Herr Altun, warum wird das Thema Arbeitszeitflexibilität in der Industrie so wichtig?
Megatrends wie Globalisierung, demografische Entwicklung, Wertewandel und Digitalisierung sind die treibenden Faktoren. Kundenorientierte Leistungen und Wettbewerbsdruck erfordern ein Höchstmaß an Flexibilität und Differenzierung im Produktionsbetrieb. Digitalisierung und Vernetzungslösungen tragen viel zur Erreichung dieser betrieblichen Ziele bei. Und wie alle Arbeitnehmer haben auch die Beschäftigten im Schichtdienst den Wunsch nach mehr Arbeitszeitsouveränität. Daher kommt einer komplexeren Schichtplangestaltung, die den unterschiedlichen Bedarfen gerecht wird, eine große Bedeutung zu.
Was ist das Wesen dieser weiterentwickelten Schichtpläne?
Im Gegensatz zu einfachen Schichtplänen, bei denen alle Schichtgruppen gleich behandelt werden, können hier unterschiedliche und differenziertere Wochenarbeitszeiten Berücksichtigung finden. Es wird möglich, je nach Bedarf unterschiedlichen Besetzungsanforderungen und Qualifikationen Rechnung zu tragen. Es kann auch sinnvoll sein, Schichtbesetzungen zu mischen, und dadurch das gemeinsame Arbeiten und den Informationsaustausch zu fördern. Bei aller Flexibilität muss die Planung in überschaubaren Zeiträumen verlässlich arbeitsfreie Tage ausweisen.
Wie unterstützt Ihre Broschüre den Praktiker bei der Planung?
Es wird ein strukturiertes Vorgehen erläutert, das, beginnend mit der detaillierten Festlegung der Betriebszeit, der erforderlichen Besetzungsstärke und der Flexibilitätsbedarfe bis hin zur kreativen Gestaltung von Schichtgruppen, die Planungsarbeit unterstützt. Es gibt darüber hinaus eine Reihe praktischer Beispiele zur Schichtplangestaltung, etwa für eine reduzierte Schichtbesetzung am Wochenende oder mit ausgedünnter Besetzung in der Nacht genauso wie Lösungen mit unterschiedlichen Arbeitszeitmustern.
Schichtarbeit steht im Ruf, die Gesundheit zu gefährden. Welchen Rat gibt die Broschüre dazu?
Unsere Broschüre enthält ergänzend wichtige arbeitswissenschaftliche Empfehlungen, wie möglichen negativen Auswirkungen von Nacht- und Schichtarbeit vorgebeugt werden kann. Dazu gehört zum Beispiel das Prinzip, dass am Wochenende geblockte Freizeit besser ist als einzelne freie Tage, schnelle Rotation von Früh- und Spätschichten, Vermeidung von ungünstigen Schichtfolgen oder dass die Anzahl aufeinanderfolgender Nachtschichten möglichst gering sein sollte.
Dazu hat unser Institut auch einen Kurz-Film veröffentlicht, wie sich Schichtarbeit gesundheitsgerechter gestalten lässt. Im Film erläutern die Beschäftigten am Beispiel von ThyssenKrupp Rasselstein GmbH, welche Vorteile die Umstellung auf ein ergonomisch gestaltetes Schichtsystem ihnen gebracht hat.
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