Auf den ersten Blick erscheint die Zusammenarbeit zwischen Startups und mittelständischen Unternehmen als eine logische Erfolgskonstellation. Startups bieten Kreativität und innovatives Know-how, etablierte Mittelständler eine führende Marktposition in ihrer Branche und internationale Beziehungen. Beim näheren Hinsehen offenbart sich jedoch eine Reihe von Hürden, die einer Kooperation häufig im Wege stehen und somit die vielfältigen Potenziale ungenutzt lassen. Welche Hürden machen die Zusammenarbeit so schwierig? Welche Ziele und konkreten Ansätze zur Gestaltung von Kooperationen zwischen mittelständischen Unternehmen und Startups lassen sich identifizieren?
Dringlichkeit für Kooperationen aus Sicht des deutschen Mittelstands
Der Anteil an mittelständischen Unternehmen mit innovativen Produkten und Prozessen stagniert seit vielen Jahren bei etwa 30 Prozent, in etwa 10 Prozent weniger als noch vor etwa 15 Jahren – so die Zahlen des KfW-Innovationsberichts. Ein Großteil der Mittelständler nimmt keine innovationsorientierten Investitionen vor. Parallel schreitet die Digitalisierung wirtschaftlicher Aktivitäten mit großer Geschwindigkeit voran. Es entsteht der Eindruck, dass es dem deutschen Mittelstand in vielen Fällen schwer fällt, eine Zukunftsvision zu entwickeln. Eine Zusammenarbeit mit Startups, die vor Ideen sprühen und im Digitalen heimisch sind, ist naheliegend und doch so fern. Denn im ersten Schritt gilt es, für Mittelständler und Startups die Herausforderungen der Kooperation zu erkennen und vorhandene Erwartungshaltungen zu justieren.
Hürden der Zusammenarbeit
Ein wesentlicher Unterschied liegt in der gelebten Kultur: Auf der einen Seite die „hippen“ und häufig unkonventionellen Startup-Gründer und auf der anderen Seite die eher konservativen Mitarbeiter und Geschäftsführer mittelständischer Unternehmen. Das Aufeinandertreffen von T-Shirt und Business-Anzug hat Irritationspotenzial. In dieser eher stereotypen Beschreibung steckt eine ganze Menge Wahrheitsgehalt. Die teilweise „inkompatible“ Geschäftskultur ist eine erste große Herausforderung für die Zusammenarbeit. Hinzu kommen weitere Aspekte wie Flexibilität, Dauer von Entscheidungen und Risikotoleranz. Die Justierung von Erwartungshaltungen und der Aufbau von Vertrauen erfordern von den potenziellen Partnern jeweils einen Schritt aus der eigenen Komfortzone.
Die richtigen Fragen stellen und Ziele der Zusammenarbeit festlegen
Vor der Initiierung einer Zusammenarbeit mit Startups sind von Seiten der Mittelständler entsprechende Ziele festzulegen. Das Anstreben einer Kooperation, nur weil es der Wettbewerber genauso macht, ist wenig erfolgsversprechend. Für die Definition von Zielen sollte die Geschäftsführung und die Mitarbeiter zunächst eine Reihe von strategischen Fragestellungen beantworten, um angemessene Kooperationsformen mit Startups zu identifizieren:
- Wie können wir die die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter in Bezug auf neue Märkte und innovative Technologien schärfen?
- Wie können wir unser Unternehmen innovativer machen und die Risikobereitschaft erhöhen?
- Wie können wir Schlüsselprobleme auf einfachere und kosteneffizientere Weise lösen?
- Wie können wir neue Märkte und/oder neue Technologien erschließen?
Bei der Beantwortung dieser Fragestellungen kristallisieren sich eine oder mehrere Zielkategorien heraus. Hierzu gehören unter anderem:
- Unternehmerisches Denken fördern: Die Zusammenarbeit mit Startups unterstützt die Entwicklung einer unternehmerischen Einstellung bei den Mitarbeitern die mit agilen Teams, schlanken Ansätzen und einer frischen Denkweise konfrontiert werden.
- Innovationsimpulse gewinnen: Innovationen sind ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für Unternehmen. Startups bringen neue Technologien, Geschäftsmodelle und Talente „an den Tisch“. Hierdurch können neue Impulse für das eigene Unternehmen entstehen.
- Geschäftsprobleme lösen: Die Zusammenarbeit mit Startups kann zu alternativen Lösungen führen, die im Vergleich zu einer ausschließlich internen Vorgehensweise sowohl effizienter als auch innovativer sind.
- Zukunftsmärkte und neue Technologien erschließen: Startups können einen wichtigen Kanal für die Expansion von Geschäftsaktivitäten in neue Märkte sein und öffnen den Zugriff auf technologisches Know-how.
Der zweite Teil dieses Beitrags erscheint in den kommenden Tagen. Gern können Sie den gesamten Beitrag auch in der PDF lesen oder eine Printausgabe des RKW Magazins 2/16 bestellen:
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