Innovationen werden häufig automatisch mit Start-ups verbunden. Aber neue Produkte und Dienstleistungen auf dem Markt müssen nicht unbedingt Folge einer Unternehmensgründung sein. Auch innerhalb von Organisationen und Unternehmen wird innoviert. Innovatives, unternehmerisches Verhalten von Mitarbeitenden nennt man auch Intrapreneurship.
Intrapreneurship in Deutschland und im internationalen Vergleich
Intrapreneurship ist eine wichtige Quelle von neuen Ideen, innovativen Geschäftsmodellen und neuen Arbeitsplätzen. Langfristig gesehen wirkt sich Intrapreneurship positiv auf die Fortschrittlichkeit von Firmen aus (World Economic Forum 2016).
In Deutschland deutet sich ein Positiv-Trend des Phänomens bereits an – die Intrapreneurship-Raten („Entrepreneurial Employee Activity (EEA)-Quote“) sind von ca. 4 Prozent im Jahr 2014 auf ca. 6 Prozent im Jahr 2019 gestiegen*. Das bedeutet, dass immer mehr Angestellte in innovative Aktivitäten verwickelt sind. Darunter wird die aktive Beteiligung sowohl an der Entwicklung oder Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen am Markt, als auch an dem Aufbau neuer Unternehmenseinheiten verstanden. Auch im internationalen Vergleich schneidet Deutschland in dieser Hinsicht gut ab. Ebenso wie in anderen Ländern mit hohem Einkommen (z.B. den USA oder den Niederlanden) sind in Deutschland vergleichsweise viele Angestellte in innovative Aktivitäten involviert, wie auch in folgender Abbildung zu erkennen ist.
Bezüglich der Gründungsquoten, also der Neugründungen von Unternehmen, belegt Deutschland mit einer Gründungsquote von 7,6% einen der hinteren Rangplätze im Vergleich zu anderen Ländern mit hohem Einkommen. Andere Länder, wie beispielsweise Kanada, die USA oder Portugal liegen hier deutlich weiter vorne.
Woran liegt es, dass die Intrapreneurship- und Entrepreneurship-Raten in Deutschland unterschiedlich hoch sind?
Zum einen gibt es in Deutschland eine große Anzahl hoch innovativer Unternehmen im Technologiesektor, die die kreative, unternehmerische Arbeit ihrer Angestellten fördern. Zum anderen ist der Arbeitsmarkt in Deutschland eher stabil: Vor allem hoch qualifizierte Beschäftigte finden vergleichsweise leicht einen Arbeitsplatz als Angestellte, sodass sie die berufliche Selbstständigkeit seltener als Karrierealternative wählen. Innovationen finden infolgedessen häufiger innerhalb von Unternehmen anstatt in Form einer Unternehmensgründung statt.
Wie kann Intrapreneurship in Unternehmen und Organisationen gefördert werden?
Über diese Frage wurde unter anderem im Rahmen des IVA Smart Industry Workshop der AHK Schweden zum Thema Digitalisierung und Intrapreneurship am 20.11.20 mit verschiedenen Expertinnen und Experten diskutiert. Als ein Beispiel wurde das Intrapreneurship-Programm der Deutschen Bahn, DB Intrapreneurs, vorgestellt, das digitale Innovationen durch Workshops und Coaching vorantreibt.
Ein Aspekt wird im Laufe der Diskussion immer wieder betont: Im Fokus von Intrapreneurship stehen die Menschen. Gut ausgebaute Netzwerke, eine „Community“ mit klaren Zielen und einer Mission sind essentiell. So kann nicht nur innerhalb des Innovatoren-Teams besser koordiniert und kooperiert werden, sondern der Unternehmergeist wird auch nach außen weitergegeben. Best Practice Beispiele sind dabei hilfreich, um das „Entrepreneurial Mindset“ nicht nur innerhalb des eigenen Unternehmens weiterzugeben, sondern auch, um Außenstehende zu inspirieren. Die Rolle des Intrapreneurs ist nicht immer einfach, denn auch innerhalb eines Unternehmens geht man unternehmerische Risiken ein und eckt teilweise an bestehende Unternehmensstrukturen an.
Wie agiert man als Innovatorenteam erfolgreich im Unternehmen ?
Das beschreibt das Babson College Executive Education Team (2017) anhand folgender drei Aspekte:
- Glaubwürdigkeit durch ein breites Portfolio an Wissen und Erfahrung etablieren. Dies kann beispielsweise durch Weiterbildung der Mitarbeitenden oder durch die Akquise von Hochqualifizierten geschehen.
- Werte kommunizieren und deutlich machen, warum und für wen die entsprechende Innovation wichtig ist.
- Beweise für den Erfolg der Innovation liefern, zum Beispiel durch frühen Kontakt zu der Kundschaft oder durch Marktstudien.
Im nächstjährigen GEM-Report werden wir das Thema Intrapreneurship weiterverfolgen – den aktuellen GEM-Bericht des Jahres 2019/20 können Sie hier im Volltext herunterladen bzw. kostenfrei als Printpublikation bestellen. Zudem bieten wir GEM-Infografiken an, welche Sie hier digital abrufen oder als Printversion bestellen können.
* Die hier dargestellten Zahlen basieren auf repräsentativen Umfrageergebnissen des Global Entrepreneurship Monitor. In Deutschland wurden im Rahmen des Adult’s Population Survey 2019 insgesamt 3.002 Personen befragt. Intrapreneurship wird anhand der Entrepreneurial Employee Activity (EEA) erfasst und misst den prozentualen Anteil der Personen an der Gesamtbevölkerung, die als Angestellte in unternehmerische Aktivitäten (beispielsweise die Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen) involviert sind. Weltweit haben sich in 2019 154.991 Personen an der Studie beteiligt.
Literatur
Babson Executive Education (2017): Intrapreneurs: Entrepreneurial Employees who drive Innovation and Growth. Verfügbar unter Intrapreneurs Entrepreneurial Employees | Babson College.
World Economic Forum (2016): Europe`s Hidden Entrepreneurs. Entrepreneurial Employee Activity and Competitiveness in Europe. Köln, Genf: World Economic Forum.
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