Das jährliche Treffen der Länder, die am Global Entrepreneurship Monitor (kurz GEM) beteiligt sind, fand in diesem Jahr in Seoul statt. Der Global Entrepreneurship Monitor ist das weltweit größte Forschungskonsortium zur Untersuchung und Dokumentation von Gründungsaktivitäten. Initiiert wurde das GEM-Forschungsprojekt 1999 durch die Zusammenarbeit zwischen der London Business School und dem Babson College.
Die dreitägige Konferenz umfasste ein breites Spektrum an Themen, von der Datenerhebung bis hin zur Analyse von Gründerökosystemen. Im Mittelpunkt stand u.a. die Bedeutung von Entrepreneurship-Aktivitäten und Startups im Gastgeberland für die rasante wirtschaftliche und technologische Entwicklung der letzten 30 Jahre. Noch nach dem Ende des Koreakrieges war Südkorea eines der ärmsten Agrarländer der Welt. In den 80er und 90er Jahren verzeichnete die Wirtschaft ein jährliches Durchschnittswachstum von 8,6% und stieg zur elftgrößten Handelsnation der Welt auf. Innerhalb von weniger als zwei Generationen etablierte sich das Land als eines der weltweit führenden Schiffsbauer, Elektronik-, Halbleiter- und Autoproduzenten. Heute gehört Südkorea weltweit zu den führenden Industrie- und Technologienation mit einer herausragenden Daten- und Kommunikationsinfrastruktur und mit Global Playern wie Samsung, LG oder Hyundai.
Vorstellung des Global Entrepreneurship Monitors 2017/2018
In Seoul wurde erstmals der neue Global Entrepreneurship Monitor 2017/2018 vorgestellt. Der Bericht umfasst Ergebnisse basierend auf 54 Volkswirtschaften, in denen Befragungen unter den Erwachsenen sowie Gründungsexperten durchgeführt wurde.
GEM bietet einen internationalen Vergleich von Gründungsaktivitäten, der in gleicher Weise die Gründungsaktivitäten sowie Einflussfaktoren auf Gründungen in den unterschiedlichen Ländern erfasst. Weitere Informationen zu der Datenerhebung im Rahmen des GEM-Projektes finden Sie hier.
GEM verwendet die Ländergruppierung des Weltwirtschaftsforums, das in seinen Publikationen, u.a. dem World Competitiveness Report, die Länder in faktorbasierte, effizienzbasierte und innovationsbasierte Gruppen einteilt.
Die erste Gruppe besteht aus Ländern mit geringer Wirtschaftskraft. Weil diese ihr Wachstum in erster Linie aus der Mobilisierung primärer Produktionsfaktoren beziehen (Land, Rohstoffvorkommen, gering qualifizierte Arbeitskräfte etc.), werden sie als „faktorbasierte Ökonomien“ bezeichnet.
Zur zweiten Gruppe zählen Volkswirtschaften, die ihren Lebensstandard mithilfe ausländischer Direktinvestitionen (ADI) bereits steigern konnten. Aufgrund zunehmender Industrialisierung und Nutzung von Skaleneffekten befinden sich diese Länder bereits auf einem höheren Niveau internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Da weiteres Wachstum vor allem durch die Erhöhung der Effizienz erzielt wird, gelten diese Länder als „effizienz-basierte Ökonomien“.
Zusätzliches Merkmal innovations- basierter Volkswirtschaften sind erkennbare Investitionstätigkeiten im Bereich Bildung, Forschung und Entwicklung, sowohl von staatlicher als auch privater Seite.
Ausgewählte Kernergebnisse des Global Entrepreneurship Monitor 2017/2018:
- Die Mehrheit der Gründer weltweit wird eher von der Gelegenheit (dem Ausnutzen einer Marktchance) und nicht von der Notwendigkeit (aus Mangel an Erwerbsalternativen) angetrieben. Diese „Opportunity-Gründer“ sind mit 82,6% der Unternehmen in Nordamerika und 75,4% der Unternehmen in Europa am häufigsten anzutreffen.
- Weltweit sind es fast 70% der Erwachsenen, die Unternehmern in ihrer jeweiligen Gesellschaft einen „hohen Status“ zuschreiben. In faktor- und effizienzbasierten Ökonomien sind es circa 65% der Erwachsenen und in innovationsbasierten Vokswirtschaften lediglich 57%.
- Die TEA-Quote (also der Anteil all jener 18-64-Jährigen, die „werdende Gründer“ oder Gründer „junger Unternehmen“ sind) ist - bezogen auf die Gesamtheit der 18 bis 64-Jährigen - am höchsten in faktor- und effizienzbasierten Ländern (jeweils 16,4% und 14,9%). Dagegen beträgt in innovationsbasierten Volkswirtschaften die TEA-Quote nur 9,2%. Lateinamerika und Karibik zeigen hier die höchste weibliche TEA-Quote von 17%, gefolgt von Nordamerika mit 12,8%; in Europa beträgt sie hingegen nur 6%.
- Der Anteil der Unternehmer mit mittleren bis hohen Erwartungen hinsichtlich der Schaffung von Arbeitsplätzen hervorgerufen durch die Gründung (sechs oder mehr Arbeitsplätze in den nächsten fünf Jahren) ist in Nordamerika am höchsten (29,5%), gefolgt von Asien und Ozeanien (21%) und Europa (18,5%).
- Nach der Einschätzung von mindestens 36 Experten in den jeweiligen Ländern liegen die gründungsbezogenen Rahmenbedingungen in innovationsbasierten Ländern auf dem höchsten Niveau. Am besten wird in allen weltweiten Volkswirtschaften die „Physische Infrastruktur“, am schlechtesten die „Schulische Gründungsausbildung“ bewertet.