Im Rahmen des Nationalen Expert Survey (NES) im Global Entrepreneurship Monitor (GEM) werden durch mindestens 36 Experten elf Schlüsselbedingungen für Gründungen im jeweiligen Land bewertet. Außerdem wird analysiert, welche staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten und -programme vorhanden sind, um Gründungsaktivitäten anzuregen. Beim NES handelt es sich um eine qualitative Datenerhebung. Zu den untersuchten Faktoren gehört auch die gründungsbezogene Aus- und Weiterbildung, die in diesem Blogartikel bezogen auf Deutschland für das Jahr 2017 anhand der Aussagen von insgesamt 57 befragten Gründungsexperten, näher dargestellt wird. Das RKW Kompetenzzentrum hat die Studie gemeinsam mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover durchgeführt.
Der Faktor Gründungsbezogene Aus- und Weiterbildung bildet ab, inwiefern unternehmerisches Denken und ökonomisches Wissen an Schulen, Universitäten und in der beruflichen Aus- und Weiterbildung gefördert und berücksichtigt wird. Im Vergleich aller gründungsbezogenen Rahmenbedingungen schneidet die Ausprägung der schulischen Gründungsausbildung am schlechtesten ab. 84 Prozent der Experten bewerten diese Rahmenbedingung als negativ oder eher negativ. Bei der Ausbildung an Universitäten und Hochschulen sowie in der beruflichen Bildung (außerschulische Gründungsausbildung) zeigt sich ein etwas besseres Ergebnis – hier stellt „nur“ etwas mehr als die Hälfte der befragten Experten ein schlechtes Urteil aus. Insgesamt betrachtet ist es somit wenig überraschend, dass der Ausbau der schulischen und universitären Entrepreneurship Education auch die mit großem Abstand erste Empfehlung der Experten ist, um Deutschland zukünftig als Gründungsstandort zu stärken und eine bessere Gründungskultur zu entwickeln.
Die Analyse der zugehörigen Kontextfaktoren liefert folgende Ergebnisse: Fast 80 Prozent der Umfrageteilnehmer kommen zu dem Schluss, dass an Schulen dem Thema Wirtschaft in den Lehrplänen der Primar- und Sekundarstufe ein zu geringer Stellenwert eingeräumt wird. Auch die Wertschätzung des Themas „Entrepreneurship und Unternehmensgründung“ wird als ausbaufähig gesehen. Die Förderung von Kreativität, Selbstständigkeit und Eigeninitiative kommt im Schulunterricht der Primar- und Sekundarstufe ebenfalls zu kurz. Auch die Vermittlung der marktwirtschaftlichen Funktionsweise steht an Schulen noch zu wenig im Fokus.
Immerhin knapp ein Drittel der Experten bescheinigt Hochschulen und Universitäten, dass diese gut und angemessen auf eine Unternehmensgründung vorbereiten. Die Managementausbildung wird mit einem Wert von 35 Prozent etwas besser bewertet. In der beruflichen Bildung und Weiterbildung ist die Gründungserziehung besser verankert als in der Schule, jedoch im Vergleich zu Universitäten und der Managementausbildung noch steigerungsfähig.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover hat das RKW Kompetenzzentrum den ersten gemeinsamen Global Entrepreneurship Monitor 2017/2018 zur Lage des Unternehmertums in Deutschland veröffentlicht. Er zeigt sowohl Gründungsaktivitäten und -einstellungen als auch gründungsbezogene Rahmenbedingungen in Deutschland auf.
Zur PublikationDr. Natalia Gorynia-Pfeffer Gründung / Referentin
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