Als die OPEC-Länder im Herbst 1973 die Ölförderung drosselten, wurde den westlichen Industrieländern schlagartig bewusst, wie abhängig sie von Rohstoffen aus der "Dritten Welt" waren. Das schockte, Kurzarbeit, steigende Arbeitslosigkeit – das war neu im Wirtschaftswunderland.
Der Bundeskanzler sprach ernste Worte: Mehr Arbeitslose, weniger Wachstum ... Die Medien schrieben über Ausmaß und Folgen einer möglichen Rezession. Kommt uns bekannt vor? Die Regierung verhängte scharfe Energiesparmaßnahmen – die autofreien Sonntage im November 1973 sind den älteren Semestern sicher noch in Erinnerung. Und sie fühlten sich an wie "Lockdown", wenn auch nur für einen Tag.
Krisen managen
Unter diesem Titel veröffentlichte das RKW in der Zeitschrift "Rationalisierung" im Sommer 1974 einen Beitrag. Die wichtigste Aufgabe des Management in der Krise sei die Sicherung der Liquidität – genau das nannten die Betriebe in unserer Blitzbefragung im April auch als ihre erste Priorität. Um schnell handlungsfähig zu sein und nicht in "Schockstarre" zu verfallen, wurde empfohlen, eine mögliche Krisensituation zu simulieren: Beispielsweise der Rückgang des Umsatzes um 40 Prozent für eine unbestimmte Zeit. Als angemessene Reaktion in einem solchen Szenario nannte der Autor beispielsweise die Kostenreduktion, wobei vorher festgelegt sein sollte, welche Kosten in welcher Höhe reduziert werden könnten, ohne das Geschäft zu gefährden. Sei das nicht geklärt, würde man sich vielleicht nur auf Portokosten einigen können ...
Zur Krisenprävention wurde vorgeschlagen, das Produktprogramm zu diversifizieren oder Lizenzfertigung zu übernehmen. Um flexibel auf konjunkturelle Schwankungen reagieren zu können, seien Mehrarbeit oder Outsourcing zu empfehlen, denn diese Kosten ließen sich leicht senken, Personalabbau dagegen schwierig. Oder man verlagere die Produktion gleich in kostengünstigere Standorte. Viele Unternehmen haben im Frühjahr 2020 genau so gehandelt: neue Produkte und Services erfunden und Personal möglichst gehalten, dank Kurzarbeit eine Option.
Schließlich erschien der Aufsatz in der RKW-Zeitschrift. Daher wundert es nicht, dass Rationalisierungsmaßnahmen empfohlen werden, beispielsweise solle beim Kostensparen die EDV ausgenommen werden, auch wenn neue Anwendungen implementiert würden, deren Wirtschaftlichkeit noch nicht zu prüfen sei.
Gute Planung, so der Autor, schaffe die notwendige Transparenz, so dass im Krisenfall schnell die richtigen Ansatzpunkte identifiziert werden können. Auch das stimmt heute noch: Ohne genaue Übersicht ist es schwer, zielgenau zu handeln. Last but not least empfiehlt der Autor:
"Es sollte die Chance zu Erneuerung und Verbesserung, die als positives Element in jeder Krisis steckt, nicht vergeben werden!"
Dem können wir uns heute nur anschließen.
Wer mehr zur Geschichte des RKW erfahren möchte, kann in der Website geschichte.rkw.de stöbern.
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