Der vorliegende Artikel stellt die Ergebnisse einer geschlechtsbezogenen Analyse der Gruppe der innovativen Gründungspersonen auf Basis des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Bevölkerungsbefragungsdatensatzes (APS – Adult Population Survey) für Deutschland des Jahres 2023 vor. Dabei werden insbesondere die Ergebnisse hervorgehoben, bei denen größere Unterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen. Innovative Gründungspersonen sind in der vorliegenden Analyse als solche Gründungspersonen* definiert, die mindestens entweder beim Innovationsgrad der von ihnen angebotenen Produkte oder Dienstleistungen bzw. beim Innovationsgrad der von ihnen zum Einsatz gebrachten Technologien und Prozesse, eine Neuheit für den Weltmarkt, deutschen Markt oder regionalen Markt aufweisen.
Innovative Gründungspersonen sind häufiger Männer
Der Anteil der innovativen Gründungspersonen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland beträgt knapp 3 %. Von allen Gründenden sind rund ein Drittel (33,2 %) innovative Gründungspersonen. Bei der Analyse der Geschlechtsanteile innerhalb der Gruppe der innovativen Gründungspersonen wird deutlich, dass diese etwas häufiger Männer als Frauen sind – der Anteil der Männer beträgt rund 62 %.
Höhere Zustimmungswerte der innovativen Gründungspersonen bei den Indikatoren zur Gründungseinstellung
Im GEM wird von allen Befragten eine Selbsteinschätzung bezogen auf gründungsrelevante Faktoren vorgenommen. Zu diesen Gründungseinstellungen zählen die Einschätzung bezüglich der Gründungsfähigkeiten („Sie haben das Wissen, die Fähigkeit und die Erfahrung, die notwendig sind, um ein Unternehmen zu gründen.“), der regionalen Gründungschancen („In den nächsten sechs Monaten ergeben sich in der Region, in der Sie leben, gute Möglichkeiten für eine Unternehmensgründung.“), des Schwierigkeitsgrads einer Gründung („Startmöglichkeit: In Deutschland ist es einfach ein Unternehmen zu gründen.“) und der Gründung als erstrebenswerter Karrieremöglichkeit („In Deutschland wird die Gründung eines neuen Unternehmens von den meisten Menschen als attraktive berufliche Perspektive angesehen“).
Zudem wird die Einschätzung der gesellschaftlichen Anerkennung von erfolgreichen Gründungspersonen (Status von Gründungspersonen), die wahrgenommene Häufigkeit der Berichterstattung über Gründungspersonen in den Medien (Gründung in den Medien) sowie die Anzahl an Kontakten zu Gründungspersonen (Vernetzung) erhoben. Mit Ausnahme der Wahrnehmung des gesellschaftlichen Status von Gründungspersonen sowie der Wahrnehmung einer häufigen Berichterstattung über Gründungspersonen in den Medien, sind die Zustimmungswerte bei den Variablen zur Gründungseinstellung in der Gesamtbevölkerung in Deutschland deutlich niedriger als in der Gruppe der Gründungspersonen. Im Vergleich der Werte der Antworten von Gründungspersonen weisen wiederum die innovativen Gründungspersonen bei nahezu allen Indikatoren höhere Zustimmungswerte auf als die nicht innovativen Gründungspersonen. So stimmen z. B. der Aussage „in Deutschland ist es einfach, ein Unternehmen zu gründen“ rund 40 % der innovativen Gründungspersonen zu, bei den nicht innovativen Gründungspersonen beträgt der Wert rund 35 % und in der Gesamtbevölkerung sind es nur rund 25 %.
Innovative Gründerinnen schätzen die regionalen Gründungschancen häufiger positiv ein
Bei der Betrachtung der innovativen Gründungspersonen nach Geschlecht bestehen bei der Einschätzung des Wissen, der Fähigkeit und der Erfahrung, die notwendig sind, um ein Unternehmen zu gründen (77,5 % Männer; 76 % Frauen) sowie bei der Kenntnis einer hohen Anzahl an anderen Gründungspersonen (mehr als 5 Gründungspersonen) (26,8 %Männer; 25 % Frauen) nahezu keine Unterschiede. Auffällig ist, dass die regionalen Gründungschancen in den nächsten sechs Monaten innerhalb der Gruppe der innovativen Gründerinnen öfter positiv bewertet werden (der Unterschied zum Wert bei den Männern beträgt rund 8 Prozentpunkte). Bei der Einschätzung des Status der Gründungspersonen in der Gesellschaft haben (hier beträgt der Unterschied rund 10 Prozentpunkte) und der Einschätzung, dass es in Deutschland einfach ist, ein Unternehmen zu gründen (hier beträgt der Unterschied rund 9 Prozentpunkte), sind dagegen die Zustimmungswerte bei den innovativen Gründern höher.
Das Motiv „um die Welt zu verändern“ ist für innovative Gründerinnen häufiger ein Gründungsgrund
Innovative Gründungspersonen gründen insbesondere aus den Motiven, um die Welt zu verändern (67,8 %) und um großen Wohlstand oder ein sehr hohes Einkommen zu erreichen (66,9 %). Bei der Betrachtung der Gründungsmotive innerhalb der Gruppe der innovativen Gründungspersonen nach Geschlecht bestehen zwischen Männern und Frauen nur geringe Unterschiede. Hervor sticht jedoch, dass innovative Gründerinnen (76,9 %) deutlich häufiger als innovative Gründer (62,5 %) aufgrund des Motivs, die Welt verändern zu wollen, gründen – der Unterschied zwischen den Geschlechtern beträgt diesbezüglich rund 14 Prozentpunkte.
Innovative Gründerinnen haben seltener einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss
Bei den innovativen Gründungspersonen ist der Hochschul- oder Fachhochschulabschluss mit einem Anteil von rund 44 % die am weitesten verbreitete Abschlussart. Gleiches gilt für die nicht innovativen Gründungspersonen (der Anteil des Hochschul- oder Fachhochschulabschlusses an allen beruflichen Bildungsabschlüssen beträgt hier rund 40 %). Der größte Unterschied zwischen beiden Gruppen besteht bei der Lehre, der Anteil dieser Abschlussart beträgt bei den innovativen Gründungspersonen nur rund 14 %, bei den nicht innovativen Gründungspersonen beträgt der Anteil dieser Abschlussart rund 31 %.
In der Gruppe der innovativen Gründer ist der Anteil der Personen mit Hochschulabschluss mit rund 51 % deutlich höher als in der weiblichen Gruppe mit rund 29 %. Dahingegen sind in der Gruppe der innovativen Gründerinnen die Anteile bei den mittleren Ausbildungsabschlüssen höher. Bei den innovativen Gründern haben rund 15 % keinen Ausbildungsabschluss (die Anteile dieser Kategorie sind bei den Männern höher als bei den mittleren Abschlussarten). Die innovativen Gründerinnen verfügen dagegen alle über einen beruflichen Bildungsabschluss.
* Gründungspersonen sind Personen im Alter von 18 - 64 Jahren, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen.