Drei Städte in unmittelbare Nähe im Südwesten Sachsen, unterschiedliche Ausgangsbedingungen, aber ein gemeinsames Ziel: die Schaffung eines fördernden Umfelds für Gründende und Startups durch den Aufbau regionaler Ökosysteme. Während Freiberg und Zwickau hierfür eher auf einen regionalen Ansatz setzen, in dem alle bestehende und neue Angebote für Gründende und Startups zielgerichtet gebündelt werden, hat Chemnitz eine branchenspezifische Strategie gewählt, die darauf abzielt, Chemnitz zu einem führenden Standort der „Silver Economy“ auf bundes- und europaweite Ebene zu machen.

Gute Standortfaktoren, Finanzierung ausbaufähig

Vertreter aus den drei Städten und deren umliegenden Umland kamen im GIZEF - Zentrum für Innovation und Unternehmertum in Freiberg zusammen, um über Herausforderungen und Chancen, Strategien und Maßnahmen auf dem Weg zur erfolgreichen Gestaltung regionaler Gründungsökosysteme zu diskutieren. Grundlage für die Diskussion lieferten die Ergebnisse des RKW-Fitness-Checks, die im Strategieworkshop vorgestellt wurden.

Allgemein spiegeln die drei Initiativen in den Bereichen regionale Gründungskultur sowie Märkte und Trends in etwa die Durchschnittswerte für Deutschland wider. Alle drei Standorte profitieren von gut ausgebildeten Arbeitskräften, darunter viele „Rückkehrenden“ und einen ausgezeichneten (Technologie-)Transfer, womit der Bereich Talentpool im bundesweiten Vergleich herausragt. Leuchtturme: Eine besondere Rolle dabei spielen die Hochschulen Freiberg, Chemnitz, Mittweida und Zwickau und deren Gründernetzwerk SAXEED

Der Fitness-Check hat ebenfalls einige Schwächen offenbart. Ein Manko liegt unter anderem in einer geringen Austattung mit Venture Kapital: „Risikokapital ist generell im Osten nur schwach allokiert, ebenso die Eigenkapitalquote ...“ Währenddessen wird die öffentliche Förderstruktur meistens gut bewertet und genutzt. Aufholbedarf gibt es ebenso bei der alternativen Finanzierungsinstrumenten: „Alternative Finanzierungsansätze (bspw. Crowdfunding) sind da, in anderen (urbaneren) Regionen jedoch sicher stärker ausgeprägt und ausbaufähig.“

Wie die Förder- und Finanzierungsinfrastruktur in Zukunft aufgestellt werden soll, deuten einige Statements von Kapitalgebenden und Gründenden an: „Die Nutzung von europäischen Förderkulissen muss besser werden, gerade durch die Fokussierung auf Technologien und Dienstleistungen im Dienste des European Green Deal. Eigene alternative Finanzierungsansätze wie beispielsweise Anleihen auf Landesebene zur Finanzierung neuer Unternehmen oder zur Wachstumsfinanzierung fehlen ganz.“

Schwächen in Stärken umwandeln

Bei der Entwicklung von Gründungsökosystemen schlagen die drei südwestsächsischen Städte gezielt Brücken zur industriellen Vergangenheit, insbesondere geprägt von der Automobildustrie. Hierbei gilt es, vermeintliche Schwächen in Stärken umzuwandeln. Zu den Schwächen gehören der fortdauernde Strukturwandel als gefühlte Daueraufgabe sowie der demografische Wandel, der in allen drei Regionen deutlich zu spüren ist. Hieraus lassen sich jedoch auch Chancen ableiten, wie die Initiative "Age Tech Ökosystems Chemnitz" eindrucksvoll zeigt.

Vorteilhaft erweist sich nicht nur die Lage im Dreiländereck mit Tschechien und Polen, sondern auch günstige Standortfaktoren wie bezahlbare Grundstückspreise und vorhanden Flächen sowie moderate Lohnkosten. Für angehende Gründungswillige punkten alle drei Städte mit „guten Beratungs- und Austauschmöglichkeiten“ sowie „einem familiären Umfeld“.

Engere Vernetzung erwünscht ... und notwendig

Im Workshop wurden sowohl gut funktionierende Beziehungen und Beispiele für eine gelungene Zusammenarbeit als auch die missing links im jeweiligen Gründungsökosystem identifiziert, an denen stärker gearbeitet werden soll. Anhand der Analyse wurde deutlich, dass trotz räumlicher Nähe das Potenzial der (über-)regionalen Kooperation zwischen den drei Städten bei weitem nicht ausgeschöpft ist. Daraufhin wurden einige der Themen der künftigen Zusammenarbeit definiert und die Grundlagen eines regelmäßigen stattfindenden Austauschs festgelegt.

Fazit: In den drei Regionen mitten in Sachsen finden sich viele Voraussetzungen zum Aufbau erfolgreicher Gründungsökosysteme, angefangen vom politischen Interesse über das Vorhandensein gut ausgebildeter qualifizierter Fachkräfte bis hin zu einem gut ausgebauten Technologietransfer. Verbesserungspotenzial zeigt sich bei der Austattung von Risikokapital und insbesondere bei der Stärkung der (über-)regionalen Zusammenarbeit. Denn gerade bei der Herausbildung von regionalen Gründungsökosystemen hat sich eine Erfolgsstrategie bewiesen: „Gemeinsam an einem Strang ziehen“.

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