Die Idee zu "Mealmatch" entwickelte sich aus einem Gespräch über ein Kochrezept, das einer der beiden Gründer, Olaf Steinebach, mit einem Freund in den USA führte. Der Freund grämte sich bei dem Gedanken daran, ausschließlich für sich alleine kochen und essen zu müssen. Und so war der Startschuss zu einer Online-Community-Plattform gegeben, die Menschen weltweit zu einem gemeinsamen "Meal" zusammenbringen, gemeinsame Tischkultur fördern und Lebensmittelverschwendung entgegenwirken möchte. Gegründet wurde "Mealmatch" schließlich im August 2016 von Olaf Steinebach und Thomas Fiedler in Köln.
Lieber mutig scheitern, als später bereuen, dass man es nicht einmal versucht hat.
Die Beta-Version ist bereits online, im Herbst soll ein Update mit neuem Design und verbesserter Software folgen, ebenso die Ausweitung des Projekts auf Restaurants. Was den beiden Gründern bei der Entscheidung für das Projekt Respekt einflößte, war übrigens nicht die Angst vorm Scheitern, sondern eher vor dem Erfolg.
RKW-Magazin: Herr Fiedler, welche Überlegungen haben Sie vor der Gründung angestellt, bevor Sie sich entschieden haben, mit "Mealmatch" zu starten?
Thomas Fiedler: Ich erinnere mich noch gut an diese Phase. Wir haben während der letzten Fußball-EM zwei Wochen intensiv im Garten diskutiert, ob und wie wir die Plattform in Angriff nehmen. In den Bereichen Finanzierung, Strategie, Kommunikation und Marketing bringen wir als Selbstständige langjährige Erfahrung mit. Neuland war für uns eher die technische Seite mit Software- und App-Entwicklung. Hier mussten wir über Dienstleister und weitere Kollegen nachdenken. Und wir haben intensiv darüber gesprochen, was geschieht, wenn das Projekt ein wirklicher Erfolg wird. Ab einer bestimmten Dimension bedeutet das sehr viel mehr Arbeit und Reisetätigkeit und später auch mediale Präsenz. Damit kann jedes Wort, jeder Schritt in den öffentlichen Fokus geraten, das eigene Handeln gewinnt ein anderes Gewicht. Was würde das für unsere Familien und Freunde bedeuten? Unser Fazit liegt auf der Hand: Wir haben uns FÜR "Mealmatch" entschieden, mit allen Konsequenzen, die daraus folgen können. Vor dem Scheitern hatten wir übrigens nie Angst: Dann wäre danach einfach alles beim Alten geblieben.
Haben Sie auch schon Fehlentscheidungen getroffen?
Zu Beginn hatten wir einige technische Anlaufschwierigkeiten, die auf eine Fehlentscheidung zurückzuführen waren. Verleitet vom günstigsten Angebot und ohne profundes technisches Know-how, haben wir uns für einen IT-Dienstleister entschieden, der unsere Anforderungen später nicht erfüllen konnte. Das hat uns nicht nur viel Zeit und Nerven, sondern auch einiges Lehrgeld gekostet. Aber, toi toi toi, diese technischen Schwierigkeiten sind nun überwunden.
Welche Entscheidungen stehen in den nächsten Wochen und Monaten an? Und wie laufen diese Entscheidungsprozesse bei Ihnen ab?
Wir haben nun mit unserer Beta-Version Feedback von Gastgebern und Gästen eingesammelt. Die Ergebnisse verarbeiten wir gerade und starten dann Ende des Jahres mit einem Relaunch und einer nativen App, also einer Art "Airbnb" fürs Essen, in die Phase zwei. Ab da werden wir auch die Werbetrommel rühren, um die Plattform zu vergrößern und mehr Gastgeber und Gäste zu gewinnen. Auch die Investorensuche und die Erweiterung und Weiterentwicklung des Teams steht aktuell auf dem Programm. Da sich Olaf um das Controlling und die Finanzen kümmert und ich mich um das Marketing, ergänzen wir uns optimal. Was die Entscheidungsprozesse in unserem Unternehmen betrifft, so diskutieren wir unsere Ideen zu Prozessen, Abläufen und Entwicklungen immer erst einmal zu zweit. So können wir Sachverhalte schon einmal aus zwei unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. In diesen konstruktiven und kritischen Gesprächen kann jeder seine Erfahrungen einbringen. Hier werden auch die Rahmenbedingungen festgelegt. Im nächsten Schritt holen wir den Rest des Teams ins Boot, um dessen Meinung und Feedback zu erhalten.
Was würden Sie jungen Unternehmensgründern mit auf den Weg geben, wenn es um das Fällen von Entscheidungen geht?
Wenn es um das Gründen geht: Lieber mutig scheitern, als später bereuen, dass man es nicht einmal versucht hat. Natürlich sollte man vorher intensiv recherchieren, sein Projekt kritisch überprüfen und andere Meinungen einholen und Perspektiven kennen lernen. Schließlich handelt es sich um eine große und wichtige Entscheidung. Wenn die Geschäftsidee auf dem Prüfstand überzeugt hat, gilt es, sich zu fragen: Habe ich ein gutes Gefühl bei der Entscheidung? Wenn das der Fall ist, dann sollte man unbedingt den Mut aufbringen, damit man später nicht denkt, ach hätte ich das doch mal gemacht. Aus meinen bisherigen Unternehmungen habe ich übrigens die Erfahrung mitgenommen, dass sich Projekte am besten in kleinen Gründerteams von zwei bis drei Personen realisieren lassen. So können mehr Know-how und verschiedene Perspektiven in die Entscheidungen einfließen.
Thomas Fiedler ist seit über 16 Jahren selbstständig und als Berater und Marketing-/Kommunikationsprofi tätig. Der 42-Jährige betreut vor allem Kunden und Projekte aus dem Bereich Bildungsmarketing. „Mealmatch“ hat er zusammen mit seinem Freund Olaf Steinebach gegründet.
Dieser Beitrag ist in gekürzter Form dem RKW Magazin 3/2017 entnommen. Gern können Sie weitere Beiträge per Online-PDF lesen oder gleich eine Printausgabe bestellen: Zum RKW Magazin 3/2017 - #mehrMut