Herr Müller und das Weiterbildungsmanagement
"Glückwunsch, da hat sich Ihre Geschäftsführerin sicher gefreut!"
"Wohl eher nicht", runzelt Müller die Stirn und fährt kleinlaut fort: "Mein Budget fürs nächste Jahr wurde fast um die Hälfte gekürzt."
Warum Müllers Chefin den Weiterbildungsetat kürzt…
Zugegeben, diese Diskussion ist rein fiktiv. Realität in vielen Unternehmen ist jedoch, dass Weiterbildungen häufig evaluiert, kaum aber nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten gesteuert und bewertet werden. Wer kann da Müllers Geschäftsführerin nicht verstehen? Es fließen regelmäßig große Summen in den Weiterbildungstopf, von denen zunächst ein erheblicher Teil für Bedarfsanalysen ausgegeben wird. Außerdem werden sie mit der bloßen Forderung nach lebenslangem Lernen und dem Hinweis auf die letzten (positiven) Evaluationsbögen begründet. Sie muss sich doch wirklich fragen, womit die Ausgaben zu rechtfertigen sind, die an anderer Stelle hart erwirtschaftet wurden. Genau genommen ist das, was Müllers Chefin tut, vermutlich unbeliebt, aber immer noch besser als das, was in vielen Unternehmen passiert: zwar ahnen, dass da etwas schiefläuft, aber drüber wegschauen, weil man sich der eigenen Mitverantwortung für die Misere bewusst ist und die Praxis für alternativlos hält.
Warum Herr Müller scheitert…
Allerdings kann ich durchaus auch Herrn Müller verstehen. Es gehört seit jeher zu seinem Aufgabengebiet, die Weiterbildungen im Unternehmen zu koordinieren, zu organisieren und durchzuführen. Beim Versuch, die verantwortlichen Führungskräfte einzubinden, um z.B. den genauen Bedarf zu erörtern, beißt er häufig auf Granit: Sie hätten schon mehr als genug damit zu tun, den geforderten Output zu realisieren, sollen innovieren, ambitionierte Vertriebsziele umsetzen und, und, und. Herr Müller solle doch nun auch mal seinen (gemeint ist: vergleichsweise bequemen) Job machen und sich (wenigstens) um die dringend benötigten Qualifizierungen kümmern.