Digitalisierungsprojekte werden nicht von heute auf morgen umgesetzt. So auch in dem Forschungsprojekt APRODI. Einen lebhaften Austausch über die Erfahrungen ihrer dreijährigen gemeinsamen Forschungsarbeit bot die online-Abschlussveranstaltung der APRODI-Verbundmitglieder am 10. Dezember. Die Organisatoren hatten dazu Gäste aus Wirtschaft und Wissenschaft eingeladen.

In ihrer Einführung erläuterte Gabriele Held, Projektleiterin im RKW Kompetenzzentrum, die Zusammensetzung des Verbundes und die Projektstruktur. Sie hob die ausgeprägt partnerschaftlich angelegte Entwicklungsarbeit hervor: Einerseits die aktive Teilnahme der wissenschaftlichen Organisationen am betrieblichen Geschehen, andererseits die enge Kooperation der Praxispartner bei der Bearbeitung der Forschungsfragen, der Reflexion und Analyse der Erfahrungen.

Betroffene zu Beteiligten machen

Die Vertreterinnen und Vertreter der Praxisunternehmen stellten in den anschließenden Gesprächsrunden Schwerpunkte der betrieblichen Projekte vor. Ziel war es bei ZF Friedrichshafen AG in Schweinfurt, das bewährte Instandhaltungsplanungssystem (IPS) in die gesamte Prozesskette des Maschinenersatzteilmanagements einzubinden. Changemanager Dr. Ernst Bartels sah es dabei als wichtige Herausforderung an, Teilprojekte zu vernetzen und eine stete Berichterstattung sowie Raum und Zeit für Steuerkreistreffen zu gewährleisten. Ina Beck, Bereich Organisationsentwicklung bei John Deere in Mannheim, berichtete über die durch agile Vorgehensweisen charakterisierte Einführung eines digitalen Shopfloor Managements. Für Judith Hennemann, zuständig für Organisationsentwicklung und Gesundheitsmanagement bei Continental in Frankfurt, war der Einsatz innovativer Kreativmethoden bei der Zielbildentwicklung als Grundlage für eine digitale Strategie von besonderer Bedeutung. Friedrich Müller, Operations Manager der DuBay Polymer GmbH berichtete über die Entwicklung einer Kommunikationsplattform auf MS-SharePoint-Basis. Von Anfang an standen die Anforderungen an das System aus Sicht der Nutzenden im Vordergrund. Ob die Technik diesen gerecht wird, wurde u.a. anhand von Heuristiken ("Daumenregeln") überprüft.

Am Nachmittag stellten Dr. Ernst Bartels und Friedrich Müller (DuBay Polymer GmbH) noch weitere Details und Ergebnisse der zwei Betriebsprojekte vor.

Was bleibt

Die Vertreter der wissenschaftlichen Institute sahen durch die Projekterfahrungen die Wirksamkeit ihres soziotechnischen Ansatzes  und der ganzheitliche Betrachtung der Digitalisierungsprozesse  bestätigt. Welche Empfehlungen sich aus ihrer Sicht ergaben stellten Jörg Bahlow (GITTA mbH), Alexander Bendel (IAQ) und Dr. Frank Lennings (ifaa e. V.) am virtuellen Stehtisch dar.

Partizipation lohnt sich für alle

Welche Interessengruppen in den Digitalisierungsprozess einzubeziehen sind, welche große Rolle die Beteiligung der Beschäftigten im Digitalisierungsprozess spielt, wurde schon in den Praxisberichten deutlich. Die Einschätzungen wurden von Thomas Köpp (Südwestmetall)  und Wolfgang Kötter (GITTA mbH) geteilt. Dr. Detlef Gerst (IG Metall) als wichtiger Akteur im Sozialpartnerdialog war leider bei der Veranstaltung verhindert. Ihre Empfehlungen beruhten auf einem kontinuierlichen Sozialpartnerdialog während der APRODI-Projektlaufzeit. Empfehlungen für ein sozialpartnerschaftliches Vorgehen werden demnächst in einem gemeinsamen Papier niedergelegt, so die Vertreter der Sozialpartner. Häufig scheuen Management und Führungskräfte den Aufwand, den es bedeutet, alle Betroffenen in den Digitalisierungsprozess einzubeziehen. Doch die Praxis zeigt, dass nur so technische Lösungen entwickelt werden können, die die von Unternehmen wie Beschäftigten erwartete Effekte mitbringen.

Praktische Unterstützung für andere Betriebe

Ratsuchende können sich demnächst in der APRODI-Toolbox unter www.aprodi-projekt.de informieren. Sie können sich anhand einer  Digitalisierungs-Landkarte frei zwischen Themen und Handlungsfeldern bewegen, so Sebastian Terstegen (ifaa e. V.). Dort finden sie auch Erfahrungsberichte, praktische Tipps zu Vorgehensweisen sowie methodische Anregungen.

Dokumentation

Eine Dokumentation der Veranstaltung wird im neuen Jahr unter www.aprodi-projekt.de zur Verfügung gestellt. Wir werden berichten!