Am 27. November hat der gemeinsam mit dem RKW Kompetenzzentrum ausgerichtete Entrepreneurship-Tag an den Beruflichen Schulen Bebra stattgefunden. Die Workshops wurden von Dr. Natalia Gorynia-Pfeffer und Armin Baharian moderiert und durchgeführt. In der lichtdurchfluteten Aula der Schule kamen rund 50 Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums mit der Fachrichtung Wirtschaft zusammen. In der Veranstaltung entwickelten die Schülerinnen und Schüler in einem Design Thinking Workshop erste eigene Geschäftsideen. Die Veranstaltung ist somit auch ein Auftakt für die Gründung von „IW JUNIOR Schülerfirmen“ an der Schule sowie eine potentielle Teilnahme am bundesweiten Schülerwettbewerb für mehr Gründungsgeist „JUGEND GRÜNDET“. Beide Angebote sind Teil des Initiativkreises „Gründung in school“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

Die Unternehmerin Manuela Engel-Dahan gab den Schülerinnen und Schülern in ihrem Vortrag einen inspirierenden Einblick in ihre Gründungsgeschichte. Die Schülerinnen und Schüler hatten zudem die Möglichkeit, Fragen rund um das Unternehmertum zu stellen – von Kompetenzen, die eine Unternehmerin oder ein Unternehmer braucht, über das Thema Gründungsfinanzierung, dem Marketing und der Kundengewinnung bis hin zum Businessplan sowie der Preisfindung. Frank Wagner, Lehrer für die Fächer Wirtschaft und Informatik, zeigte den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten auf, wie sie an der Schule in einer Schülerfirma oder in Planspielwettbewerben ihre Kompetenzen im Bereich Wirtschaft ausbauen können. 

Ergebnisse des Workshops zur gendergerechten Ansprache von jungen Menschen zum Thema Gründung

Im vom RKW moderierten Workshop „Gendergerechte Ansprache von jungen Menschen zum Thema Gründung“ konnten die Schülerinnen und Schüler auf Grundlage des RKW Leitfadens „Frauen für das Thema Gründung gewinnen und (potenzielle) Gründerinnen zielgerichtet ansprechen“ Ideen bezogen auf Themen und Kanäle einbringen, über die aus ihrer Sicht bei jungen Menschen, wie ihnen selbst, das Interesse zum Thema Gründung geweckt werden kann. Die Ideen wurden nach den in der Publikation identifizierten zentralen Handlungsfeldern strukturiert. Im Folgenden werden die von den Schülerinnen entwickelten Ansätze vorgestellt. 

Handlungsfeld: Motivation und Inspiration. Leitfrage: Welche Themen und Inhalte interessieren Euch im Bereich Gründung?

Die Schülerinnen interessieren sich beim Thema „Gründung“ im Zuge der ersten Annäherung vor allem für konkrete Fakten in Verbindung mit Zahlen. Für sie stehen die Fragen, wie viele Personen bzw. Frauen in Deutschland gründen und wie die Erfolgsaussichten bei einer Gründung im Zusammenhang mit unterschiedlichen Regionen und Branchen sind, im Fokus. Zudem motiviert die Schülerinnen der Wunsch, eigenes Wirtschafts- und Gründungswissen aufzubauen. Sie interessieren sich für Inhalte und Methoden, die ihnen einen  persönlichen Kompetenzaufbau ermöglichen. Dazu gehören beispielsweise die Themen Businessplan, Finanzierung, Versicherungen und Marketing. Regionale Unternehmerinnen als Role Model in die Kommunikation einzubinden finden die Schülerinnen spannend, ebenso Beiträge, die durch Fotos und Videos authentische Einblicke in den Alltag einer Unternehmerin geben sowie das Thema Gründung im Team.  

Handlungsfeld Ansprache: Wie muss ein Beitrag zum Thema Gründung bezüglich Bildsprache, Sprache und Tonalität gestaltet sein, damit er Euch anspricht? 

