Bezüglich der Technologieintensität von Total Early-stage Entrepreneurial Activity (TEA)-Gründungen belegt Deutschland unter allen 49 beim Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2018 untersuchten Ländern insgesamt den 12. Rangplatz. Mit TEA wird der Prozentanteil derjenigen 18 bis 64-Jährigen, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen bezeichnet.
Absolut betrachtet zählten 2018 in Deutschland 9,1% der entstehenden/neuentstandenen Unternehmen zum Hightech- bzw. Mediumtech-Sektor. Somit besteht bei einer von zehn Gründungen/Gründungsvorhaben ein Technologiebezug. Der Anteil an technologieintensiven Gründungen hat sich in den letzten Jahren ausgehend von 6,1% in 2013 positiv entwickelt – siehe Abbildung 1.
Auffällig ist, dass in Deutschland der Anteil der technologieorientierten Gründungen/Gründungsvorhaben im Verhältnis zu allen Gründungen/Gründungsvorhaben insgesamt etwas höher ist als in den USA – siehe Abbildung 2. Dies ist in gewisser Hinsicht überraschend, da insbesondere in der medialen Darstellung häufig innovative und wegweisende Start-ups aus dem kalifornischen Sillicon-Valley oder von der Ostküste aus dem Großraum Boston im Rampenlicht stehen. Gleichzeitig darf hier jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass insbesondere im IT-Bereich in den Vereinigten Staaten in den letzten zwei Dekaden im Vergleich zu Deutschland teilweise aus Gründungsideen heraus Weltkonzerne entstanden sind.
Innerhalb der mit Deutschland gut vergleichbaren ausgewählten Gruppe von 15 GEM-Ländern mit hohem Einkommen belegt die Bundesrepublik bei der Technologieintensität von TEA-Gründungen einen Platz im Mittelfeld. In Irland (13,2%), dem Vereinten Königreich (11,3%) und Schweden (10,8%) sind technologische Gründungen signifikant häufiger. Dagegen ist der Anteil der TEA-Gründungen, die dem Mediumtech-oder Higtech-Sektor zuzuordnen sind in Südkorea (5,3%), Kanada (5,3%) und Polen (5,7%) signifikant geringer.
Ein weiteres Indiz dafür, dass Deutschland im Innovationswettbewerb verhältnismäßig gut aufgestellt ist, bietet die Selbsteinschätzung der im GEM 2018 befragten TEA-Gründer*innen bezogen auf den Neuigkeitsgrad ihrer Produkte. Hier geben 11,4% der Jungunternehmer*innen an, dass kein anderes Unternehmen weltweit seinen Kunden ein vergleichbares Angebot bieten kann. Hier belegt Deutschland innerhalb der GEM-Ländergruppe (vgl. ausgewählte Referenzländergruppe von Abbildung 2) mit hohem Einkommen einen guten 4. Rangplatz, hinter Irland, der Schweiz und den Niederlanden.
Das Ergebnis wird auch durch die „Gegenprobe“ bestätigt. So setzen 73,8% der TEA-Gründer*innen in Deutschland nach ihrer Selbstbeurteilung zufolge bei der Erstellung ihres Angebots keine neuen Technologien ein (also verwenden ausschließlich Technologien, die seit 5 oder mehr Jahren bestehen).
Die Analyse zeigt, dass Deutschland im globalen Wissens- und Innovationswettbewerb zu den bedeutenden Staaten unter den GEM-Ländern mit hohem Einkommen gehört. Gleichzeitig ist jedoch teilweise auch noch ein gewisser Abstand und Aufholbedarf zu den „Spitzenländern“ vorhanden. Die GEM-Befragungen der kommenden Jahre werden zeigen, ob die „Lücke“ geschlossen werden kann – und der seit 2013 anhaltende positive Trend weiter anhält. Deutschland ist als rohstoffarmes Exportland grundlegend auf eine hohe Innovationskraft in der Wirtschaft angewiesen.