Seit 15 Jahren gibt es den Girls' Day in Deutschland. Die Idee dahinter: Mädchen für "Männerberufe" gewinnen. Berufe also, die meistens technisch sind, oft im Handwerk. Der Erfolg: eher mäßig. Das BIBB meldet diese Woche, dass der Zuwachs an Frauen in den "Männerberufen" nur um 0,2 Prozentpunkte pro Jahr zunimmt. In Männer- bzw. Frauenberufen liegt der Anteil des jeweils anderen Geschlechts bei höchsten 20 Prozent. 

Allerdings:  Würden sich signifikant mehr Mädchen für "Männerberufe" begeistern, könnte die Situation in einigen typischen "Frauenberufen" dramatischer werden. Denn nicht nur Klempner und Elektriker fehlen, auch Friseure und vor allem Pflegepersonal. Und die Herrn der Schöpfung lassen sich auch mit Boys' Day kaum dafür begeistern.

Müsste der Girls' Day also abgeschafft werden?

Nein! Aber es lohnt sich, nicht nur die Mädchen im Visier zu haben. Zum Beispiel den Blick auf die Berufswahlentscheidung von Mädchen zu lenken. Da geht es um Eltern, Familie und Freunde, die jungen Frauen fünfmal öfter von einer technischen Ausbildung abraten als den Jungen, so das MINT-Barometer 2015. Sie sollten sensibilisiert werden, den Töchtern und Freundinnen die gleiche Wahlfreiheit einzuräumen wie den Söhnen.

Da geht es aber auch um die Betriebe. Es kommt immer noch vor, dass ein Handwerksbetrieb verdutzt feststellt, dass er ja gar keine Sozialräume für Frauen hat - und darum der Praktikantin absagen muss. Kein Wunder, dass Mädchen in so einer "Männerwelt" nicht arbeiten wollen. Mal abgesehen von den chauvinistischen Sprüchen, die sie sich wohl möglich auch noch anhören müssen.

Das scheint nicht abwegig. Denn 22 Prozent der männlichen Azubis halten Frauen für ungeeignet für ihre Berufe. Das alte Frauenbild feiert fröhliche Urstände!

Girls' Day ist eine gute Idee - muss aber auch gut gemacht werden." 

Mädchen achten bei der Berufswahl beispielsweise stark darauf, mit vielen anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Sie wünschen sich eine kreative Arbeit und legen Wert darauf, etwas Nützliches zu tun.

Es gilt zu vermitteln, dass sie das in technischen Berufen auch finden können. Verbringen sie den Girls' Day nur in einer Werkstatt, bestärkt das ihr Vorurteil von "laut" und "kalt". Wer wirklich Mädchen für eine Ausbildung in einem "Männerberuf" gewinnen will, muss in mehr investieren, als in die Sozialräume. Es lohnt sich, das eigene Ausbildungsangebot zu überprüfen und so zu kommunizieren, dass Erwartungen der jungen Frauen getroffen werden. Ein Tipp: Nutzen Sie unseren kostenlosen Onlinecheck zu Standortbestimmung.

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