Die Stadt Frankfurt zählt als Zentrum der Metropolregion FrankfurtRheinMain zu den führenden Finanz- und Dienstleistungsstandorten Europas. Das dynamische Wirtschaftsgeschehen der Stadt macht Unternehmensgründungen in Frankfurt besonders attraktiv – laut dem NUI-Regionenranking des IfM Bonn gehört die Stadt zu den führenden Gründungsregionen.
Doris Brelowski von der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH spricht mit uns über das Gründungsgeschehen in der Stadt Frankfurt am Main.
Frau Brelowski, wie entwickelt sich das Gründungsgeschehen in der Region Frankfurt? Lassen sich Schwerpunkte erkennen?
Frau Brelowski: Das Gründungsgeschehen in der Stadt Frankfurt ist in den letzten zwei bis drei Jahren unglaublich dynamisch geworden. Vor allem FinTech- und weitere Tech-Startups erkennen in Frankfurt durch die vielen hier ansässigen Banken, Versicherungen, Rechtsberatungen und die Immobilienwirtschaft ihre Geschäftschancen. Der Brexit verstärkt diesen Prozess zusätzlich. Hinzu kommt, dass große Unternehmen wie Banken erkannt haben, dass Innovationen in der Finanztechnologie auch für sie relevant sind und dass sie besser jetzt anfangen sollten, mit den Startups zusammenzuarbeiten, um ihre Markpositionen zu sichern. In den vergangenen Jahren wurden mehrere Inkubatoren und Acceleratoren eröffnet. Vorreiter war die Commerzbank mit ihrem Main-Incubator, weitere Formate sind dann wie Pilze aus dem Boden geschossen. Und das ganze führt dazu, dass jetzt im Vergleich zu dem Zustand von vor circa drei Jahren auf diesem Sektor total viel los ist in Frankfurt. Das hat natürlich auch psychologisch seine Wirkung – es verstärkt eine motivierende Gründungsatmosphäre hier vor Ort.
Sprechen wir von einem anderen Bereich, dem Einzelhandel. Wegen der großen Shoppingmalls und der wachsenden Beliebtheit des online-shoppings haben viele Einzelhändler Probleme in den Innenstädten. Spannend ist, dass jetzt einige Online-Händler auch hier in Frankfurt anfangen, Flagshipstores in den Städten aufzubauen. Wer also vorher nur online war, hat plötzlich einen Laden in der Stadt. Interessant für das Gründungsgeschehen hier ist, dass die guten Einzelhändler nicht weg sind, sondern sich am Markt neue Lücken suchen und oft auch parallel Online-Shops betreiben.
Gründungsgeschehen hat ja sehr viel mit Qualität zu tun. Beispielsweise beim Frankfurter Gründerpreis, für den wir jedes Jahr 30 bis 50 Bewerbungen bekommen, steigt die Qualität der Bewerbungen kontinuierlich an. Es ist schön zu beobachten, dass viele Unternehmer sehr gut durchdachte Ideen mit großer Begeisterung für ihr Thema und für ihre Marktlücke haben. Übrigens ist im Jahr 2016 bundesweit die Anzahl der Gründungen um 13 Prozent gesunken – in Frankfurt war der Rückgang hingegen nur vier Prozent. Es gibt in Frankfurt also etwas weniger Gründungen, diese werden aber qualitativ immer hochwertiger.
Welche sind für eure Organisation die größten Herausforderungen bei der Gründungsförderung?
Die größte Herausforderung bei uns ganz aktuell ist das Personal. Wir brauchen einfach mehr Leute, die all das, was hier in der Stadt, im ganzen Netzwerk und den einzelnen Branchen passiert, besser bearbeiten können. Das ist dringend erforderlich, weil wir sonst eigentlich unsere Themen gar nicht abdecken können.
Bitte beschreiben Sie eine innovative Maßnahme, wie Sie Gründungen in Ihrer Region unterstützen.
Die Frankfurter Gründermatrix bietet der städtischen Gründerszene eine umfassende Unterstützung. Sie besteht aus den Bereichen Finanzierung, Flächen und Büros sowie Veranstaltungen und Netzwerkaktivitäten für Gründer und Startups.
Zusätzlich wollen wir gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern eine Plattform bauen, auf der alle Aktivitäten von Gründern für Gründer zu finden sein sollen. Diese Plattform soll nicht nur für die Stadt Frankfurt, sondern für die Region und mit der Region entstehen. Auch die Handwerkskammern, IHKs und Wirtschaftsförderungen der umliegenden Landkreise und Städte sollen davon überzeugt werden, damit wir in der Startup-Szene endlich gemeinsam als Region wahrgenommen werden. Teil der Plattform soll eine interaktive Karte sein, die beim Anklicken Informationen und Einrichtungen für Gründer beispielsweise in Wiesbaden, Offenbach, Frankfurt oder in den Landkreisen zeigt. Es soll möglich werden, Termine und passende Angebote zu finden: Beratungsförderung, Finanzierung, Gründungsberatungen, natürlich auch Unterstützung für die Tech-Seite und Programme, die mit dem Matching von Startups und Unternehmen zu tun haben. Es gibt zum Beispiel ein tolles Projekt von der Hessen Trade & Invest GmbH. Dort geht es darum, ein großes Format zu entwickeln, um Startups mit etablierten Unternehmen zusammenzubringen, um gegenseitig voneinander zu lernen und Kooperationen zu fördern.
Inwieweit war das Canvas hilfreich für Ihre Arbeit?
Ich finde, dass das Canvas einen guten Überblick gibt, es ist gut gestaltet und gruppiert. Das Canvas ermöglicht es, Informationen in einer strukturierten Form zu betrachten, die auch irgendwie spannend ist. Man guckt sich das Canvas gerne an, es ist schon sehr gelungen so!