Am 7. Mai diskutierte der <link das-rkw/das-rkw/unsere-gremien/beirat-gruendung/>RKW-Fachbeirat „Gründung“</link> in Berlin unter dem Vorsitz von Dr. Marc Evers vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag über einen wichtigen Aspekt des soeben veröffentlichten <link gruendung/studie/global-entrepreneurship-monitor-20182019/>deutschen Länderberichts zum Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2018/2019</link> – die Gründungsquote durch Frauen ist gesunken. Auf zwei Gründer kommt exakt eine Gründerin (siehe dazu auch die Abbildung "TEA-Gründungsquoten nach Geschlecht in den Ländern mit hohem Einkommen 2018").
Dr. Natalia Gorynia-Pfeffer, im RKW Kompetenzzentrum für den GEM verantwortlich, interpretiert diese Tatsache so, dass Frauen die bisherigen Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf offenbar als nicht ausreichend und als nicht dauerhaft entlastend wahrnehmen, damit sie eine Gründungsidee tatsächlich umsetzen. In der Folge gründen Frauen nach wie vor seltener und wenn sie gründen, dann häufiger im Nebenerwerb als Männer.
Diskussion
In einer lebhaften Diskussion tauschten sich die Beiratsmitglieder über diese und weitere Ursachen für die in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern geringere Gründungsquoten durch Frauen aus. Spannende Schlüsse lassen sich auch ziehen, wenn längere Zeitverläufe betrachtet werden: Warum zum Beispiel stieg die Gründerquote in der weltweiten Finanzkrise von 2005/2006 in Deutschland längst nicht so stark an wie in anderen Ländern? Gibt es hier einen Zusammenhang, dass auch heute in Deutschland viel weniger „Notgründungen“ (30 %) als „Chancengründungen“ (70%) erfolgen als in manch anderem Land?
Technologieintensiv sind dem GEM-Report nach rund 9 % der Gründungen. In diesem Kontext diskutierte der Beirat darüber, dass Frauen nach wie vor in den MINT-Bereichen (Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Technik) unterrepräsentiert sind. Allerdings finden aktuell gerade hier verstärkt Gründungsaktivitäten statt, wie der GEM-Bericht es für eine Steigerung bei technologieintensiven Gründungen ausweist. Die Chancen der Digitalisierung für Unternehmensgründungen werden offenbar von Männern offensiver aufgegriffen.
Weitere Aspekte der Diskussion über die geschlechterspezifische Gründungsneigung im RKW-Fachbeirat „Gründung“ umfassten die Frauengründungen in den Förderprogrammen EXIST und High-Tech Gründerfonds des Bundeswirtschaftsministeriums. Bei der EXIST-Förderungen ist derzeit zwar ein Anstieg im Frauenanteil zu beobachten, die Frauenquote bei den tatsächlich geförderten Projekten liegt aber dennoch erst bei rund 15 Prozent, und das, obwohl die Förderung explizit auch Projekte im Bereich Social Entrepreneurship umfasst. Geschäftsmodelle, die mit unternehmerischen Mitteln gesellschaftliche Probleme lösen helfen, sind für Frauen offenbar besonders ansprechend.
Die Finanzierungsmöglichkeiten durch Investoren wurden von unterschiedlichen Seiten beleuchtet: In wie fern lassen Investorenrunden, die in der Regel „männlich“ besetzt sind, deshalb „weibliche“ Konzepte und Produkte möglicherweise durchfallen? Haben Frauen systembedingt weniger Chancen als Männer? Ergebnissen der Universität Cambridge zeigen, dass Investoren wichtige Gründereigenschaften bei Frauen und Männern geschlechtsbedingt unterschiedlich bewerten. Investorenrunden legen demnach unterschiedliche Maßstäbe für die beiden Geschlechter an.
Welche Art der Unterstützung und Förderung wäre also hilfreich, wenn doch die Anteile von Frauen und Männern hinsichtlich des Gründungsinteresses noch gleich hoch sind, die tatsächliche Gründerquote dann aber bei einem Verhältnis von 1:2 liegt? Welche Bedeutung haben dabei die geschlechterspezifische Risikoaffinität und die Tatsache, dass Businesspläne von Gründerinnen häufig besser durchdacht und detaillierter sind, als die der Gründer? Wie lässt es sich verhindern, dass auf dem Weg bis zur tatsächlichen Unternehmensgründung so viele potenzielle Gründerinnen verloren gehen?
BMWi-Abendveranstaltung "Gründe dein Unternehmen"
am 24.06.2019 berichten auf einer Veranstaltung des Bundeswirtschaftsministeriums erfahrene Unternehmerinnen und Gründerinnen über ihren Weg in die Selbständigkeit und möchten anderen Frauen Mut machen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und mit einer Unternehmensgründung die eigene Chefin zu werden.
Die Informationen zur Veranstaltung finden sie hier.
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