Qualitätsvolles Bauen ist auch für das Bauen im Bestand von enormer Bedeutung
Bauschäden vermeiden und sanieren – genau darum geht es seit über 50 Jahren beim Frankfurter Bausachverständigentag. Die korrekte Planung und Ausführung für verschiedene Bauteile werden thematisiert. Kommt es doch zu einem Schaden sind Bausachverständige gefragt. Sie gehen den Ursachen nach und kümmern sich um die korrekte Planung und Sanierung dieser Schäden. Dabei werden anhand von Beispielen aus der Praxis Ursachen und Lösungen vorgestellt, immer nach dem neuesten Stand der Technik.
Jüngst hat die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt das Thema Asbest erneut in die Medien gebracht. Ein wichtiges Thema, bei dem der Arbeitsschutz eine entscheidende Rolle spielt, sind doch viele Bauaufgaben im Bestand zu finden. Besonders vor dem Hintergrund, dass in Gebäuden, die bis Oktober 1993 errichtet wurden, verschiedene Baustoffe mit Asbestfasern versetzt wurden, die nun bei Sanierungen freigesetzt werden können, wird die Wichtigkeit von Schadstoffen deutlich. Darum wurden in den Vorträgen des Vormittags Schadstoffe eine Zentrale Frage sein.
Schadstoffe in Gebäuden
Helena Eisenkrein-Kreksch und Frau Prof. Dr. Constanze Messal referierten über Schadstoffe an Gebäuden. Als Expertinnen sprechen sie darüber, wie Schadstoffe am Bau erkannt werden können, wie die Untersuchung und Bewertung erfolgen.
Die nächste Vortragende Frau Prof. Dr. Messal ging speziell auf biogene Schadstoffe ein. Auch sie kommen in Gebäuden vor und müssen bei Sanierungen beachtet werden. Baudenkmäler erhalten dabei einen besonderen Stellenwert, alte Materialien und Farben, wie das einst sehr beliebte Schweinfurter Grün, bergen gesundheitsschädliche Stoffe, mit denen möglichst nicht in Berührung gekommen werden soll. An Beispielen aus der Praxis berichtete sie darum über den korrekten Umgang mit diesen und anderen Schadstoffen bei Baudenkmälern.
Frau Eisenkrein-Kreksch ist öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Betonstandsetzung und Oberflächenschutz der Kiwa GmbH. Sie beschrieb, wie Schadstoffe am Bau erkannt, untersucht und bewertet werden können. „Auch wenn bereits viele ältere Baustoffe durch neue Materialien ersetzt wurden, sind immer noch in jedem Bauwerk, welches alter als 30 Jahre ist, Substanzen vorzufinden, welche gesundheitsschädlich sind. Diese Tatsache muss einem breiten Publikum an Handwerkern nahegelegt werden. Diese Personen müssen so weit sensibilisiert werden, dass sowohl in heimischen vier Wänden als auch bei anderweitigen Umbaumaßnahmen Schadstoffe auftreten können. Einerseits ist das die Angelegenheit der Politik, andererseits sind wir als Sachverständige dazu verpflichtet“, stellt sie klar.
Neue Schäden durch Extremwetterlagen und Klimaveränderungen?
Immer aktuell, da sie immer wieder auftreten und eine der häufigsten Schadensarten, sind Feuchteschäden, die im zweiten Teil der Veranstaltung diskutiert wurden. Am Nachmittag wurden zunächst Schäden durch Extremwetterereignisse thematisiert. Heike Böhmer, Institut für Bauforschung, erklärte, ob Extremwettereignisse infolge des Klimawandels neue Schäden an Bauwerken nach sich ziehen und welche neuen Anforderungen an Planung und Ausführung gestellt werden. Mithilfe von Auswertungen aus Versicherungsfällen konnten Schäden an Bauwerken durch Veränderungen des Klimas deutlich nachgewiesen werden. Dabei spielt zwar auch die Flut im Ahrtal eine Rolle, doch nicht ausschließlich.
Neue Anforderungen und Regelungen...
... gibt es aber auch zu den traditionellen Themen bei Feuchteschäden. Darum wurden am Nachmittag sowohl erdberührte Bauteile als auch Holzfenster genauer betrachtet.
Die nachträgliche Abdichtung erdberührter Bauteile stellt oft eine besondere Herausforderung dar. Was hierbei zu beachten ist, erläuterte Gerhard Klingelhöfer, der qualifizierter Sachverständiger für Schäden an Gebäuden ist. Aus der Praxis und mit vielen Bildern zeigt er die Schwachstellen erdberührter Bauteile und was besonders bei deren Abdichtung beachtet werden muss. Neue Regeln und Richtlinien für die nachträgliche Abdichtung verdeutlichte Herr Klingelhöfer anhand dieser Beispiele und den geltenden anerkannten Regeln der Technik.
Dr. Dirk Lukowsky, Fraunhofer Institut für Holzforschung, Wilhem-Klauditz-Institut WKI, ging anschließend auf Spurensuche. Er suchte Gründe für Feuchteschäden und Problempunkte an Holzfenstern. Auch dieser Vortrag zeigte umfassend bebildert, woher die Schäden rühren, und wie diese auch ohne professionelle Messgeräte nachgewiesen werden können. Die korrekte Planung der Sanierung und Abdichtung wurde beispielhaft vorgestellt – und wie diese Sanierungen richtig durchgeführt werden.
Feuchteschäden nach Baurecht und Mietrecht
Den Abschluss machte auch in diesem Jahr ein Rechtsvortrag. Markus Cosler, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht den juristischen Umgang mit Feuchteschäden erläutern. Dabei zeigt er Unterschiede beim Umgang mit Feuchteschäden im Baurecht und im Mietrecht auf. Dabei stellt er lebhaft die Frage, ob alle gesetzlichen Anforderungen im Alltag während der Nutzung von Gebäuden auch so wirklich umgesetzt werden können, wie es die Rechtsprechung vorsieht. Verschiedene Gerichtsurteile zeigen dabei deutliche Unterschiede bei der zumutbaren Lüftung von Wohnungen auf.
Mit diesen Inhalten und Vorträgen wurde auch in diesem Jahr der Frankfurter Bausachverständigentag von verschiedenen Kammern und der dena als Fortbildung anerkannt. Damit bleibt die Veranstaltung nicht nur eine wichtige Weiterbildung für Sachverständige, sondern auch eine hervorragende Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und zu vernetzen.
Der Termin für den 59. Frankfurter Bausachverständigentag steht bereits fest. Merken Sie sich den 13. September 2023 vor!
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