Manuela Engel-Dahan istGründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der „Lock Your World GmbH & Co.KG“. Gleichzeitig engagiert sie sich bei vielen Initiativen und gilt dabei zum Beispiel als Vorbild-Unternehmerin der Initiative „FRAUEN unternehmen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Das Interview mit Frau Engel-Dahan dreht sich um Fragen zu ihrer eigenen Krisenerfahrung, was sie anderen Betroffenen in dieser aktuellen Krise rät und welche Chancen sich ihrer Meinung nach auch auftun könnten.
Frau Engel-Dahan, Sie sind eine erfolgreiche Unternehmerin mit einem großen Erfahrungsschatz: Was können Sie vor allem unerfahrenen Unternehmerinnen und Unternehmern in diesen ungewissen Zeiten raten?
Engel-Dahan: Ein Vorteil an unserer jetzigen Situation ist wohl, dass es mehr oder weniger alle trifft. Ich hatte meinen "Lockdown" unverschuldet im Jahr 2011. Ich kann mich sehr gut in das Gefühl hineinversetzen, dass man vor einer Wand steht. Das Wichtigste an dieser Situation ist - nachdem man sich vom Schock erholt hat, denn es braucht auch Zeit für Trauer und Anerkennung der Situation - dass man in sich geht und fühlt, wie man in Zukunft leben will. Es gilt drei Aktionsbereiche zu präzisieren:
- Wie kann ich kurzfristig Umsätze generieren?
- Welches Feuer brennt in mir, um meiner Vision bedingungslos zu folgen?
- Welche Unterstützung oder welches Knowhow benötige ich von außen?
Sie bewegen sich in einem großen Netzwerk und engagieren sich in unternehmerischen Initiativen. Welche Unterstützung wäre Ihrer Meinung hilfreich?
Leider kenne ich viele Unternehmerinnen und Unternehmer, die keine oder keine ausreichende finanzielle Hilfe erwarten. Jetzt ist es besonders wichtig, mit Gleichgesinnten Gespräche zu führen, sich einen Kreis an Unterstützenden zu suchen, und da denke ich nicht nur an monetäre Unterstützung, sondern Impulse für neue Ideen. Was mir immer geholfen hat, das sind die Geschichten von Menschen, die Krisen bewältigt haben, daraus habe ich viel Mut und Energie ableiten können. Eng im Dialog mit anderen zu stehen, dafür würde ich plädieren.
Kann man auch von Chancen sprechen, die sich jetzt vielleicht auftun?
Die große Chance, die in der Krise steckt: Ich kann völlig neu bewerten und Dinge im Rahmen der jetzt begrenzten Möglichkeiten neu gestalten. Jeder Schritt ist ein Schritt in die Zukunft, auch wenn der Schritt nicht immer vorwärts ist.
Wie können kleine Unternehmen gestärkt oder widerstandsfähiger aus so einer Krise hervorgehen?
Für kleine Unternehmen ist es wichtig, im Bereich der Familiy & Friends Unterstützende zu finden. Gleichzeitig die Verbindung zu Lieferanten und Kundschaft neu zu beseelen. Die Chance für kleine Unternehmen liegt darin zu erkennen, wie flexibel man im kleinen Unternehmen agieren kann und zu erfahren, welche Energien und welches Durchhaltevermögen in einem selbst und auch im Team stecken. Die Krisensituation hat das Potential, die Loyalität zu intensivieren und den Kampfgeist zu beflügeln.
Inwieweit ist Ihr Unternehmen von der Krise betroffen und haben Sie erste Lösungen gefunden?
Wir haben eine sehr erfreuliche Auftragslage und doch gibt es hier und da erste abreißende Lieferketten. Wir hoffen sehr, dass sich das im Laufe der langsamen Öffnungen jetzt auch stabilisiert. Doch ich habe das Gefühl, dass wir noch viele Monate in diesen Stromschnellen schwimmen müssen. Wichtig ist aber, Zuversicht zu fördern, kleine Ziele zu setzen und in Bewegung zu bleiben. Nur wer sich bewegt, der kann etwas verändern.
Welche Quellen haben Sie, um mit Kraft und Ruhe ihre unternehmerischen Entscheidungen in Krisenzeiten zu fällen?
Ich habe vor vielen Jahren zu Beginn meiner Krise meinen täglichen Waldspaziergang mit Hund als wunderbare Kraftquelle entdeckt. Ich fotografiere und schreibe meine Gedanken auf, poste sie auf meinem Facebook-Profil. Bevor ich schlafen gehe, male ich oft noch ein Bild und bringe meine Emotionen auf die Leinwand. Das ist meine Abendtherapie, danach folgt ein tiefer Schlaf.
Herzlichen Dank für Ihre Zeit!