Gestern waren wir in Lübeck, heute in Schwerin, morgen geht es nach Lüneburg. Sehr kurze und angenehme Bahnfahrten liegen zwischen den Regionen unserer aktuellen Drehsequenz. Die Drehtermine haben wir mit dem Filmteam von forStory extra so geplant, dass es Fahrtzeiten spart, vor allem aber auch CO2!
In Schwerin ist eine tolle spätsommerliche Abendstimmung, als der Zug in den Bahnhof einfährt. Die Stadt wird vom Schweriner See und mindestens sechs weiteren kleinen Seen regelrecht umschlungen. Der strahlendblaue Himmel und das viele Wasser würden einen Wettbewerb zum Thema „Die Farbe Blau“ ganz sicher gewinnen. Der Blick aus dem Hotelzimmer: See und Himmel.
Über unsere Partner in der Region
Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin liegt – natürlich am Schweriner See. Damit ist schon einmal klar, dass wir wunderbare Schnittbilder für unsere RKW-Videoreihe „Gründen in Deiner Region“ bekommen sollten. Die Vorbereitungen für unseren thematisch speziellen Gründungsfokus auf das Thema „Unternehmensnachfolge“ für den Drehtermin in Schwerin waren mit Frank Bartelsen, Teamleiter der NACHFOLGEZENTRALEMV perfekt, herzlichen Dank dafür!
In der NACHFOLGEZENTRALE MV kooperieren die Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern GmbH, das Land Mecklenburg-Vorpommern sowie die Industrie- und Handelskammern und die Handwerkskammern im Land. Als ESF-gefördertes Projekt verfolgt die Einrichtung keine Gewinnerzielungsabsichten, sie steht in allen Phasen der Nachfolgeplanung neutral an der Seite des übergabebereiten Inhabers und der potentiellen Nachfolger*innen.
Am Drehtag selbst empfangen uns Frank Bartelsens Kolleginnen Anne-Cathrin Lüttke und Katharina Jüngling in der IHK. Für die Interviews steht uns der große Veranstaltungsraum mit Blick auf den Schweriner See zur Verfügung. Da macht der Set-Aufbau mit der vielen Technik und den anderen Utensilien so richtig Freude. Sehr gespannt sind wir auf den Einblick in die besondere Gründungsform der Nachfolge. Ausnahmsweise werden wir nur mit zwei Fördereinrichtungen sprechen, zugunsten von vier Personen, die sich aktuell persönlich mit der eigenen Nachfolgeplanung auseinandersetzen.
Beim Drehtermin
Das Set steht, die Kameras laufen, das Licht ist ausgerichtet, der Ton ist gut und wir starten mit den Interviews in Schwerin. Wir werden mit zwei Männern sprechen, die eine Nachfolge antreten möchten und mit zwei Geschäftsfrauen, die Nachfolger*innen suchen.
Im Interview ist ein Mann, der im zweiten Anlauf als Nachfolger in einer Spedition angetreten ist – beim ersten Mal hat es auf der persönlichen Ebene nicht gepasst, aber aufgegeben hat er nicht. Warum? Weil es ihm wichtig ist, für sich selbst und seine Familie verantwortlich zu arbeiten, das damit verbundene Gefühl von Freiheit ist ihm wichtig. Eine Spedition neu zu gründen war für ihn keine Option, denn er möchte, dass in seiner Region bestehende Unternehmen und die zugehörigen Arbeitsplätze erhalten bleiben. Sein Ansatz der Nachfolge ist es, auf dem festen Fundament eines guten Unternehmens den Wandel mitzugehen, zum Beispiel neue Kunden über Social Media zu gewinnen, was der alte Inhaber noch nicht getan hat. Die Internetplattform nexxt-change und die persönlichen Unterstützungsangebote der NACHFOLGEZENTRALE MV hat dieser engagierte Nachfolger gerne in Anspruch genommen; immerhin war sein Großvater auch Unternehmer und hat seinem Enkel, damals im Grundschulalter, davon erzählt, was er an Ideen von den damaligen Unternehmerfrühstücken mitgenommen hat.
Der zweite Protagonist vor der Kamera sucht aus dem Angestelltenverhältnis heraus die Herausforderung, als Unternehmer sein eigener Herr zu werden. Für sein Geschäftsfeld im Metallbau hat eine Nachfolge gegenüber einem Neustart den großen Vorteil, dass die kostenintensiven Hallen, Anlagen und Maschinen bereits da sind. Auf der anderen Seite müssen diese Investitionsgüter sich im Kaufpreis wiederfinden und durch den Nachfolger finanziert werden. Dies ist für ihn die größte Herausforderung. Die Matching-Angebote der NACHFOLGEZENTRALE MV sind bisher vielversprechend: Zwei Wochen nach seinem Erstgespräch waren bereits zwei abgabewillige Unternehmen kontaktiert. Hätte er selbst den Kontakt herstellen wollen, hätte es mit Sicherheit länger gedauert. Matching hilft, schließlich möchte er möglichst bald seine Ideen vom papierlosen Büro und vieles mehr in – dann seiner – Metallbaufirma verwirklichen.
