Wer heute Curricula und Ausbildungspläne schreiben muss, steht vor einem Dilemma: Unbestritten verändert die Digitalisierung die Anforderungen an die Fachkräfte. Bloß was genau verändert sich und mit welcher Kompetenz kann ich diese Veränderung bewältigen? Wenn wir das so genau wüssten...

Die meisten Jobs und Berufe, die es 2030 oder 2040 gibt, kennen wir noch nicht.  Die Menschen, die diese Jobs machen sollen, bilden wir gerade aus. Was sollen sie lernen? Ich greife beispielhaft auf, was Prof. Igel vom DFKI in seinen Vorträgen sagt: In der Produktion 4.0 arbeitet die Maschine autonom. Wenn ein Werker etwas reparieren soll, muss der erst die Maschine fragen, was sie gerade gemacht hat! Was muss der Industriemechaniker oder der Maschinen- und Anlagenführer dafür lernen? Muss er zum ITler werden und künstliche Intelligenz verstehen?

Wir denken in falschen Kategorien

Die Antworten auf diese Fragen wären klassischerweise eine Liste von Kompetenzen und vielleicht ein Methodenkoffer, wie man sie vermitteln will. Das funktioniert nicht mehr, wenn die Maschine in Echtzeit nicht nur den Lernprozess auslöst, sondern auch noch gleichzeitig der Lerngegenstand ist. Das heißt aber gleichzeitig, dass die "Lerninhalte" digital längst vorhanden sind.

Wir verstehen unter "Digitales Lernen" aber noch sehr oft die Anwendung von Medien: White Board statt Tafel und Kreide, Beamer statt Overheadprojektor. Und wenn es an einer Schule eine "Tablet-Klasse" gibt, ist das eine Meldung in den Nachrichten wert. Damit vermitteln wir den Lernenden "Bedienkompetenz" für digitale Medien, aber reicht das? Sie werden mit Big Data umgehen müssen, dafür viel von Algorithmen verstehen. Laut PISA-Studie erreichen 17 Prozent der 15-jährigen in Deutschland hier nur die Kompetenzstufe 1, die kaum reichen wird, eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen. (So das BIBB in einer Synopse zur Medien- und IT-Kompetenz als Eingangsvoraussetzung für die berufliche Ausbildung)

Nun ist es leicht, auf die Schule zu schimpfen. Es ist wohlfeil zu fordern, Lehrer müssten sich so weit fortbilden, dass sie dieses Wissen vermitteln könnten. Die Schulträger müssten die Schulen entsprechend technisch ausstatten - aber oft ist die Sanierung der Toiletten dringlicher. 

Die Forderungen sind zwar nicht falsch, aber sie führen nicht weiter. Denn sie bewegen sich in dem Bildungssystem, wie wir es seit Humboldt kennen. In einem System, dass für die Produktion 1.0 gut vorbereitete. Aber das ist das System von gestern. 

Kompetenzen aufbauen durch Machen

Im alten System haben wir abfragbares Wissen angehäuft. Fakten. Heute brauchen wir anderes, das man eben nicht in Büchern lernt, das man nicht mit "bestanden" oder "durchgefallen" bewerten kann. Sondern das man nur durch Aktion erwerben kann. Beispielsweise, indem Auszubildende in ihrem Betrieb schauen, wo es Digitalisierungspotenzial gibt. Sie gewinnen dabei an Kommunikationskompetenz, denn sie müssen mit den Kollegen reden. Sie gewinnen ein tieferes Verständnis für die Prozesse im Betrieb - unerlässlich, wenn agil gearbeitet werden soll. Sie schulen ihre Kooperationsfähigkeit, wenn sie im Team zusammen arbeiten müssen. Und wenn sie dann ein Digitalisierungsprojekt umsetzen und die Verantwortung dafür übertragen bekommen haben, wachsen ihre Kompetenzen bei Selbstorganisation, Verantwortungsbewusstsein und praktischer Handlungsfähigkeit. Sie lernen den Umgang mit IKT-Netzwerken, mit Anwendungsprogrammen, neuen technischen Geräten, programmieren vielleicht sogar selbst, setzen sich kritisch mit Datensicherheit und Datenschutz auseinander und sie wachsen darin, ihr Wissen zu teilen.

Für die Digiscouts® steht darum das Betriebsprojekt im Zentrum. Der Kompetenzerwerb und -ausbau erfolgt im Zuge der Arbeit an dem Projekt. 

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