Die Vorstellung, dass sich ältere Mitarbeiter mit neuer Technik schwertun, ist noch immer recht verbreitet. Die beschleunigte Digitalisierung weckt vor diesem Hintergrund besondere Befürchtungen, dass Ältere „nicht mehr mitkommen“. Dem ist aber entgegenzuhalten, dass Altern keineswegs zwangsläufig mit dem Verlust des beruflichen Leistungsvermögens verbunden ist. Mehr noch: Wenn die digitale Technik als Werkzeug für den Menschen und zur Unterstützung seiner Leistungsfähigkeit genutzt wird, dann profitieren auch ältere Beschäftigte.
Die geistige Leistungsfähigkeit verändert sich, geht aber nicht zurück
Vielfältige wissenschaftliche Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass Ältere beruflich genauso leistungsfähig sind wie Jüngere. Dies gilt für Planungs- und Problemlöseleistungen sowie für Innovationsfähigkeit. Ebenso können auch ältere Beschäftigte noch lernen und sind ebenso wie jüngere Beschäftigte in der Lage, mit technischen Neuerungen Schritt zu halten. Bei älteren Beschäftigten geht die Geschwindigkeit bei der Verarbeitung von Informationen zurück, dafür gewinnen sie an Erfahrungswissen. Ihre Urteilsfähigkeit ist gut ausgeprägt, so dass sie schnell und präzise richtige Entscheidungen treffen können. Dies sind wichtige „Tugenden“ in betrieblichen Modernisierungsprozessen.
Gut gestaltete Arbeit ist zugleich alterns- und altersgerecht
Die Umsetzung arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse einer menschengerechten Arbeitsgestaltung leistet einen wichtigen Beitrag zu kompetenzförderlicher Arbeit. Dies beinhaltet geistig anregende Tätigkeiten, die eine „Lernentwöhnung“ der Beschäftigten im Arbeitsleben verhindern. Ebenfalls zu nennen sind Handlungs- und Entscheidungsspielräume, die es den Beschäftigten ermöglichen, ihre Erfahrungen bei der alltäglichen Arbeit einzubringen und ihr Arbeitsvorgehen selbstbestimmt zu optimieren. Zu vermeiden ist demgegenüber neben einer geistigen Unterforderung durch monotone Tätigkeiten (zum Beispiel Bandarbeit mit kurzen Zeittakten) auch eine Überforderung der Beschäftigtengruppen. Hierbei ist die Kombination von Zeitdruck und Multitasking (viele Aufgaben gleichzeitig) mit komplexen Aufgaben zu nennen. Positiv formuliert: Ältere – wie auch Jüngere – sollten anregende und herausfordernde Aufgaben erhalten, dafür aber ausreichende zeitliche Spielräume zur Durchführung bekommen.
Digitale Technik als Werkzeug für die (älteren) Beschäftigten
Digitalisierung bietet Chancen für eine alterns- und altersgerechte Arbeitsgestaltung. So können viele stark belastende und gesundheitlich gefährdende Tätigkeiten automatisiert und auf Maschinen übertragen werden. Beispiele sind schweres Heben und Tragen bei Transportaufgaben, ungünstige Körperhaltungen bei Montagen sowie monotone Tätigkeiten, wie die Entnahme von Werkstücken. Auch gibt es die Chance, Arbeitsplätze besser und leichter als bisher an die Bedürfnisse der Beschäftigten anzupassen, zum Beispiel durch eine automatische Einstellung der Maschine auf die Körpermaße und Qualifikationsprofile der einzelnen Beschäftigten. Gut aufgebaute Informationssysteme können auch das Gedächtnis entlasten bzw. unterstützen.
Mehr zu den Anforderungen von Industrie 4.0 und älteren Beschäftigten können Sie in einem Vortrag nachlesen.
Hinweis
Im November 2016 erschienen ist unser Wegweiser „Demografiefeste Arbeit“, in dem Sie viele nützliche Tools und Instrumente für eine alter(n)sgerechten Arbeitsgestaltung finden. Diesen können Sie kostenfrei bei uns bestellen. Wir halten Sie auf dem Laufenden!