soweit. Die 16 Jugendlichen trafen für ihre einwöchigen Praktika in der Frankfurt Rhein Main Region ein. Sie sind bei unterschiedlichen Betrieben, u.a. bei Schott in Mainz, Schuf Armaturen in Eppstein und bei den Bäderbetrieben in Oberursel. 5 Tage schnupperten sie hier in die Ausbildung zum Zerspannungsmechaniker, zur Kauffrau für Bürokommunikation oder zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung.
Sind Unternehmen und Praktikanten zufrieden, unterzeichnen sie im Anschluss einen Ausbildungsvertrag. Im Sommer 2025 kommen die Jugendlichen dann wieder um ihre Ausbildung zu beginnen.
Kleine Betriebe können Ausbildungsplätze kaum besetzen
Die Firma Schuf Armaturen ist eines der Unternehmen mit vier koreanischen Jugendlichen. Kein Wunder, denn der Nachwuchs fehlt. Die Mitarbeitenden werden älter und die Firma ist auf junge Mitarbeitende angewiesen. Die sind allerdings schwer zu finden. Und das obwohl Schuf regelmässig auf Berufsmessen vertreten ist, den Kontakt zu Schulen hält und generell sehr aktiv ist. Nach dem Besuch der letzten Schulklasse kam immerhin eine Bewerbung berichtet Nora Bartels, eine der beiden COOs des Unternehmens. Aber eigentlich hätten sie Platz für vier Auszubildende und bräuchten dringend Zerspannungsmechaniker. Das sei ein toller Ausbildungsberuf, der sich über die Jahre stark verändert hätten und heute viel Digitales beinhalte.
Zu viele Jugendliche sind auf dem Gymnasium
Nora Bartels ist sich sicher: Heutzutage sind viel zu viele Schülerinnen und Schüler auf dem Gymnasium – und das nur weil ihre Eltern es so möchten. Eigentlich wären sie besser für eine praktische Tätigkeit geeignet, denn theoretisches Lernen liegt ihnen nicht besonders. Kein Wunder, dass sie sich über die Anfrage der Wirtschaftsförderung Eppstein zu den koreanischen Praktikanten sehr gefreut hat.
Produktion von Ventilen im Großformat mit einer internationalen Belegschaft
Schuf fertigt Ventile und zwar keine kleinen, sondern richtig Große. Diese sind oft Sonderanfertigungen und werden in der Chemie,- Pharma, oder Energiebranche benötigt. Schuf liefert nicht nur in viele Märkte weltweit, auch das Unternehmen selbst ist international: In Eppstein arbeiten 70 Mitarbeitende, insgesamt 18 Nationalitäten. Daher ist sich Frau Bartels sicher: „Die ausländische Herkunft ist das geringste Problem. Wichtig seien gute Deutschkenntnisse. Denn sonst kämen die Auszubildenden in der Berufsschule nur schwer mit.“
Gute Deutschlandkenntnisse sind wichtig
Das bestätigt auch Frau Kim und betont: Im ersten Ausbildungsjahr sei es natürlich schwer für die Jugendlichen. Ihre Noten in der Berufsschule lägen da eher bei 3-4. Aber sobald ihr Deutsch besser sei, würden es auch die Noten. Betreut werden die 18-19 jährigen Koreaner bei Schuf vom Ausbildungsleiter, Herrn Vasilios Parasidis. Er hat griechische Wurzeln und selbst erst 2015 seine Ausbildung bei Schuf gemacht. Mit viel Ruhe und Expertise kümmert er sich um den Nachwuchs und zeigt, was zu tun ist.
Wirtschaftsförderung unterstützt das Projekt, denn Azubimangel treibt viele um
Die Wirtschaftsförderung Eppstein hat die Bedeutung des Projektes erkannt: Am zweiten Tag des Praktikums erhalten die Jugendlichen bei Schuf Besuch vom Bürgermeister Alexander Simon plus Ortsvorsteher Guido Ernst und Presse. Der Bürgermeister begrüßt die Auszubildenden persönlich an ihrer Werkbank und hat sogar Geschenke aus der Region mitgebracht. Angesichts solch hohen Besuchs sind die Jugendlichen schüchtern, aber auch etwas neugierig.
Fazit für Schuf Armaturen
Schuf war mit den koreanischen Jugendlichen sehr zufrieden. Sie brachten erstaunlich gute Kenntnisse mit und waren absolut motiviert, so das Fazit. Daher wird Schuf ihnen einen Ausbildungsvertrag anbieten. 2025 werden sie dann ihre Ausbildung in Eppstein starten.
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