Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen in Deutschland

Die erheblichen Unterschiede des weltweiten Gründungsgeschehens – bezogen sowohl auf den Umfang als auch auf die Qualität von Gründungsaktivitäten – sind zum großen Teil auf länderspezifische Rahmenbedingungen zurückzuführen.

Das Steuersystem, die Verfügbarkeit von Kapital oder die Qualität der Förder- und Beratungsinfrastruktur beeinflussen die Gründungsbereitschaft und die konkrete Umsetzung eines Gründungsvorhabens.

Im GEM-Bericht werden gründungsbezogene Rahmenbedingungen aus der Sicht ausgewählter Experten anhand einer standardisierten und international vergleichbaren Befragung bewertet. In Deutschland bewerteten im Jahr 2018 53 Experten insgesamt 18 Umfeldfaktoren, davon galten 12 Rahmenbedingungen für alle an der GEM-Studie beteiligte Vergleichsländer. Der Fokus der nachfolgenden Ausführungen liegt auf diesen 12 Rahmenbedingungen, um die Beurteilung des Gründungsstandortes Deutschlands in einen länderübergreifenden Kontext zu ermöglichen (siehe Tabelle).

Das Profil der Stärken und Schwächen des Standorts Deutschland ist über die letzten Jahre betrachtet relativ stabil geblieben.

Aus Sicht der deutschen Gründungsexperten liegen die Stärken des Gründungsstandorts Deutschland im Jahr 2018 in den Faktoren physische Infrastruktur, öffentliche Förderprogramme sowie Berater und Zulieferer. Die beste Bewertung mit einem Index-Mittelwert von 6,06 erhalten die Straßen-, Telekommunikations- sowie Ver- und Entsorgungsinfrastruktur. Danach folgen das Angebot und die Qualität öffentlicher Förderprogramme und die Unterstützung von Beratern und Zulieferern für neue und wachsende Unternehmen.

Die Herausforderungen zur Verbesserung des Gründungsstandortes Deutschland beziehen sich auf eine Reihe von Schwächen, die sich in den vergangenen Jahren im Rahmen des GEM als besonders persistent herauskristallisiert haben. Dazu gehören die schulische Vorbereitung auf unternehmerische Selbständigkeit, der Bereich Regulierung und Steuern und die gesellschaftlichen Werte und Normen. Immerhin zeigen sich in den letzten Jahren bei den Schwächen des Standortes Deutschlands leichte positive Veränderungen.

Die GEM-Expertenbefragung beinhaltet nicht nur die Bewertung der einzelnen Rahmenbedingungen, sondern ermittelt zusätzlich Empfehlungen zur Verbesserung des Gründungsstandortes Deutschland. Der Handlungsbedarf zur Verbesserung dieser Rahmenbedingungen wird durch die Aussagen der Experten bekräftigt: 20 Prozent der befragten Experten empfehlen Aktivitäten in der gründungsbezogenen Bildung und Ausbildung und 17 Prozent im Bereich der Regierungspolitik (z.B. im Rahmen der  Regulierungspolitik).   

Nachfolgend stehen sämtliche Ergebnisse der Analyse zur Verfügung:

Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2018
© Global Entrepreneurship Research Association (GERA), Sternberg, R., Wallisch, M., Gorynia-Pfeffer, N, von Bloh, J., Baharian, A.

Die international standardisierte Datenerhebung im Rahmen der Expertenbefragung des GEM ermöglicht die Einordung der Beurteilung des Gründungsstandortes Deutschland in einem länderübergreifenden Kontext.  

Im aktuellen GEM-Bericht wurde ein neuer Index eingeführt, der sogenannte National Entrepreneurship Context Index (NECI). Dieser bewertet den institutionellen Rahmen und das Umfeld für Gründungsaktivitäten auf nationaler Ebene. Der NECI setzt sich aus zwölf ausgewählten Rahmenbedingungen der Expertenbefragung zusammen (siehe Graphik). Zur Erstellung des Index wurden die Rahmenbedingungen entsprechend ihrer zugeteilten Bedeutung, basierend auf den Expertenurteilen, gewichtet. Je höher der Indexwert, desto besser werden gründungsbezogene Rahmenbedingungen im jeweiligen Land eingeschätzt.

Ziel des NECI ist es, auf einen Blick interessierten Unterstützern und Stakeholdern das Gesamtbild der Umfeld- und Rahmenbedingungen des Gründungsstandortes Deutschland zu zeigen.

Der Durchschnitt des NECI für Länder in der Gruppe mit hohem Einkommen beträgt 5,20. Deutschland nimmt innerhalb dieses Rankings den 15. Platz ein, erreicht mit 5,36 einen leicht überdurchschnittlichen Wert und liegt damit nahezu auf dem gleichen Niveau wie Schweden, Irland und Spanien. Deutlich bessere Werte erreichen beispielsweise die Niederlande (6,51) und die USA (5,98).

Deutschlands verbesserungswürdige Platzierung im Mittelfeld des NECI-Rankings resultiert vor allem aus den negativen Bewertungen des Arbeitsmarktes, der gesellschaftlichen Werte und Normen sowie der Gründungsausbildung und deren Bedeutung für das Gründungsgeschehen.