Schwierigkeiten geeignete Fachkräfte zu finden stellen die Unternehmer – bei einer guten Auftragslage – vor neue Herausforderungen.

Ausgangspunkt des Workshops war die Frage, wie Arbeitszeitregelungen zur Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten beitragen können, um gute Fachkräfte langfristig zu binden. Unterschiedliche Interessen der Mitarbeiter, gesetzlich vorgegebene Rahmenbedingungen und betriebliche Notwendigkeiten müssen bei der Gestaltung von Arbeitszeitfragen unter einen Hut gebracht werden. Dies ist nicht immer einfach, zumal sich in den Unternehmen über die Jahre häufig Regelungen eingespielt haben, die es zu überprüfen gilt.

Nach meinem kurzen Input, wie sich Arbeitszeiten auf die Gesundheit der Mitarbeiter auswirken können, berichteten die Teilnehmer alle von ähnlichen Problemen: Die Auftragslage ist gut und man würde gerne mehr Mitarbeiter einstellen, es finden sich aber keine geeigneten Auszubildenden oder Bewerber. Das bedeutet, dass mit dem vorhandenen Personal die Aufträge und Betriebs-/Servicezeiten abgedeckt werden müssen und das, ohne die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Motivation der Beschäftigten zu beeinträchtigen.

Überstunden gehören dazu. Ohne weiteres Personal kann ich daran nichts ändern.“

Überstunden gehören in der Tat für viele Unternehmen zur gängigen Praxis. Für Unternehmen bedeutet dies aber Kosten, für die Beschäftigten häufig lange und unplanbare Arbeitszeiten. Auf Dauer ist dies gesundheitsschädigend und sollte daher vermieden werden. In der Diskussion kamen wir schnell zu dem Punkt: Wie ist die Arbeit organisiert, wer macht was, könnten wir nicht vielleicht die Abläufe umstellen, welche Mitarbeiter suchen wir eigentlich für welche Aufgaben? Möglicherweise – so auch eine Teilnehmerin des Workshops und Inhaberin eines Optikgeschäfts – wäre es gut, eine Mitarbeiterin vorwiegend für die handwerklichen Arbeiten einzustellen und die bereits eingearbeitete Kollegin die Betreuung der Kunden übernehmen zu lassen.

Dass sich Regelungen über die Jahre einschleifen und für unabdingbar gehalten werden, zeigte sich an einem Beispiel:

Die Mitarbeiter müssen bis 7 Uhr da sein. Das ist bei uns so.”

Auf Nachfrage der anderen Teilnehmer diskutierten wir darüber, ob nicht eine Veränderung dieser Anfangszeiten eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen würde. Die Mitarbeiter in der Werkstatt arbeiten eigenständig, Arbeitsprozesse sind eigentlich unabhängig von den Arbeitsprozessen anderer. Die Arbeit muss nur zum vereinbarten Termin erledigt sein. Frauen arbeiten in der Werkstatt noch nicht: Möglicherweise könnte ein späterer Beginn beispielsweise in Form einer Gleitzeitregelung für eine höhere Arbeitgeberattraktivität sorgen. Wenn die Mitarbeiter dennoch um 7 Uhr kommen möchten: Kein Problem. Aber allein das Wissen um das Angebot stärkt möglicherweise die Bindung an das Unternehmen.

Insgesamt zeigte der Workshop wieder einmal, dass das Thema “Arbeitszeitgestaltung” viele Facetten des betrieblichen Alltags berührt. Neben einer klaren Analyse (“Wo hakt es, was will ich wieso verändern?”) müssen auch die Mitarbeiter bei Veränderungen mit ins Boot geholt werden. Ohne ihre Zustimmung und Mitarbeit greifen Verbesserungen möglicherweise nicht.

Unterstützung bei der Verbesserung der Arbeitszeitregelungen bietet u.a. das RKW Hessen. Weitere Infos zum Beratungsangebot sowie Hintergrundinformationen und Praxisbeispiele finden Sie auf unserer Website www.arbeitszeitgewinn.de.

Die teilnehmenden Inhaberinnen und Inhaber haben aber auch etwas für ihre persönliche Situation mitgenommen: Während für die Beschäftigten oft klare Regelungen herrschen, ist der Alltag der Selbstständigen von langen Arbeitszeiten und hohem Verantwortungsdruck geprägt. Weitere Infos und Hilfestellungen zum Thema "Gesundheit bei Selbstständigen“ bieten wir auf unserer Website www.gesundheit-unternehmen.de an.

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