Für Unternehmen ist es wichtiger denn je, den Blick sowohl auf das Heute als auch auf das Morgen zu richten. Sich rasant verändernde Marktbedingungen, neue Anforderungen von Kundinnen und Kunden, technologischer Fortschritt, aber auch veränderte Erwartungen an Arbeitgebende setzen Unternehmen zusehends unter Wettbewerbs- und Veränderungsdruck. Die Förderung von Intrapreneurship kann für Unternehmen daher eine Möglichkeit sein, auf diese äußeren Einflüsse von innen heraus zu reagieren und somit das Innovationspotenzial und die Dynamik im Unternehmen zu stärken. Besonders Führungskräfte sind gefragt, den Unternehmergeist ihrer Mitarbeitenden zu wecken.
Der Begriff „Intrapreneurship“ meint grundlegend das unternehmerische Denken und Handeln von Mitarbeitenden. Mitarbeitende können durch ihre Ideen und Tatkraft Veränderungen im Unternehmen vorantreiben, neue Produkte oder Geschäftsmodelle entwickeln, neue Märkte erschließen oder Innovationen nutzbar machen und dadurch Verantwortung übernehmen. Intrapreneurinnen und Intrapreneure wollen anpacken und verändern, sie sehen Chancen und haben Ideen. In Unternehmen mit starren Hierarchien werden sie jedoch oft als „Störenfriede“ empfunden und finden selten Gehör.
Von Top-down zu Bottom-up
Es kann sich aber lohnen, Mitarbeitende nicht nur mehr einzubinden, sondern explizit mitgestalten zu lassen. In der Regel sind sie näher an den Prozessen und der Kundschaft und verfügen daher oft über ein breites Wissen, von dem das Unternehmen profitieren kann. Intrapreneurship kann verschiedene Formen annehmen. Entweder kann es sich je nach Bedarf um die Arbeit an temporären Projekten handeln, oder die Mitgestaltung an den Unternehmenszielen wird ganzheitlich und dauerhaft im Unternehmen etabliert. Letzteres bedeutet meist – je nach Unternehmenskultur –, einen tiefgreifenden Wandel einzuleiten. Führungskräfte spielen jedoch im ganzen Prozess eine besonders große Rolle, nicht nur, was die Ausprägung von Intrapreneurship angeht, sondern auch für die Motivation der Mitarbeitenden insgesamt.
Unternehmergeist wecken und Mitgestaltung ermöglichen
Wie genau können Führungskräfte also den allgemeinen Unternehmergeist und die Motivation zu mehr Partizipation der Mitarbeitenden wecken?
Zunächst gilt es ein Umfeld zu schaffen, das zu Partizipation einlädt. Starre Hierarchien, Bürokratien und lange Entscheidungswege sollten daher abgebaut und Kontrolle auf ein Minimum reduziert werden.
Meist gehen damit neue Führungsaufgaben einher. Führungskräfte sollten Verantwortung abgeben und Mitarbeitende „machen lassen“, gleichzeitig aber präsent und unterstützend zur Seite stehen. Autonomie gewähren kann ein Gefühl der Eigenverantwortung fördern und die Motivation erhöhen. Eine klare Kommunikation der Unternehmensziele ist dafür von wesentlichem Vorteil.
Eine offene und transparente Kommunikation ist für Intrapreneurship und Transformation insgesamt von zentraler Bedeutung. Das bedeutet einerseits, eine konstruktive Feedbackkultur zu etablieren, andererseits eine Fehlerkultur, in der keinerlei Konsequenzen für gescheiterte Ideen entstehen dürfen. Durch die Akzeptanz von Fehlern werden Mitarbeitende ermutigt, weiter innovative Lösungen zu entwickeln, die das Unternehmen voranbringen.
Besonders motivierend ist dafür eine wertschätzende und empathische Führung, die zuhört und auf die Mitarbeitenden individuell eingeht. Führungskräfte können Mitarbeitende dabei unterstützen, das meist in ihrer Biografie abhandengekommene Grundbedürfnis zu gestalten und schöpferisch tätig zu sein, neu zu erwecken. Dafür kann Intrapreneurship eine hervorragende Möglichkeit sein. Mitarbeitenden wird das Gefühl vermittelt, dass sie verändern dürfen und mit ihrer Arbeit etwas bewirken können.
