Es scheint etwas in Vergessenheit geraten zu sein, dass Handwerksmeister angesehen, die Metzger oft die wohlhabendsten Leute in den alten Dörfern waren. Heute raten Eltern ihren Kindern vom Handwerk ab, dort würde man ja "nix" verdienen.
Das war auch diese Woche ein Argument einer Handwerksfrau mit einem SHK-Betrieb, als es bei einer Ideenwerkstatt der Wirtschaftsförderung Rödermark um Azubimarketing ging. Sie hat sicher recht: Ein Geselle im Sanitärhandwerk verdient rasch mehr als ein Bachelor. Intellektuell gefordert wird ein Azubi in der Kälte- und Klimatechnik auch ganz schön, einem Studium an der FH steht die Ausbildung kaum nach. Dafür hat sie Bodenhaftung: Man sieht und kann anfassen, was man geschaffen hat.
Warum stellen Handwerksbetriebe ihr Licht unter den Scheffel?
Das frage ich mich oft, wenn ich bei Veranstaltungen immer wieder die Klage höre, Handwerksbetriebe seien klein und hätten nicht die Möglichkeiten der Großen. Und sie könnten ja nicht so viel zahlen. Darum bekämen sie keine oder nur "schlechte" Azubis. Mal ganz abgesehen davon, dass es "schlechte" Azubis gar nicht geben kann, denn in jedem von uns stecken Talente, die gefördert werden können, stellt sich mir die Frage: Warum erzählen die Handwerkbetriebe nicht aller Welt, was sie für spannende Aufgaben haben? Und wie gut die Verdienstmöglichkeiten und Zukunftschancen sind? Wie gefragt gerade Fachkräfte aus Handwerksberufen?
Der ZDH macht das mit seiner Werbekampagne. Das kann jeder einzelne Handwerksbetrieb genauso. Er könnte die Plakate und Spots des Handwerks mit Leben füllen - vor Ort, wo es Schüler und Eltern sehen können. Außerdem könnten Handwerksbetriebe ruhig erzählen, was man denn so verdienen kann. Die Ausbildungsvergütungen sind in einigen Berufen recht ansehnlich, durchschnittlich jedenfalls höher als der BAFöG-Höchstsatz, den eh kaum einer bekommt. Also: Aus der Azubivergütung kein Geheimnis machen, sondern damit werben, dass man schon in der Ausbildung finanziell unabhängig wird. Eines von vielen guten Argumenten für eine Ausbildung im Handwerk.
Zum Bauen an der Zukunft gehört für das Handwerk auch, offensiver um die immer weniger jungen Menschen zu kämpfen, um sie in eine duale Berufsausbildung zu bekommen und ihnen den Weg zum "goldenen Boden" zu ebnen. Wir wollen mit unserer Arbeitsmappe Azubimarketing dazu einen kleinen Beitrag leisten.
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