Immer wieder kann man lesen, dass die neue Generation Auszubildender ganz andere Prioritäten setze, völlig andere Erwartungen an die Arbeitgeber habe als die Generation Y. In unseren Unternehmenswerkstätten zum Azubimarketing kommt folgerichtig die Frage: Was ist denn nun anders und wie sollte man als Betrieb reagieren?
Gegenfrage: Ist wirklich alles anders?
Beispiel Trennung von Beruf und privat
Die Betriebe, die gerade verstanden haben, dass die Generation Y selbstbestimmt und mobil arbeiten will, wo sie gerade ist - im Büro oder auf den Bahamas, müssten komplett umdenken, sagen die Generation Z-Experten. Denn die neue Generation würde großen Wert legen auf klare Trennung der verschiedenen Sphären. Ja, es stimmt, sie haben vielleicht bei ihren Eltern erlebt, dass ständige Erreichbarkeit auch im Urlaub und am Wochenende ziemlich nervig sein kann. Berufliche E-Mails oder Nachrichten in der Freizeit lehnen sie ab. Was aber nicht heißt, dass sie umgekehrt während der Arbeitszeit ihre private Kommunikation unterließen.
Beispiel Arbeitszeiten
Feste Arbeitszeiten seien angeblich eher gewünscht. Ja, wenn man das Wort "feste" durch "verlässliche" ersetzt. Spätestens, wenn Kinderbetreuung oder Pflegeaufgaben anstehen, wird selbstverständlich die Flexibilität des Arbeitgebers gefordert, auf die privaten Anforderungen des Mitarbeiters einzugehen. Was die Jungen nicht wollen, ist die Entgrenzung von Arbeit. Das gilt im übrigen auch für die Aufgaben: definierte Arbeitsaufgaben, klare Ansagen, festgelegte Zuständigkeiten - dann sind sie gern dabei. Aber sich irgendwelche Aufgaben zusammensuchen - das ist nicht ihr Ding. Sicherheit und Verlässlichkeit stehen hoch im Kurs.
Beispiel Führungsverantwortung
Es heißt, die Nachwuchskräfte seien nicht mehr bereit, Führungsverantwortung zu übernehmen. Die spannende Frage ist, was denn mit der Führungsverantwortung verbunden wäre. Denn andererseits wollen die jungen Leute verantwortungsvolle Aufgaben, suchen den Sinn in ihrer Arbeit, sind gern bereit mitzugestalten und sich einzubringen. Was sie ablehnen ist das Hamsterrad. Und wenn Führung sie darin einsperrt: ohne die Generation Z.
Beispiel Loyalität
So gern jeder Arbeitgeber loyale und eng an das Unternehmen gebundene Mitarbeiter hat, bei der Generation Z werde er sie nicht finden, sagt man. Alles andere wäre auch verwunderlich. Denn erstens hat die Generation erlebt, dass man von heute auf morgen seinen Job los sein kann - Stichwort Lehmann Brothers. Und zweitens liefern ihnen die digitalen Medien ständig irgendwelche Optionen. Warum sollten sie sich festlegen, wenn es morgen eine bessere Chance gibt? Und das Ganze vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Arbeitgeber müssen sich ziemlich anstrengen, wenn sie Loyalität einfordern, bekommen werden sie sie allenfalls auf Zeit.
Generationenversteher?
Abgesehen davon, dass alle diese Zuschreibungen auf Statistiken beruhen und darum schnell Stereotypen beschreiben, ist daran auch nichts Neues. Jede Generation weist bestimmte Prägungen auf, die immer auch eine Reaktion auf die Prägungen der älteren Generationen sind.
Ja, die Generation Z ist anders, aber nicht "anders" oder "mehr" anders als jede andere Generation vor ihr. Und ihre Erwartungen an Arbeitgeber könnten auch den Anstoß dazu geben, über die eigene Prägung (Vorbildfunktion!) nachzudenken und Auswüchse wie rund-um-die-Uhr-Jobs oder die freiwillige Selbstausbeutung zu hinterfragen. Denn wenn wir ehrlich sind, wünschen wir uns ziemlich das Gleiche wie die Nachwuchskräfte: einen sicheren Job, vernünftige Rahmenbedingungen, damit wir unseren Job gut machen können, keinen Dauerstress und auch mal abschalten können.
Azubimarketing oder überhaupt Personalmarketing nach Generationen auszurichten, kann keine Option sein.
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