LCNC, das ist die flotte Abkürzung für Low-Code/No-Code, also die Möglichkeit, in einer integrierten Entwicklungsumgebung Anwendungsprogramme in Dragund-drop-Technik zu erstellen. Können Unternehmen jetzt ihre Software selbst stricken? Sagen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bald zu ihren IT-Fachkräften „Goodbye“?
Low-Code/No-Code – Hightech auch für Anfänger
Tatsächlich kennen viele Unternehmerinnen und Unternehmer schon lange eines der wichtigsten Einsatzgebiete von Low-Code/No-Code. Viele und gerade kleinere KMU haben ihre ersten Webseiten auf Online-Plattformen mit Baukastensystemen erstellt. Moderne Low-Code-/No-Code-Plattformen funktionieren genauso. Doch sie können viel mehr. Der Renner bei KMU sind zurzeit vor allem Dashboards, sei es für die Überwachung von Produktionsprozessen oder den Vertrieb, aber auch Apps, zum Beispiel für Mitarbeitende oder die Kundschaft.
Auch hier können Nutzende einer Low-Code-/No-Code-Plattform die einzelnen Elemente einer Softwareanwendung nach dem Baukastenprinzip zusammenstellen und so anordnen und verbinden, wie es die spezifische Prozess- oder Geschäftslogik erfordert. Die Kenntnis einer Programmiersprache wie Java oder Python ist nicht notwendig. Bei No-Code-Anwendungen ist der Quellcode der selbst erstellten Software nicht einsehbar. Bei Low-Code-Plattformen kann der Quellcode eingesehen und an einigen Stellen auch direkt bearbeitet werden. Dazu sind dann aber schon Programmierkenntnisse erforderlich.
Inzwischen stehen zahlreiche Low-Code-/No-Code-Plattformen für KMU zur Verfügung – von Open-Source-Projekten über Angebote von Start-ups bis hin zu großen Playern. Auf vielen Plattformen können Unternehmen mit einer kostenlosen Testversion starten. Später sind dann meist monatliche Lizenzgebühren in Abhängigkeit vom Umsatz oder der Anzahl der Nutzenden im Unternehmen und dem Leistungsumfang der Plattform zu zahlen. Die erstellte Low-Code-/No-Code-Anwendung kann je nach Anbieter auf der zum Programmieren genutzten Plattform gehostet werden oder von der Plattform heruntergeladen und auf eigenen Servern oder auf Servern von anderen Dienstleistern gespeichert und genutzt werden.
Low-Code/No-Code – Vorteile für KMU
Die Nutzung von Low-Code/No-Code hat große Vorteile, gerade für KMU. Sie können sich so auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und trotzdem ihr Geschäft digitalisieren – ohne hohe Anfangsinvestitionen. Mit Online-Kursen, den Schulungsangeboten der Plattformbetreiber und ein paar Tipps aus dem Internet ist es relativ schnell möglich, sich auch als Programmier-Laie in die Low-Code-/No-Code-Programmierung einzuarbeiten. In relativ kurzer Zeit können bereits eine erste kleinere Anwendung oder der Prototyp für eine kompliziertere Lösung entstehen. Eine Softwareentwicklerin oder ein Softwareentwickler wird dafür (zunächst) nicht benötigt, kann aber später leichter eingebunden werden. Weitere Vorteile bestehen in der Wiederverwendbarkeit von Lösungen und deren Übertragbarkeit auf andere Unternehmensprozesse.
Low-Code/No-Code – und was macht die IT?
Tatsächlich kann der Mangel an IT-Fachkräften mit dem Einsatz von Low-Code-/No-Code-Anwendungen ein Stück weit behoben werden. Vor allem werden in den Unternehmen weniger Programmierer benötigt. Doch ganz ohne IT-Fachkräfte wird es auch in Zukunft nicht gehen. Vor allem muss die IT die rasante digitale Entwicklung mit im Blick behalten und das Management über Möglichkeiten informieren.
Die IT bekommt zunehmend eine andere Rolle beispielsweise als Coach und Trainer für die „Citizen-Developer“, also die Expertinnen und Experten, die nun selbst ihre Anwendungen erstellen wollen. Sie unterstützen bei der Anwendung der Plattformen und behalten die Risiken und Nebenwirkungen einer dezentralen Entwicklung der betrieblichen Softwarelandschaft im Blick. Ohne IT-Background können Citizen-Developer gerade Datenschutzaspekte nicht so gut einschätzen. Aber es geht auch darum, Datenstrukturen und Datenmanagement sowie die Möglichkeit, auf entwickelten Lösungen weiter aufbauen zu können, im Auge zu behalten und zu organisieren.
Low-Code/No-Code – Strategietipps für KMU
Gerade für Low-Code/No-Code gilt: Probieren geht über Studieren. KMU sollten deshalb einfach klein anfangen und erste Erfahrungen sammeln. Dafür benötigen interessierte und motivierte Mitarbeitende vor allem die Erlaubnis und ein bisschen Zeit. Nach Auswertung der ersten Erfahrungen lohnen strategische Überlegungen. Wo ist es denn jetzt schon möglich, mit Low-Code/No-Code konkrete Herausforderungen zu lösen? Wo sollte vielleicht doch eine spezifisch entwickelte Individualsoftware zum Einsatz kommen? Wie verändert sich das Geschäftsmodell und wie kann Akzeptanz für Low-Code-/No-Code-Lösungen im Unternehmen entstehen?
Die Unterstützung des Managements bei der Beantwortung dieser Fragen ist ein spannendes und herausforderndes Einsatzgebiet für IT-Fachkräfte in KMU. Und attraktive Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber überlassen das Programmieren kleiner Anwendungen für Standardprozesse sicher gern den Citizen-Developern und Low-Code-/No-Code-Plattformen.
Als „Integrierte Entwicklungsumgebung“ oder IDE (für englisch Integrated Development Environment) bezeichnet man ein Werkzeug der Softwareentwicklung, mit dem aus Quell-Code-Hieroglyphen (Bausteinen) echte Software entsteht.
Mehr Informationen zum Thema erhalten Sie in unserem ausführlichen Podcast Leicht wie Lego – Digitalisierung in KMU mit Low-Code/No-Code-Anwendungen.
Dieser Artikel wurde zuerst in einem RKW Magazin mit dem Schwerpunkt: Fachkräfte- und Ressourcenmangel veröffentlicht. Dort haben Sie auch die Möglichkeit unser Magazin zu abonnieren. Alle Magazine finden Sie unter: https://www.rkw-kompetenzzentrum.de/das-rkw/rkw-magazin/
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