Im Rahmen des National Expert Survey (NES) im Global Entrepreneurship Monitor (GEM) werden durch (Gründungs-)Experten zwanzig Schlüsselbedingungen für Gründungen im jeweiligen Land bewertet. Außerdem wird analysiert, welche staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten und -programme vorhanden sind, um Gründungsaktivitäten anzuregen. Beim NES handelt es sich um eine qualitative Datenerhebung. Zu den untersuchten Faktoren gehört auch die Gründungsbezogene Aus- und Weiterbildung, die in diesem Blogartikel – bezogen auf Deutschland für das Erhebungsjahr 2018 – anhand der Aussagen von insgesamt 53 befragten Experten, näher dargestellt wird. Das RKW Kompetenzzentrum führt die Studie für Deutschland gemeinsam mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover durch.
Der Faktor Gründungsbezogene Aus- und Weiterbildung wird in der Befragung geteilt nach schulischer Gründungsausbildung und außerschulischer Ausbildung erhoben und bildet ab, inwiefern unternehmerisches Denken und ökonomisches Wissen an Schulen, Universitäten/ Hochschulen sowie in der beruflichen Aus- und Weiterbildung gefördert und berücksichtigt wird.
Die Gründungsbezogene Aus- und Weiterbildung im Vergleich mit anderen Gründungsfaktoren
Im Vergleich aller gründungsbezogenen Rahmenbedingungen schneidet die schulische Gründungsausbildung am schlechtesten ab. Die Entrepreneurship-Ausbildung an Universitäten und Hochschulen sowie in der beruflichen Bildung wird etwas besser bewertet, mit einer Platzierung im unteren Mittelfeld (siehe Abbildung). Die Gründungsbezogene Aus- und Weiterbildung erhält seit Beginn der GEM-NES-Erhebungen im Jahr 1999 negative Bewertungen.
Sehr erfreulich ist jedoch, dass sich beide Aspekte der Rahmenbedingung im Erhebungsjahr 2018 bei dem Vergleich mit den Vorjahren leicht verbessert haben. Der Wert für die außerschulische Gründungsausbildung verbesserte sich von - 0,73 im Jahr 2015 auf - 0,5 im Jahr 2018. Im gleichen Zeitraum kletterte der Wert für die schulische Gründungsausbildung von - 2,33 auf - 1,95. Die Bewertung basiert auf dem Mittelwert der Einstufungen einer Reihe von Aussagen zur Rahmenbedingung auf einer Skala von 1 (vollkommen falsch) bis 9 (vollkommen wahr). Der Messwert gibt die positive oder negative Abweichung vom theoretischen Mittelwert (=5) der Neunerskala an. Relativ zu den anderen Gründungsfaktoren konnte die schulische Gründungsausbildung den Abstand zur nächstbesser bewerteten Bedingung deutlich verkürzen (2017: - 1,37; 2018: - 0,95), die außerschulische Gründungsausbildung schneidet im Ranking 2018 im Vergleich zum Vorjahr drei Plätze besser ab.
Die Aspekte der Gründungsbezogenen Aus- und Weiterbildung im Detail
Die Detailanalyse liefert folgende Ergebnisse: 82 Prozent der GEM-Experten kommen zu dem Schluss, dass an Schulen dem Thema Wirtschaft in den Lehrplänen der Primar- und Sekundarstufe ein noch zu geringer Stellenwert eingeräumt wird. Auch die Wertschätzung des Themas „Entrepreneurship und Unternehmensgründung“ wird als ausbaufähig gesehen. Die Förderung von Kreativität, Selbstständigkeit und Eigeninitiative kommt im Schulunterricht der Primar- und Sekundarstufe zu kurz – dies bewerten 73 Prozent der GEM-Experten so. Die schulische Vermittlung der marktwirtschaftlichen Funktionsweise sehen lediglich 14 Prozent der GEM-Experten als zufriedenstellend an.
Mehr als ein Drittel der Experten (35,8 Prozent) bescheinigt Hochschulen und Universitäten, dass diese gut und angemessen auf eine Unternehmensgründung vorbereiten. Die Managementausbildung wird mit einem Wert von 31,9 Prozent etwas schlechter bewertet. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich hier das Ranking verschoben: 2017 wurde die Know-how Vermittlung in der Managementausbildung noch am besten bewertet. Nach den aktuellen Ergebnissen ist die Entrepreneurship Education nun nach Einschätzung der GEM-Experten im Studium besser ausgeprägt.
Es wird in den nächsten Jahren spannend zu beobachten sein, ob derzeitige Maßnahmen, wie die Einführung des Schulfaches Wirtschaft/ Berufs- und Studienorientierung in Baden Württemberg und ein vergleichbarer Ansatz in Nordrhein-Westfalen, sich mittelfristig positiv in den Befragungsergebnissen niederschlagen werden. Auch wird sich zeigen, ob die Managementausbildung wieder aufholt oder ob Hochschulen ihre Spitzenstellung bei der Entrepreneurship Education weiter ausbauen.
Quelle: Der Global Entrepreneurship Monitor Deutschland 2018/2019 kann im Volltext hier heruntergeladen werden.