Die Schülerinnen finden bei den verwendeten Bildern wichtig, dass unterschiedliche Menschen gezeigt werden und dass diese somit Diversität widerspiegeln: Gründerinnen sollten in verschiedenen Altersgruppen und Hautfarben in Beiträgen gezeigt werden. Sie wünschen sich Motive mit fröhlicher Mimik und einer einladenden Gestik. Zudem präferieren die Schülerinnen in Beiträgen das „Du“ statt einem „Sie“. Das „Du“ ist für sie persönlicher, schafft eine gleiche Ebene und baut somit eine Hürde ab. Eine genderspezifische Ansprache durch Verwendung der weiblichen Form von Wörtern wird von den Schülerinnen als nicht wichtig angesehen. Sie wünschen sich in den Beiträgen zum Thema Gründung und Wirtschaft eine „Jugendsprache“ und keine formale Sprache, die Texte sollen leicht verständlich bzw. umgangssprachlich formuliert sein und möglichst auf komplizierte Fachbegriffe verzichten. In diesem Zusammenhang sind den Schülerinnen gute, prägnante und verständliche Erklärungen wichtig.

Handlungsfeld Kommunikationskanäle: Über welche Kommunikationskanäle wollt Ihr am liebsten Informationen zum Thema Gründung bekommen?

Printmedien sind für die Schülerinnen ein Kommunikationskanal, der für Frauen ab dem mittleren Alter gut geeignet ist. Sie selbst haben eine klare Präferenz für digitalen Content. Sie verbringen viel Zeit auf Social-Media-Plattformen und wünschen sich daher, hier Beiträge zum Thema Gründung und Wirtschaft abrufen zu können. Die Inhalte müssen kostenlos verfügbar sein. Auf Plattformen wie z. B. Instagram und TikTok sorgen Beiträge von Gründerinnen, die vom Alter her nicht weit weg von den Schülerinnen sind, für das meiste Interesse. Ein wichtiges Auswahlkriterium ist, dass die Personen den Schülerinnen sympathisch sind. Sowohl für Texte als auch Bewegtbild-Content gilt, dass die Beiträge einen Mehrwert in der Form bieten müssen, dass durch sie Wissen im Bereich Wirtschaft und Gründung erlangt werden kann und dass die Beiträge in sehr kurzer Zeit (maximal fünf Minuten) gelesen oder angesehen werden können. Texte oder Videos, die mehr als fünf Minuten Zeit in Anspruch nehmen, scheiden für die Schülerinnen unabhängig von der Qualität der Inhalte aus. 

Neben digitalen Kanälen sind die Schülerinnen sehr interessiert an der Möglichkeit mit Gründerinnen in persönlichen Kontakt zu treten oder in Workshops sich mehr Gründungs- und Wirtschaftswissen aneignen zu können. Veranstaltungen und Events zum Thema an der Schule oder vor Ort in Unternehmen von Gründerinnen und Unternehmerinnen sind für die Schülerinnen spannend. Sie möchten die Möglichkeit haben, den Gründerinnen und Unternehmerinnen ihre eigenen Fragen stellen zu können.

Handlungsfeld Orte: Was sind aus Eurer Sicht spannende Veranstaltungsorte für Gründungsevents?

Die Schülerinnen sehen ihre Schule als primären Veranstaltungsort. Zudem sind aus ihrer Sicht Sporthallen eine gute Eventlocation. Orte wie Museen oder die Stadtbibliothek verbinden die Schülerinnen mit Begriffen wie „Ruhe“ und „Konzentration“ sowie „strengen Regeln“ und „Ernst“. Diese Orte sind daher für die Teilnehmerinnen des Workshops keine inspirierenden Räumlichkeiten für Veranstaltungen. Für die Schülerinnen ist bei der Wahl der Location der wichtigste Aspekt, dass der gewählte Ort eine lockere Atmosphäre verbreitet oder unterstützt und das die Räume Gespräche ermöglichen, wie beispielweise Cafés oder Stadtstrände. 

Hier geht es weiter: Erkenntnisse zur Ansprache von Frauen zum Thema Gründung sind auf der RKW Webseite hier zusammengefasst. Das RKW-Projekt „Frauen für das Thema Gründung gewinnen und (potenzielle) Gründerinnen zielgerichtet ansprechen“ ist ein Teil des Aktionsplans „Mehr Unternehmerinnen für den Mittelstand“.

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