Große Investoren sind auch nicht leicht zu überzeugen und fordern oft Anteile am Unternehmen, die Gründer jedoch nicht immer abgeben wollen. Und Fördergelder? Die reichen vielleicht aus für die Entwicklung, aber kaum für die Fertigung von neuen Produkten oder für das Wachstum von jungen Unternehmen.
Crowdfunding ist, wenn viele Menschen kleine Beträge geben, um Großes zu finanzieren
Als zusätzliche Finanzierungsmethode gibt es heute die Finanzierung von Produkten und von jungen Unternehmen durch eine große Zahl von Menschen, potentiellen Kunden oder Interessenten, also die Crowd. Der Schwarm vieler Menschen finanziert dabei mit kleinen Beträgen gemeinsam ein Projekt oder ein Produkt über eine der zahlreichen Internet-Plattformen. Innerhalb eines festgelegten Zeitraums versuchen die Projektstarter von ihren Unterstützern einen bestimmten Betrag einzusammeln. Mit diesem Betrag soll das Wachstum von jungen Unternehmen oder ein bestimmtes Produkt finanziert werden.
Wird der benötigte Geldbetrag aus der Crowd eingesammelt, dann erhalten die Geldgeber eine Gegenleistung in ideeller, materieller oder finanzieller Form. Kann hingegen die gewünschte Summe nicht erreicht werden, dann müssen die Geldgeber nichts zahlen und der Projektstarter geht leer aus.
Die Zahl der Gründer, die Crowdfunding für sich entdecken, wächst. Crowdfunding hat über die reine Finanzierung eine weitere Funktion, sie kann auch als Marketinginstrument dienen und ein Markttest sein für neue Produkte und Geschäftsideen.
Zahlen aus dem Crowdfunding Markt in Deutschland
Die Summen, die insgesamt bei Crowdfunding-Kampagnen zusammen kommen, klingen beeindruckend. In 2015 wurden rund 114 Millionen Euro auf den Plattformen eingesammelt, nach Angaben des "Crowdfunding Monitor" vom Portal "Für Gründer". Der größte Teil davon, 66,8 Mio. Euro, ging an Projekte mit einer festen finanziellen Rendite (Fachbegriff Crowdlending), weitere 37,3 Mio. Euro an Equity-based Projekte mit einer erfolgsabhängigen Rendite (Crowdinvesting) und die restlichen 9,8 Mio. Euro an das klassische (Reward-based) Crowdfunding mit Belohnungen als Gegenleistung.
Im Jahr 2015 hat die Crowd in Deutschland alleine 17 Millionen Euro ausgegeben zur Finanzierung von insgesamt 44 Start-Ups, laut dem genannten Crowdfunding Monitor. Der restliche Betrag, der an Crowdinvesting-Projekte ging, teilt sich auf Immobilien und ökologische Projekte, wie Photovoltiak- und Windenergie-Anlagen, auf. Seit 2011 wurden rund 51,4 Millionen Euro in 217 Finanzierungsrunden über die unterschiedlichen Crowdinvesting-Plattformen eingesammelt.
Beispiele von Energiegründern mit Crowdfunding-Projekten
Anschaulicher wird es mit drei Beispielen von Energiegründern, die ihr Wachstum über unterschiedliche Crowdfunding-Plattformen finanziert haben. Alle drei Unternehmen existierten bereits und waren zum Start des Crowdfundings auf dem jeweiligen Markt aktiv.
DZ-4
Im Sommer 2014 konnte DZ-4 aus Hamburg, ein Leasing-Anbieter für Photovoltaik-Anlagen, auf der Plattform Econeers 180.000,- € von 143 Investoren einsammeln. Econeers ist ein Ableger von Seedmatch, der größten deutschen Plattform zur Finanzierung von Startups. Damit sollte das weitere Wachstum finanziert werden.
Die Investoren haben dabei in ein partiarisches Darlehens an der DZ-4 Betriebsgesellschaft mbH, eine Tochtergesellschaft der DZ-4 GmbH, beteiligt. In dieser Betriebsgesellschaft sind die ersten 28 DZ-4 Anlagen gebündelt. Sie erhalten über 10 Jahre eine jährliche Verzinsung von 4,5 % auf den verbleibenden Betrag bei 10 % jährlicher Tilgung der Investitionssumme. Ein Jahr darauf ist der Energieversorger EnBW als Gesellschafter und strategischer Partner bei DZ-4 eingestiegen.
Energieheld
Relativ aktuell ist das Crowdfunding der Energieheld GmbH aus Hannover. Zu Beginn diesen Jahres startete die Kampagne bei der Plattform Companisto. Insgesamt 555 Investoren sammelten 226.790 € ein für das Wachstum von Energieheld, damit neue Standorte eröffnet werden können. Energieheld unterstützt Hauseigentümer bei der Modernisierung ihrer Gebäude und vermittelt Handwerksbetriebe, verbindet damit die persönliche Beratung vor Ort mit der Digitalisierung von Prozessen am Bau.
Investoren erhalten bis Ende 2023 eine Beteiligung am Unternehmensgewinn und vom Exiterlös.
Bettervest
Einen ganz anderen Weg ist die Plattform Bettervest gegangen, die selbst Crowdfunding für Energieeffizienz-Projekte anbietet. Sie hat im vergangenen Jahr auf der eigenen Plattform das benötigte Geld für ihr weiteres Wachstum eingesammelt. Von 319 Investoren konnten 300.000 € innerhalb von 85 Tagen eingesammelt werden.
Die Investoren aus der Crowd werden mit einem partiarischen, qualifiziert nachrangigen Darlehen am Erfolg des Unternehmens beteiligt. Die Laufzeit beträgt 7 Jahre und es gibt keine Tilgung in diesem Zeitraum. Als Verzinsung ist ein Festzins und eine gewinnabhängige Komponente, sowie ein Bonus bei Vetragsende, bzw. bei einem vorherigen Exit, im Vertrag enthalten.
Option Crowdinvesting zur Wachstums-Finanzierung
Crowdfunding, bzw. Crowdinvesting ist eine weitere Möglichkeit das Wachstum junger Unternehmen zu finanzieren. Es kann ein großer Gewinn sein für beide Seiten, ist aber auch nicht ohne Risiko für Investoren und Startups. Für die Startups als Projektinhaber bedeutet es auch viel Arbeit, um die vielen Investoren zu überzeugen und auf dem aktuellen Stand zu halten. Es kann sich lohnen, wie die genannten Beispiele zeigen.