In diesem Online-Erfahrungsaustausch lag der Fokus auf dem Umgang mit möglichen Konflikten, die aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Institutionen, Akteure und Personen immer wieder in Netzwerken auftreten können.
Team- und Gruppendynamiken
Dazu haben wir die freiberufliche Wirtschafts- und Gründungs-Mediatorin, Manuela Zehender, eingeladen. Ihrer Einschätzung nach sind bei Startup- und Gründungsteams vor allem Probleme im Team neben mangelndem Cash und fehlender Nachfrage bzw. fehlendem Marktzugang die häufigste Ursache für ein Scheitern des gemeinsamen Vorhabens. Die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse, die Einzelne in sich tragen, werden gar zu oft weder aus- noch besprochen, geschweige denn berücksichtigt. Groß hingegen ist die Begeisterung für die gemeinsame Idee. Und damit diese nachhaltig umgesetzt werden kann, ist es essenziell, transparente Kommunikationsprozesse systematisch einzuführen. Denn regelmäßige Kommunikation ist der wichtigste Schritt in der Konfliktprävention.
Institutionenkonflikte
In unserer Diskussion mit den Teilnehmenden wurde schnell klar, dass auch Gründungsnetzwerke relativ anfällig für Konflikte sind. Dies liegt vor allem darin begründet, dass Unterstützerinnen und Unterstützer von Gründungsökosystemen bei aller persönlichen Motivation vor allem die Interessen und Aufgaben der Institution, für die sie arbeiten, wahrnehmen müssen. Hier konkurrieren mitunter mehrere Player wie Kammern oder Wirtschaftsförderungen um dieselben Finanzierungstöpfe oder bieten ähnliche Beratungsangebote an.
Kommunikation ist das A und O
Solche Konflikte sind von einzelnen Mitarbeitenden allein nicht zu lösen. Konflikte und ihre Ursachen nach oben hin sichtbar machen, kann man aber schon. Und natürlich sollte man sich trotzdem um gute Kontakte auf der Arbeitsebene bemühen – denn auch Institutionen bestehen aus Menschen, mit denen man reden kann. Auch hier gilt: gute Kommunikation ist die erste Voraussetzung für die Lösung von Konflikten.
Ann-Cathrin Benner von CNX Consulting Partners wies ergänzend daraufhin, dass ein geklärtes Rollenverständnis bedeutend bei der Lösung von Konflikten ist. Sie empfahl das Role-Model-Canvas, da es für Sicherheit bei den Beteiligten sorgt und der Vermeidung potentieller Konflikte dient.
Umgekehrt könnte man die Frage stellen: Wenn es gar keine Konflikte in Netzwerken gibt, hat man vielleicht noch nicht alle relevanten Zielgruppen im Blick? Eine Teilnehmende machte darauf aufmerksam, dass z.B. Frauen mit Migrationshintergrund in vielen Ökosystem-Netzwerken überhaupt nicht vertreten sind – obwohl gerade diese Gruppe oft Schwierigkeiten beim Zugang zur Gründungsförderung und -unterstützung hat.
Unsere eigene Erfahrung aus zahlreichen Workshops in ganz Deutschland zeigt, dass auf der fachlichen Ebene relativ leicht Maßnahmen identifiziert werden können, die spezifische Bedürfnisse im regionalen Ökosystem adressieren. Die Entwicklung von Hilfestellungen, diese auch unter Berücksichtigung der regionalen Gruppendynamik umzusetzen und eine Möglichkeit zu finden, „individuelle Befindlichkeiten zu moderieren“, wird ein wichtiger Ansatz unserer Arbeit in den nächsten Jahren sein.