Die neue RKW-Studie „Gründungseinstellung in Deutschland: Wie gründungsbereit sind jüngere und ältere Menschen“ gibt uns Einblick in den potentiellen Seriengründer, denn...
... 74%, das ist der Anteil der befragten Selbstständigen, die sich vorstellen könnten, wieder zu gründen. Auch unter den früher Selbstständigen, von denen einige möglicherweise negative Gründungserfahrungen gemacht haben, ist der Anteil mit 33% im Vergleich zu den bisher nicht Selbstständig gewesenen hoch. Gründungserfahrung beeinflusst demnach die Gründungsneigung positiv. Wie Abbildung 1 darstellt, ist dieser positive Effekt sogar etwas stärker bei den selbstständigen Frauen als bei den selbstständigen Männern. „Das ist besonders erfreulich, da Gründung nach wie vor als Männersache gilt“, kommentiert Dr. Nomí Sànchez-Fernández das Ergebnis.
Die zentralen Leitmotive Unabhängigkeit, Flexibilität und Freiheit haben dabei Gründer aller Altersgruppen gemein. Darüber hinaus zeigt sich jedoch im Vergleich der Beweggründe von Selbstständigen nach Lebensalter, dass sich die Gründungsmotivation im Lebensverlauf verändert: Während in jungen Jahren der Wunsch nach unternehmerischer Tätigkeit im Vordergrund steht, gewinnt ein Mix von Push- (z.B. bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf) sowie Pullfaktoren (z.B. Alternative zur Arbeitslosigkeit) im weiteren Lebensverlauf an Bedeutung.
Um die Lust nach mehr zu befeuern, könnten Institutionen an den Unterstützungsangeboten feilen. Denn der Großteil der aktuell (79%) sowie früher Selbstständige (78%) bejahten die Aussage, dass es mehr Unterstützungsangebote von staatlicher Seite und Banken für Selbstständige geben sollte. Analog dazu erweist sich das finanzielle Risiko beziehungsweise die Gründungsfinanzierung als grösster Hemmfaktor der Unternehmerlust. Vergleicht man die Angaben der Hemmfaktoren von aktuell Selbstständigen nach Alter zeigt sich außerdem, dass junge Gründer mit fehlendem Handwerkszeug und mangelndem Zugang zu Kunden und Netzwerken kämpfen. Außerdem gaben sie in den offenen Angaben an, mit Stress, der permanenten Verfügbarkeit und dem Arbeitsaufwand zu hadern. Zusätzlich zeigt Abbildung 2, dass, entgegen der Annahme Ältere würden wegen ihres hohen Lebensalters nicht mehr gründen, lediglich 26% der 60 bis 69 jährigen ihr Alter als tatsächliche Hürde wahrnehmen.
Neben der Optimeriung „harter“ Unterstützungsangebote im Bereich Gründungsfinanzierung sowie dem Abbau bürokratischer Hürden könnten also auch „weiche“ Angebote fruchtbar sein. Gerade für die jüngeren Gründer können beispielsweise Unterstützungen im Bereich „Entrepreneur-Life-Balance“ interessant sein und die Gründungskultur in Deutschland anregen.