Zusammenarbeit fördern
Intrapreneurial agierende Mitarbeitende sind keineswegs Einzelkämpferinnen oder Einzelkämpfer. Sie benötigen ein Team aus Kolleginnen und Kollegen, das gemeinsam an neuen Ideen tüftelt. Wünschenswert ist eine teamorientierte Führung, die zu Interaktionen und Zusammenarbeit über alle Abteilungs- und Hierarchieebenen hinweg einlädt. Gute Ideen entstehen meistens nicht nebenbei. Wenn Führungskräfte ihren Mitarbeitenden Freiräume und Entlastung von alltäglichen Arbeiten bieten, können sie kreativer und unternehmerischer denken und handeln. Mitunter kann es sinnvoll sein, feste Zeiträume auszumachen. Welche Lösungen das Unternehmen dann findet, ist individuell und abhängig von den Projekten und Zielen. Freiräume und somit das Vertrauen in die Mitarbeitenden kann insgesamt für eine motiviertere und zufriedenere Belegschaft sorgen. Ein ebenso wichtiger Aspekt ist die Bereitstellung von Ressourcen. Stehen Intrapreneurinnen und Intrapreneuren nicht ausreichend zeitliche, räumliche und finanzielle Ressourcen zur Verfügung, ihre Ideen auch umzusetzen, könnten die zarten Pflänzchen, die aus den Ideen und Energien der Mitarbeitenden entstanden sind, vorzeitig austrocknen.
Außerdem sollte Intrapreneurinnen und Intrapreneuren eine persönliche Weiterentwicklung ermöglicht werden. Ein Angebot an Weiterbildungen und Schulungen spornt an und zeigt Wertschätzung durch das Unternehmen und die Führungskräfte.
Alle mitnehmen
Möchten Unternehmen Intrapreneurship als eine ganzheitliche Möglichkeit der Mitgestaltung etablieren, geht damit in der Regel ein ganzheitlicher Unternehmenswandel einher. Veränderungen können jedoch bei Mitarbeitenden für Unsicherheit und Ängste sorgen. Führungskräfte sollten besonders dann im Austausch mit den Beschäftigten sein, eine klare Richtung vorgeben und vor allem Vertrauen vermitteln. Denn eine der größten Herausforderungen in Transformationsprozessen und gleichzeitig ein Erfolgsgarant ist es, möglichst alle mitzunehmen. Das bedeutet weniger, dass alle Mitarbeitenden wie Intrapreneure oder Intrapreneurinnen agieren müssen, sondern vielmehr, dass allen die Möglichkeit zur Partizipation eröffnet wird.
Dafür müssen Rahmenbedingungen geschaffen und durch die Führung immer wieder Einladungen zur Mitgestaltung ausgesprochen werden. Wenn Partizipation gefördert wird, kann sich das positiv auf die Arbeitgeberattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens auswirken und dessen Schlagkraft und Innovationspotenzial allgemein stärken. Wie Führung schließlich gelebt wird, hat Auswirkungen auf die Motivation und Energie der Belegschaft, verändern zu wollen. Aufgabe der Führung ist es also, diese keineswegs auszubremsen, sondern den Unternehmergeist und Gestaltungswillen der Mitarbeitenden zu wecken und zu fördern.
Katharina von Haugwitz ist Mitarbeiterin im Fachbereich „Digitalisierung und Innovation“ beim RKW Kompetenzzentrum. haugwitz@rkw.de
Dieser Artikel wurde zuerst in einem RKW Magazin "Eine(r) für alle, alle für eine(n)" mit dem Schwerpunkt: "Team und Führung" veröffentlicht. Dort haben Sie auch die Möglichkeit unser Magazin zu abonnieren. Alle Magazine finden Sie unter: https://www.rkw-kompetenzzentrum.de/das-rkw/rkw-magazin/
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