Mit Grünzeug aus dem Garten versorgt starte ich am Sonntagnachmittag meine Reise nach Braunschweig. Mir fällt auf, dass die Wochenendreisenden viel entspannter sind als viele Menschen, die ich letzte Woche in den Abendstunden nach den Drehterminen in den Zügen erlebt habe. Von Braunschweig sehe ich heute leider nichts mehr, nur den weiten Bahnhofsvorplatz und das Hotel. Wo das Filmteam von forStory untergekommen ist, habe ich aus den Augen verloren. Wir sehen uns morgen früh beim Set-Aufbau für den Drehtermin.
Über unsere Partner in der Region
Am nächsten Morgen treffen wir im Technologiepark mit der Gründervilla auf Julian Räke, der als Projektleiter für Gründungsförderung bei der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Braunschweig Zukunft GmbH unter anderem für die Steuerung des Gründungsnetzwerks Braunschweig verantwortlich ist. Er ist unser Partner für die <link gruendung/gruendungskultur/gruenden-in-deiner-region/>RKW-Videoreihe „Gründen in Deiner Region“</link>. Der Standort am Rebenring ist kooperationsgünstig zur Technischen Universität mit der Technologietransferstelle gelegen. In einem großzügigen Raum baut das Filmteam die Technik für die Videoaufnahmen zu den Interviews auf, während Julian Räke mir die Räume zeigt, in denen die Gründer*innen Unterstützung in vielfältiger Weise erhalten.
Die Braunschweig Zukunft GmbH berät in Standortfragen, vermittelt Gewerbeflächen, fördert Gründer*innen und betreibt einen Technologiepark, der bereits dreimal vom Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren den Titel „Anerkanntes Innovationszentrum“ erhielt. Hier finden technologieorientierte Gründerinnen und Gründer günstige Räume, Unterstützung und Netzwerke, um das Risiko eines Starts in die Selbstständigkeit zu verringern. Außerdem sind dort unser Start-up-Zentrum Mobilität und Innovation (MO.IN) und unser Acceleratorprogramm für Wachstum und Innovation (W.IN) beheimatet. Damit decken sie die komplette Wertschöpfungskette im Gründungsbereich ab. Zudem gibt es in Braunschweig erfreulicherweise immer mehr privat initiierte Gründerorte und Betreuungsprogramme für Start-ups. Unterstützt wird dies vom Gründungsnetzwerk Braunschweig, in dem sich 21 Verbände und Institutionen engagieren. Sie koordinieren ihre Kompetenzen rund um die vielfältigen Herausforderungen in den unterschiedlichen Gründungssituationen und bieten Gründer*innen so in jeder Situation die passende Beratung. In Braunschweig werden sich unsere Interviews mit drei Fördereinrichtungen und drei Gründer*innen auf die Nachgründungs- beziehungsweise Wachstumsphase junger Unternehmen konzentrieren.
Beim Drehtermin
Das erste Interview beginnt interessanter Weise mit den Vorteilen, die in der Zusammenarbeit zwischen mittelständischen Unternehmen und Startups entstehen. Die etablierten Unternehmen bringen Kapital und 1-zu-1-Beratung ein und die Gründer*innen frische Ideen für die „good old economy“. Passend dazu gibt es den Accelerator W.IN für innovative Start-ups in der Wachstumsphase; das Besondere daran: Ein Netzwerk aus Institutionen und vielen Unternehmen bietet jungen Firmen Betreuung und Zugang zu Kontakten, um sich am Markt zu etablieren. Die Technologietransferstelle der TU Braunschweig sowie der Entrepreneurship Hub von TU Braunschweig und Ostfalia Hochschule bilden ein enges Netzwerk, um Ausgründungen aus Hochschulen zu begleiten.
Passend zu der technologischen Ausrichtung der vernetzten Förderstrukturen in Braunschweig lernen wir im Interview eine junge Unternehmerin kennen, die in einer Team-Ausgründung aus der TU Braunschweig nach kurzer Zeit schon unternehmerisch sehr erfolgreich ist und mit einer ganzen Reihe von Auszeichnungen bedacht wurde. Auch eine Förderung aus dem EXIST-Forschungstransfer erhielt das Gründerteam für sein forschungsbasiertes Gründungsvorhaben. Das junge Unternehmen stellt hochflexible Greifer für Anwendungen in Produktion und Logistik her. Bis 2022 soll das 2017 gegründete Unternehmen auf 12 Mitarbeitende anwachsen.
Neben Technologie zählt bei jungen Unternehmen in der Wachstumsphase aber auch Vertrieb und Marketing zu den großen Herausforderungen. Unser nächstes Team vor der Kamera hat diese Fähigkeiten „im Blut“ – sehr wichtig, wenn man ein Kult-Getränk neu am Markt platzieren will. Gestartet in der eigenen Küche produziert das 2017 gegründete Unternehmen inzwischen in Lohnabfüllung, auch für Handelsketten.
Unser drittes Unternehmen vor der Kamera ist im Bereich Social-Media und Content-Marketing aktiv. Die beiden Gründerinnen haben im Alter von 23 Jahren gegründet und betreiben ihre Agentur nun seit fünf Jahren. Sie nutzen die Netzwerktreffen der Braunschweig Zukunft GmbH regelmäßig, weil dort im geschützten Raum auch mal über Tiefschläge gesprochen werden kann. Ein Coaching hilft bei der Reflexion ihrer unternehmerischen Vision und der privaten Vorstellungen von der Zukunft. Die Herausforderung in der Wachstumsphase betrifft zum einen die Mitarbeitersituation: Besonders schwierig ist es in ihrem schnelllebigen Geschäftsfeld Mitarbeiter*innen länger als drei Jahre zu halten. Kundenseitig ist es auch heute noch schwierig, in etablierten Unternehmen ein Social-Media-Verständnis zu vermitteln und dafür zu werben, dass dies einen angemessenen Preis hat.
Gründerspots
Nach den Interviews werden die Utensilien des Sets zusammengepackt und in die vielen Aluminiumkisten verpackt, während der Kameramann die Gründervilla auf dem Gelände des Technologieparks filmt. Dann fahren wir zum Firmensitz unserer ersten beiden Interviewpartner. Tatsächlich haben die beiden so unterschiedlichen Unternehmen ihren Firmensitz mit Produktion im selben Gebäude. Die Filmaufnahmen hier werden wunderbar harmonisch zu den Interviews am Vormittag passen. Perfekt! Dann muss es ganz schnell gehen – die junge Geschäftsführerin des Technologie-Startups muss noch rechtzeitig im Kinderhort ankommen. Und: hatte ich nicht am Freitag nach unserem Drehtermin in Berlin Schöneweide noch über so wenige Frauen unter den Startups gegrübelt? Nur ein Wochenende liegt dazwischen und heute durfte ich genau solch eine Unternehmerin kennenlernen.
Unterwegs
Auf zum Bahnhof, die Zugfahrt von Braunschweig nach Meppen im Emsland ist weit. Beim ersten Umsteigen in Hannover ist bereits klar: Ich werde heute mindestens eine Stunde später ankommen als gedacht. Nicht so schlimm, bis zum Sonnenuntergang genieße ich die Fahrt durch die norddeutsche Landschaft. Das Filmteam ist parallel zu mir mit dem bis unters Dach gepackten Auto unterwegs ins Emsland.
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