Future Agro Challenge 2017: Monitorfish
Unsere Weltmeere leisten einen erheblichen Beitrag zur weltweiten Ernährungssicherheit. Über 20 Kilogramm Fisch verzehrt die Menschheit durchschnittlich im Jahr und trotzdem nimmt der Hunger auf Fisch immer weiter zu. Doch woher soll der zukünftige Fisch kommen, wenn die immer perfekteren Fangmethoden dafür sorgen, dass unsere Ozeane leergefischt werden?
Aquakulturen – ein Markt mit großem Wachstumspotenzial
Aquakulturen – also die kontrollierte Aufzucht von im Wasser lebenden Tiere – könnten eine Lösung für dieses Problem darstellen. Seit den 90er Jahren steigt der Anteil der aus Aquakulturen gefangenen Menge Fisch an der globalen Fischproduktion stark an. Man schätzt sogar, dass schon in wenigen Jahren mehr Fisch aus Aquakulturen, als aus den Weltmeeren stammen wird. Wie so oft, führt aber auch diese technische Errungenschaft ganz eigene Probleme mit sich, für die wieder neue Lösungen gefunden werden müssen. Durch das beengte Zusammenleben vieler Fische auf kleinem Raum breiten sich Krankheiten in Aquakulturen besonders schnell aus. Die Fische leiden unter mehr Stress und die Wasserqualität nimmt stark ab. Gestresste Fische nehmen keine Nahrung auf, sodass es leicht passieren kann, dass ganze Fischkulturen sterben. Das ist schlecht für Fische und unwirtschaftlich für Fischwirte.
Aquakultur meets AI
Auch den beiden Gründern Dominik Ewald und Chaitanya Dhumasker ist diese Problemstellung aufgefallen. Ihren Angaben zufolge können durch das vermeidbare Missmanagement die Gewinneinbußen bis zu 40 Prozent betragen. Sie sehen daher ihre Aufgabe darin, mithilfe ihres Startups Monitorfish die notwendigen technischen Mittel für eine möglichst effektive Fischhaltung bereitzustellen. Doch wie kann man sich das konkret vorstellen? Zunächst analysiert die Software mithilfe bestimmter Parameter die Wasserqualität. Ein Stereokamerasystem hilft darüber hinaus, bei der Vermessung des dreidimensionalen Raums in den Aquakulturen. Die Software untersucht anhand der aufgezeichneten Bewegungsmuster des Fischschwarms, ob bestimmte Stressmuster oder Krankheiten vorliegen können. Anhand der gesammelten Daten wird der Gesamtzustand des Schwarms transparent über ein Ampelsystem sichtbar gemacht.
Schnelle Reaktionsfähigkeit – mehr Gewinn!
Die Software ermöglicht ihren Nutzern nicht nur eine zeitnahe Reaktion auf unerwünschte Ereignisse, sondern gibt auch konkrete Handlungsempfehlungen. Im besten Fall könne die dadurch erreichte Produktivitätssteigerung zu einer Verdoppelung der Erträge führen.
„Der Kunde definiert sein Ertragsziel und wir helfen ihm mit unserer Software, mit unseren Berechnungen, dass er dieses Ziel am Ende auch erreicht.“
, so drückt es Mitgründer und CTO Dominik Ewald aus.
Das alles sei natürlich auch im Sinne eines verbesserten Tierwohls, denn ein schnelles Erkennen von Krankheit und hohem Stresslevel verbessert die Chancen, durch das rasche Einleiten von Gegenmaßnahmen den Leidensgrad der Meerestiere zu reduzieren – am Ende, so das Versprechen, gewinnt also nicht nur der Unternehmer, sondern auch der Fisch.
Gute Startbedingungen in Berlin
Monitorfish selbst ist 2017 als Ausgründung aus der HTW Berlin an den Start gegangen und hat in beeindruckender Geschwindigkeit enge Kontakte zu einer hohen Anzahl an Kooperationspartnern aus der Wirtschaft und der Wissenschaft (z.B. das in der Meeresforschung führende Alfred-Wegener Institut) aufgebaut. Das Fraunhofer IGD in Rostock war ein sehr wichtiger Partner in der Software Entwicklung. Hilfreich bei der Etablierung erwies sich die besondere Förderinfrastruktur in Berlin, wie Dominik Ewald mehrmals betont:
„Man kommt in Berlin sehr schnell an die wichtigen Ansprechpartner, man kann hier viele verschiede Leute treffen. Berlin bietet die Möglichkeit, sich sein eigenes kleines Ökosystem aufzubauen.“
Monitorfish ist unter anderem in den Genuss der Förderung durch das Bundesprogramm Exist, und des Berliner Startup Stipendium gekommen. Wichtige Unterstützung gab es auch durch das vom European Institute of Innovation and Technology geförderte Accelarator-Programm Climate-KIC. Als hilfreich bei der Professionalisierung hat sich nicht nur die Bereitstellung günstiger Büroflächen auf dem Berliner EUREF Campus, sondern auch die Unterstützung durch Experten aus dem Rechts- und Marketingbereich erwiesen. Auf dem Campus selbst kann ein Prototyp der von Monitorfish entwickelten Technik durch Interessenten begutachtet werden.
Noch im Gründungsjahr ist Monitorfish mit dem Gewinn der Future Agro Challenge ein weiterer Erfolg gelungen. Unzählige weitere Preise pflastern den Weg des Startups, wie beispielsweise der Gewinn des Gründerwettbewerbs Digitale Innovationen oder des Startup-Preises der Rentenbank.
Nächstes Ziel: Durchbruch auf dem Weltmarkt
Das Produkt möglichst schnell auf den Markt zu bringen, wird die wichtigste Aufgabe in den nächsten beiden Jahren sein. Wohl und Wehe des Projekts hängen entscheidend von der erfolgreichen Meisterung dieser Herausforderung ab.
„Wer sich als erster gegenüber der internationalen Konkurrenz aus Europa, den USA und Ostasien durchsetzen könne, dem gehöre die Zukunft auf dem globalen Markt“
, gibt sich Dominik Ewald überzeugt.
Darüber hinaus locken auch die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Technik in anderen Sektoren des Lifestock-Bereichs, z.B. in der Hühnerzucht. Momentan befindet sich das Startup auf der Suche nach neuen Investoren, um die letzten Schritte bis zur Marktreife des Produkts gehen zu können.
Bleibt noch die Frage was getan werden kann, um erfolgsversprechenden Startups wie Monitorfish den Weg an die Spitze zu ebnen. Für ein internationales Team aus guten Fachkräften kann das bürokratische Ausländerrecht zu einem echten Hemmschuh werden. Durch allzu restriktive Vorschriften können hochmotivierte Arbeitskräfte möglicherweise abgeschreckt werden, in Deutschland zu arbeiten – eindeutig ein Manko für den hiesigen Standort. Erfreulich wäre deshalb ein weiterer Abbau bürokratischer Hürden in diesem Bereich.
- © Rentenbank Geschäftsbericht 2018 – Monitorfish (Bildschirmfoto_2019-04-30_um_18.22.05.png)
- © Monitorfish – Fischtanks bei Monitorfish (DSC_0729.JPG)
- © Monitorfish – Monitorfish Gründer (Monitorfish_Gründer.jpg)