Nach wirtschaftlich schwierigen Jahren hat sich die Lage in Portugal wieder verbessert und das Land versucht sich mit Erfolg als Startup-Standort zu etablieren. „Nach zwei Rezessionswellen zwischen 2008 und 2013 und einer langsamen Erholung seit 2014, sind Unternehmensgründungen und Investitionen wichtiger denn je, um Arbeitsplätze zu schaffen, die Jugendarbeitslosigkeit weiter zu senken, Talente im Land zu halten oder abgewanderte aus dem Ausland zurückzugewinnen.“ (Quelle: GTAI)
Insbesondere am Beispiel der Hauptstadt Lissabon lässt sich die positive Entwicklung ablesen. Schätzungen zufolge haben sich hier bereits zwischen 200 und 300 Tech Startups angesiedelt – angelockt durch zahlreiche Inkubatoren (z. B. Startup Lisboa), Acceleratoren, eine hohe Dichte an Business Angels und viele Venture Capital Investoren. „The growing startup culture in Lisbon is helping renew the entire country’s trajectory. Lisbon has ample access to talent, affordable housing, and adequate public transportation, and the coastal location adds to its attractiveness as a spot for founders to establish their firms.” (Global Startup Ecosystem Report 2017)
Neustes Projekt ist der aktuell geplante Beato Creative Hub, der auf 35.000 m2 in einem ehemaligen Fabrikkomplex der portugiesischen Armee entstehen soll und als Coworking Space und Hub zahlreichen jungen Unternehmen günstige Arbeitsflächen, die Möglichkeit zur Vernetzung und Unterstützung beim Wachsen bieten wird.
Auch die Universität Universidade Nove de Lisboa (Nova) engagiert sich umfangreich im Bereich Entrepreneurship. Der Entrepreneurship Council gewährleistet, dass bei den Programmen zur Entwicklung unternehmerischer Fähigkeiten der Studierenden alle Fachbereiche eingebunden werden und interdisziplinäres Arbeiten ermöglicht wird. Organisiert wird außerdem ein jährlicher Ideen-Wettbewerb und die zwei-semestrige „Starters Academy“ vermittelt Studierenden die nötigen Werkzeuge für die Gründung eines Startups. Im Rahmen des Programms arbeitet Nova außerdem mit zahlreichen Partnern zusammen und gibt Tipps und Hilfestellung bei der Finanzierung.
Ebenfalls aus der Forschungslandschaft kommt das Programm Building Global Innovators: MIT Portugal (eine Partnerschaft mit dem Massachusetts Institute of Technology), die ISCTE Business School der Universität von Lissabon und das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Hochschulen tragen gemeinsam den Startup Accelerator im „amerikansichen Stil“. BGI zählt mit seinen mehreren unterschiedlichen Programmen in Europe zu den Top 20 und weltweit zu den Top 100 Acceleratoren (Quellen: Fundacity, Hottopics).
Seit 2016 findet auch der ursprünglich in Dublin angesiedelte, jährliche Web Summit in Lissabon statt – eine Großveranstaltung mit 53.000 Besuchern aus der „old and new economy“ – Startups, Investoren, Unternehmen – die sich über die Entwicklung der Internetbranche austauschen. Der nächste Summit findet vom 6.-9. November statt.
Aber auch in den Städten abseits der Hauptstadt – zum Beispiel Braga, Porto und Coimbra – passiert einiges: StartUp Braga bietet in Partnerschaft mit Unternehmen und der lokalen Universität Startups einen (Pre-)Accelerator, Arbeitsplätze und ein Fellowship Programm und in Porto können sich Firmen am Science and Technology Park der Universität von Porto ansiedeln.
Programme:
- Startup Portugal
Startup Portugal wurde 2015 von der portugiesischen Regierung ins Leben gerufen und ist auf eine Laufzeit von vier Jahren angelegt. Das Programm hat das Ziel, Unternehmer zu unterstützen, um damit langfristig zusätzliche Arbeitsplätze und ein gutes wirtschaftliches Klima zu schaffen. Die Strategie von Startup Portugal umfasst einen 15-Punkte-Plan zu den drei Schwerpunkten Ecosystem, Funding und Internationalisation.
- COMPETE
COMPETE steht für “Competitiveness Factors Operational Programme” und wird unter anderem durch den European Regional Development Fund (ERDF) finanziert. Ziel ist die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit portugiesischer Unternehmen auf internationalen Märkten. In dem Programm werden in sechs Handlungsfeldern unterschiedliche Formen finanzieller Unterstützung gebündelt, zum Beispiel Zuschüsse für Forschungsprojekte, Innovationen und Maßnahmen zur Internationalisierung von Unternehmen, Co-Finanzierungs-Modelle mit Venture Capitalists und Business Angels, aber auch die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung.
- IN2:BA – Business Angels Co-Investment Fund
IN2:BA fördert seit 2009 die Finanzierung von Startups durch Business Angels durch ein Ko-Finanzierungs-Modell. Durch das Programm konnten Finanzierungen durch Business Angels, die vor 2009 im Land kaum relevante Größe besaßen, signifikant gesteigert werden. Das Ergebnis des Programm kann sich durchaus sehen lassen: Inzwischen sind Business Angels die wichtigste Finanzierungsquelle für hochinnovative Unternehmen in Portugal.
Mit Hilfe des Programms entstand eine neue, lebhafte Szene von potentiellen Investoren, die nun als Business Angels tätig sind. Mit ihren Investitionen und ihrem Knowhow helfen sie jungen Unternehmen beim Starten und Wachsen und tragen damit zur Entwicklung des portugiesischen Gründerökosystems bei.
Aktuell läuft die zweite, 2014 gestartete Programmrunde, die 2020 abgeschlossen wird.
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