Warum ist gerade das Format der Acceleratoren so populär? Was sind die typischen Merkmale? Mit einem Blick auf die Entwicklung der Accelerator-Idee und aktuelle Ergebnisse der Forschung zum Thema werden diese Fragen beleuchtet.

Eine neue Art von Beschleuniger

Den ersten Accelerator überhaupt entwickelte der Viaweb-Gründer Paul Graham, weil er lernen wollte, wie man am besten in Startups investiert (Graham, 2012). Viaweb hatte in den neunziger Jahren Pionierarbeit für die Idee des Web 2.0 geleistet und war 1998 für heute bescheiden wirkende 50 Millionen Dollar an Yahoo! verkauft worden. Paul Graham trug sich schon ein paar Jahre mit der Idee, als Business Angel tätig zu werden. Bis dahin hatten Business Angels typischerweise jeweils größere Summen in ein oder zwei Startups investiert, die sie über längere Zeit intensiv begleiteten. Paul Grahams Überlegung war, dass es, um schnell Erfahrungen zu sammeln, effizienter wäre, in möglichst viele Startups gleichzeitig je eine kleine Summe zu investieren.

In den Sommerferien des Jahres 2005 boten er und sein Viaweb-Mitgründer Robert Morris mit zwei Freunden dazu zunächst ein Sommer-Programm an der Havard-Universität an: Studenten sollten die Gelegenheit erhalten, anstatt eines typischen Studentenjobs als „burger flipper“, lieber ihr eigenes Startup zu entwickeln. Im Gegenzug für die Unterstützung mit Geld und Startup-Know-how sollten die Startups zehn Prozent ihrer Anteile abgeben. So hatte es Paul Grahams eigener Business Angel Julian Weber gehalten, als er in Viaweb investiert hatte. Paul Graham standardisierte nun dieses Verfahren mit einheitlichen Verträgen für den ganzen ersten sogenannten „batch“ von Startups.

Graham und sein Team merkten schnell, dass sie mit ihrem als Versuch gedachten Modell auf eine zündende Idee gestoßen waren: Mehrere der Startups entwickelten sich im Verlauf des Sommers sehr vielversprechend, und tatsächlich sind einige der im Jahre 2005 gegründeten Firmen wie Reddit heute weltweit bekannt. Deshalb boten sie das Programm unter dem Namen Y Combinator im folgenden Herbst gleich noch einmal an – diesmal in Silicon Valley. Diesen halbjährlichen Rhythmus haben sie bis heute beibehalten und so inzwischen in über 1000 Startups investiert. Die Firmen, an denen der Y Combinator Anteile besitzt, sind inzwischen mehr als zehn Milliarden Dollar wert.

Die Wissenschaft hat festgestellt ...

Der Erfolg des Y-Incubator hat viele Nachahmer auf den Plan gerufen, Accelerator-Programme gibt es mittlerweile auf der ganzen Welt. Inzwischen sind die Programme sogar Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Wie in der Wissenschaft üblich, wurden zunächst einmal Accelerator-Programme von anderen Fördermaßnahmen abgegrenzt und durch sechs Merkmale charakterisiert, durch die sich Acceleratoren auszeichnen (Clarysse, 2015):

  1. Sie wählen die Startups in einem offenen aber durchaus wettbewerblichen Verfahren aus.
  2. Sie fördern meist kleine Teams, nicht einzelne Gründer.
  3. Sie fördern Startups nicht einzeln, sondern Gruppen.
  4. Sie unterstützen die Startup-Gruppen für eine begrenzte Zeit (meist drei bis sechs Monate) bei der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsidee durch gemeinsame Veranstaltungen und die Betreuung durch Mentoren.
  5. Sie investieren Summen in der Größenordnung einiger zehntausend Euro in die geförderten Startups, meist im Tausch gegen Unternehmensanteile von beispielsweise zehn Prozent.
  6. Sie schließen die Förderphase oft mit einem Demo- oder Investor Day ab, bei dem die Teams ihre Produktideen vorstellen.

Empfehlungen für ein erfolgreiches Accelerator-Programm

Untersuchungen zum Erfolg von Accelerator-Programmen gibt es bisher wenige, aber einige Empfehlungen kann man schon geben:

  • Wer seinen Accelerator nicht als Investitions-Programm sieht, sollte auch nicht damit rechnen Geld zu verdienen. Das klingt trivial, ist aber wichtig, wenn Acceleratoren als nachhaltiger Beitrag zur lokalen Gründerszene entwickelt werden sollen und mittel- bis langfristig ohne Förderung auskommen sollen.
  • Insbesondere Acceleratoren, die von Unternehmen aufgesetzt werden, haben neben der Förderung von Startups immer auch das Ziel, nicht-finanziellen Nutzen für das Unternehmen zu generieren, wie zum Beispiel durch Technologiescouting. Wenn sie gleichzeitig vom Unternehmen als Investitionsprogramme gesehen werden, kann es zu Zielkonflikten kommen.
  • Wichtig ist es auch, den Startups klare Zeitlimits für die Förderung zu setzen, damit ein Accelerator sich nicht in ein Lebenserhaltungsystem verwandelt, ohne das ein Unternehmen nicht überleben kann.
     

Bei aller Unsicherheit bleibt aber der überraschende und anhaltende finanzielle Erfolg einiger früher Accelerator-Programme. Nachahmer, die diese Erfolge für sich zu wiederholen versuchen, wird es also weiter geben.

Literaturangabe:

Paul Graham, 2012: How Y Combinator started. 

Bart Clarysse et al. 2015: A Look Inside Accelerators – Building Businesses. Nesta

Peter W. Roberts et al. 2016: What’s Working in Startup Acceleration – Insights from Fifteen Village Capital Programs. 

Dieser Beitrag ist in gekürzter Form dem aktuellen RKW Magazin 2/2016 entnommen. Gern können Sie weitere Beiträge in der PDF lesen, oder bestellen Sie sich gleich eine Printausgabe:

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