Die Stadtwerke Oberursel hatten sich ebenfalls für vier koreanische Praktikanten entschieden. Der Betrieb ist sehr vielfältig aufgestellt: Zu den Stadtwerken gehören neben der Energieversorgung auch die Wasserversorgung, das Schwimmbad „Taunabad“, der Stadtbus, die Parkhäuser sowie die Oberurseler Stadthalle. Insgesamt arbeiten hier rund 200 Personen.
Südkorea-Hochburg Oberursel
Oberursel ist als koreanische Hochburg im Frankfurt Rhein Main Gebiet bekannt. Von den 50.000 Einwohnern stammen immerhin 900 aus Südkorea. Von daher war es naheliegend, bei dem Projekt mitzumachen. Die Leiterin Recht, Personal und Zentrale Dienste bei den Stadtwerken Oberursel, Frau Hester Huismann, zeigt sich sehr zufrieden: „Der Aufenthalt der vier Jugendlichen war eine tolle Erfahrung und zwar für die gesamte Belegschaft“. Alle hätten sich toll gekümmert, obwohl es vorher durchaus Bedenken gegeben habe. Aber am Ende hätte es super geklappt. Man hätte sich eben über Apps und mit Händen und Füssen verständig.
Stadtwerke machen gute Erfahrungen mit Auszubildenden aus dem Ausland
Frau Huismann, selbst gebürtige Niederländerin, meint: „Die sprachliche Hürde ist eine Herausforderung aber keine, die nicht zu lösen wäre“. Zudem seien die Jugendlichen jung und lernten schnell. Auch für die Stadtwerke sind Auszubildende nicht leicht zu finden, daher ergriff Frau Huismann die Chance beim Schopf. Im Juli hat sie bereits eine Auszubildende aus dem Iran eingestellt und mit dieser sehr gute Erfahrungen gemacht. Kein Wunder, dass sie ausgesprochen aufgeschlossen ist, was ausländische Auszubildende angeht.
Nur waren zwei Koreaner für ein Praktikum im Bereich der Betriebselektronik vor Ort sowie zwei Koreanerinnen für den Ausbildungsberuf der Veranstaltungskauffrau. Eine hat sich nach dem Praktikum tatsächlich für die Ausbildung in Oberursel entschieden und wird ab Herbst 2025 ihre Ausbildung in der Stadthalle starten.
Unterkunft in Frankfurt und jede Menge Programm
Während der Praktikumswoche sind die Koreanerinnen und Koreaner in einem Hotel in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofs untergebracht. Darüber sind sie sehr glücklich, denn es gibt viele koreanische Restaurants sowie Supermärkte in der Nähe. Das vermittelt das Gefühl von Heimat. Nach Oberursel fahren sie mit der S-Bahn. Neben dem Praktikum im Betrieb haben sich alle Beteiligten einiges an Programm überlegt. Die Stadt Eppstein hat einen Besuch der Burg organisiert, denn so eine Festung aus dem 14. Jahrhundert gibt es in Südkorea natürlich nicht. Zur Halbzeit haben die Eckert Schulen ein gemeinsames Abendessen in einer Pizzeria am Westhafen in Frankfurt angesetzt. Pizza ist international und auch in Korea sehr beliebt.
Warum ist eine Ausbildung in Deutschland für Koreaner attraktiv?
Beim Pizza essen frage ich die Jugendlichen, warum sie gerne nach Deutschland kommen möchten. Die Antworten fallen recht interessant und durchaus unterschiedlich aus. Eine Koreanerin sagt, sie liebe Deutschland und esse auch in Korea am liebsten Brot zum Frühstück. Überhaupt möge sie Brot in allen Varianten. (Anmerkung der Redaktion: Nicht Reis und Suppe wie eigentlich in Korea üblich). Ein Koreaner fragt mich, ob ich wüsste, wie viele Urlaubstage es in Südkorea gäbe? Ich sage ungefähr zehn und er meint: „Genau, das ist der Punkt!“ In Deutschland seien es immerhin 30 Tage Urlaub und zudem sei er froh, hier keine 80 Stunden pro Woche arbeiten zu müssen, wie das in seinem Heimatland durchaus üblich wäre. Der Dritte sagt schließlich, er fände die Ausbildung grundsätzlich interessant. Sie wäre mit drei Jahren aber doch sehr lang und er würde lieber nach Südkorea zurück gehen, um dort direkt bei einem deutschen Unternehmen das Arbeiten anzufangen und gleich richtig Geld zu verdienen – ohne Ausbildung.
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