Eine Geschäftsführerin berichtet vor der Kamera, warum sie ihren Produktionsbetrieb frühzeitig in neue Hände geben möchte. Nach Mecklenburg ist sie vor einigen Jahren mit ihrem Mann gezogen, weil sie dort zu viel niedrigeren Kosten als in Westdeutschland eine Backstube, Verpackungshallen und Maschinen erwerben konnte. Damals hatte ihr die Wirtschaftsförderung geholfen. Produktion und Absatz konnten mit viel Engagement und Arbeitseinsatz ausgebaut werden, so dass sie heute vier Angestellte beschäftigt. Nun, da sie persönlich schon einmal mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert war, ist sie überzeugt davon, dass es sinnvoll ist, sich rechtzeitig und ernsthaft mit einer Nachfolgelösung für die Firma und für die Arbeitsplatzsicherheit ihrer Angestellten zu befassen. Mit einer Übergangszeit von zwei bis fünf Jahren rechnet sie durchaus. Bei der NACHFOLGEZENTRALE MV hat sie den Eindruck, man kümmere sich maßgeschneidert um alles, was es zu bedenken gibt. Sie selbst hat so Ruhe und Zeit, sich damit anzufreunden, loszulassen.
Unsere für heute letzte Unternehmerin vor der Kamera sucht eine Nachfolgelösung. Ein gut geführtes Einzelhandelsgeschäft in der Schweriner Innenstadt mit einigen Fachangestellten – da müsste sich doch sofort jemand finden? Seit 26 Jahren führt die Unternehmerin ihr Geschäft, und sie hat hohe Anforderungen an die Persönlichkeit und an die Fachkompetenz eines potentiellen Nachfolgers. Dieser scheint gerade – über die NACHFOLGEZENTRALE MV – gefunden, aber die Finanzierung steht noch nicht ganz und damit auch der Stichtag der Übergabe noch nicht. Ganz sicher förderlich war es aber, dass die Firmeninhaberin gemeinsam mit ihrem potentiellen Nachfolger die Bankgespräche und Termine mit dem Steuerberater wahrgenommen hat. Ihr Unternehmen loslassen kann sie genau dann, wenn sie weiß: Schwerin hat weiterhin dieses Fachgeschäft, ihr Lebenswerk wird weitergeführt.
Engagiert und dabei vorsichtig, hoffnungsfroh und manchmal auch zwischen den Möglichkeiten schwankend – so präsentierten sich die nachfolgebereiten Unternehmer*innen und ihre potentiellen Nachfolger*innen in Mecklenburg-Vorpommern vor der Kamera. Gar nicht verwunderlich, denn bei externen Übernahmen fehlt naturgemäß die gewachsene Vertrauensebene.
Wie gut, dass die Institutionen gerade hier im nördlichen Flächenland so unterstützend wirken. Das Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Schwerin sieht gerade in der Meisterpflicht für viele Gewerke des Handwerks ein großes Potential, denn junge Meister sind eigentlich die geborenen Nachfolger*innen, qualifiziert sind sie dazu auf jeden Fall und hinzu kommen die digitalen Kompetenzen der jüngeren Generationen. In Schwerin und der Umgebung kennt man sich gegenseitig gut und legt großen Wert auf vernetztes Miteinander.
Und ganz zum Schluss unseres langen Drehtages: Anne-Cathrin Lüttke vor der Kamera. Wie charmant, dass den Unternehmer*innen und Nachfolger*innen an diesem Tag so viel Raum eingeräumt wurde. Aber mit so viel Erfahrung aus der Beratungspraxis der NACHFOLGEZENTRALE MV bringt Anne-Cathrin Lüttke es zielgerichtet auf den Punkt:
„Unternehmensnachfolger haben gegenüber Gründern zwei wesentlich andere Voraussetzungen – ein Fundament ist vorhanden und der übergabebereite Unternehmer wirkt als Mentor – beide Faktoren sind mit Emotionen verbunden. Und dann geht es um die Verknüpfung von Innovation und Tradition. Es bedarf sehr viel Respekt auf beiden Seiten. Sehr wichtig ist eine ehrliche Antwort auf die Frage `Passt diese Person vom Wertekostüm zu diesem bestehenden Betrieb und zu seinem Inhaber?´ und entscheidend ist, dass das Geschäftsmodell zukunftsfähig ist. “
Lokale Spots
Nach den Interviews ist wenig Zeit, aber immerhin haben wir um die Mittagszeit herum schon wunderschöne Bilder vom Schweriner See drehen können. Und dann fahren wir zum Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Schwerin, einem modernen Bau mit großzügigen Räumlichkeiten im Süden der Stadt, nur einen Katzensprung vom Siebenstädter Moor entfernt. Hier finden fast täglich Aus- und Weiterbildungskurse sowie Meisterausbildungen des Handwerks sowie die zugehörigen Prüfungen statt.
Unterwegs
Es ist spät geworden, und nun geht es weiter nach Lüneburg, wo wir morgen die RKW-Videoreihe „Gründen in Deiner Region“ fortsetzen werden. Wie besonders doch der heutige Tag in unserer Reihe war, geht mir während der Reise durch den Kopf. Gründer*innen werden angetrieben von einer einzigen Idee, die sie verwirklichen und wachsen sehen wollen. Aber inzwischen werden es ja immer weniger von ihnen, die alleine gründen und immer mehr, die von Beginn an in Teams ein neues Unternehmen aufbauen. Menschen, die ein bestehendes Unternehmen weiterführen oder auch neu aufstellen möchten – wie viel Gründergeist steckt in ihnen und wie viel davon können sie verwirklichen? Wie machen sie den übergebenden Betriebsinhaber zu ihrem Verbündeten, ihrem Mentor, wann funktioniert solche ein Team im Prozess der Unternehmensnachfolge wirklich gut? Es wird noch viel Gelegenheit geben, dass wir im RKW die unterschiedlichen Aspekte der Unternehmensnachfolge betrachten können. Immerhin startet in Kürze die „Initiative Unternehmensnachfolge“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Das RKW Kompetenzzentrum wird die fachliche Begleitung der Initiative übernehmen. Das wird spannend!
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