Die Rufe werden lauter: Etablierte Großunternehmen und der Mittelstand sollen hierzulande mehr in Startups investieren und diese auch als potenzielle Kooperationspartner stärker in den Fokus nehmen. Manche sprechen auch von der „Old Economy“, die mit in der Verantwortung steht, den Innovationsstandort Deutschland und seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Wie ist das gemeint?
Während für junge Technologieunternehmen in den frühen Phasen ihrer Entwicklung durchaus eine vielfältige Investorenlandschaft bereitsteht, fehlen in Deutschland in den Wachstumsphasen häufig kapitalkräftige Investoren. Die Folge: Entweder kann die Lücke überhaupt nicht oder nur mit Hilfe von internationalen Investoren, insbesondere aus den USA, geschlossen werden. Das führt langfristig zu einem Abfluss von Innovationskraft ins außereuropäische Ausland. Eine größere Bereitschaft für Investitionen in Startups und Kooperationen mit High-Tech-Gründungen bei den etablierten Unternehmen könnte einen wichtigen Beitrag leisten, um sowohl die eigene Innovationsfähigkeit als auch die des Standorts Deutschland insgesamt zu stärken.
Ein Engagement des Mittelstands in der Startup-Szene bietet vielfältige Chancen. Hierfür sind jedoch eine Reihe von Kompetenzen erforderlich:
- Wie findet man das passende Startup?
- Was gilt es bei einer Beteiligung zu beachten?
- Welche Aspekte sind beim Management von Kooperationen mit Startups wichtig?
Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten haben in diesen Arbeitsfeldern bisher kaum systematisch Know-how aufgebaut. Aus unserer Studie „Mittelstand meets Startup 2023“ wissen wir, dass lediglich bei 16 % der befragten Unternehmen mindestens eine Person oder Position für die Anbahnung und Umsetzung von Kooperationen explizit zuständig ist. Diese Stellen werden häufig als „Ecosystem-Manager“ oder „Startup-Managerin“ bezeichnet. Bei 31 % der befragten Unternehmen kümmert sich die Geschäftsführung um die Zusammenarbeit mit Startups. Bei über der Hälfte der Unternehmen erfolgt das Management von Startup-Kooperationen entweder dezentral oder ist nicht explizit geregelt. Kleinere mittelständische Unternehmen werden zwar die oben angedeutete Finanzierungslücke nicht schließen (hierfür braucht es schon die großen Konzerne), jedoch können sie einen wichtigen Beitrag zur stärkeren regionalen Verankerung der Startups leisten und gleichzeitig von neuen Technologien oder Geschäftsmodellen profitieren.
Welche Aufgaben hat eigentlich ein „Ecosystem Manager“ oder eine „Startup Managerin“ in einem mittelständischen Betrieb?
- Schnelle und effiziente Zugänge zu Investoren und Startups schaffen: Aufbau eines eigenen Netzwerks und für Sichtbarkeit auf Messen und Startup-Events sorgen
- Marktbeobachtung und Scouting: Erfassung aktueller Trends in Startup-Ökosystemen, Identifikation von potenziellen Startups als Kooperationspartner (oder auch für eine Beteiligung) vor dem Hintergrund unternehmensinterner Herausforderungen in technologischer, organisatorischer und strategischer Hinsicht
- Koordination der Schnittstelle zwischen dem externen Umfeld und internen Unternehmensaktivitäten: Verständnis und Akzeptanz bei den involvierten Akteuren schaffen, da die Arbeitskultur in Startups und mittelständischen Unternehmen häufig unterschiedliche Erwartungen mitbringt
- Gestaltung von Kooperationen und / oder Investments: Ausarbeitung der Ziele und Entwicklung von Indikatoren zur Erfolgsmessung, Entwurf von Verträgen und Begleitung des Kooperationsmanagements
Das Aufgabenspektrum ist sehr vielseitig und variiert mit den jeweiligen Zielen des Unternehmens. Für unsere Podcast-Reihe "Gründungsupdate" haben mit Christian Caro von der Beurer GmbH gesprochen. Er ist Startup Manager und berichtet über die Herausforderungen in seinem Aufgabenbereich. Beurer ist ein (größeres) mittelständisches Unternehmen mit 1.600 Beschäftigten aus Ulm und im Bereich Health-Tech tätig. Seit 2017 erfolgt die aktive Zusammenarbeit mit und finanzielle Beteiligung an Startups. Formen der Zusammenarbeit sind sowohl Entwicklungs- als auch Vertriebspartnerschaften. Das übergeordnete Ziel der Zusammenarbeit mit Startups besteht darin, gemeinsam neue Technologien zu entwickeln und das Produktportfolio zu erweitern, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Weitere Informationen zum Thema
>> Zur Podcast-Folge mit Christian Caro von der Beurer GmbH
- © iStock_jacoblund / iStock.com – Moderne Bürosituation (3011_moderne-buerosituation.jpg)