Biobasiertes Bauen gewinnt an Wichtigkeit in der Baupraxis

Nachhaltigkeit ist längst kein Randthema mehr, sondern eine zentrale Herausforderung der Bauwirtschaft. Besonders biobasierte Baustoffe gewinnen aufgrund der gesellschaftlichen Verantwortung der Baubranche langfristig an immer größerer Wichtigkeit. Doch trotz innovativer Materialien und wachsender Nachfrage bleibt ihr Einsatz in der Praxis noch begrenzt.

Vor diesem Hintergrund organisierte die RG-Bau im RKW Kompetenzzentrum zusammen mit dem Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau IRB im Rahmen der BAU Messe in München eine Fachveranstaltung im Innovation Hub, die sich genau diesem Thema widmete. Die Veranstaltung fand am Mittwochvormittag statt und stieß auf großes Interesse: Zahlreiche Teilnehmende verfolgten die Fachvorträge von vier Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen des Bauwesens, die biobasierte Materialien und deren Anwendungsmöglichkeiten vorstellten. In der anschließenden Diskussionsrunde wurden zentrale Herausforderungen wie Genehmigungen, Materialkreisläufe und Grenzen beim Einsatz biobasierter Baustoffe vertieft.

Potenziale und Perspektiven erneuerbarer Materialien im Bauwesen

Den Auftakt der Fachvorträge bildete die Präsentation von Dipl.-Des. Sandra Böhm und M.Sc. Architektur Elena Boerman von der Professur für Nachhaltiges Bauen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).In ihrem gemeinsamen Vortrag beleuchteten sie die vielfältigen Möglichkeiten, die biobasierte Baustoffe für die Bauindustrie bieten. Sie stellten traditionelle Materialien wie beispielsweise Lehm, Erde und Stroh vor, aber auch innovative Materialien aus der Forschung, wie Pilzmycelium. Dabei gingen sie sowohl auf aktuelle Forschungsergebnisse als auch auf praxisnahe Anwendungsbeispiele ein, um das Potenzial erneuerbarer Rohstoffe für eine nachhaltige Bauweise zu verdeutlichen. Die Verwendung dieser und von Sekundärbaustoffen müsse im Sinne einer Kreislaufwirtschaft signifikant gesteigert werden.

 

Praxisbericht: Biobasierte Baustoffe und ihr Leistungsversprechen

Im zweiten Vortrag widmete sich Peter Bachmann von CircularSkills der Frage, wie biobasierte Baustoffe nicht nur ökologische, sondern auch technische und wirtschaftliche Anforderungen erfüllen können. Um eine bessere Vergleichbarkeit der Bewertung von Materialien herzustellen, wurden fünf Kriterien zur Bewertung von Nachhaltigkeitsleistungen präsentiert. Vor dem Hintergrund der EU-Taxonomie wurden im Anschluss gezielte Praxisbeispiele biobasierter Materialien gezeigt, die anhand einer Produktbewertung auf die Taxonomiefähigkeit überprüft werden können. Dies kann als Entscheidungsgrundlage für den Einsatz bestimmter Baustoffe dienen.

 

Praxisbericht: Haus aus eigenem Anbau

Im letzten Fachvortrag der Veranstaltung stellte Dipl.-Ing. (TU) Robert Härtl vom Architekturbüro hirner & riehl architekten das zukunftsweisende Projekt Haus aus eigenem Anbau  vor. Dabei handelt es sich um den Neubau der Generalsanierung Benediktinerabtei Plankstetten. Ein Großteil der verwendeten Materialien sind CO2-neutrale biobasierte Baustoffe aus regionaler Herstellung des Klosters selbst. Neben den Bauteilen, die im Erdbereich liegen und daher in konventioneller Bauweise errichtet werden mussten, besteht das restliche Gebäude konsequent aus Holzwänden mit einer Strohdämmung und Lehmputz. Es gilt als größtes strohgedämmtes Gebäude in Süddeutschland. Anhand konkreter Planungen und Umsetzungsschritte verdeutlichte er, wie ein Bauwerk entstehen kann, dessen Materialien nahezu vollständig aus nachhaltig bewirtschafteten Ressourcen stammen.

 

Wie ist der aktuelle Stand zum Einsatz biobasierter Baustoffe?

In einer finalen Diskussionsrunde sprachen die Referierenden der Veranstaltung über ihre Erfahrungen mit MSc, Dipl.-Ing. Christina Hoffmann, Leiterin RG-Bau im RKW Kompetenzzentrum und Dipl.-Ing., Dipl.-Wipäd. Volker Schweizer, Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau IRB. Es wurde kritisch hinterfragt, in welchen Bereichen sich konventionelle Baustoffe, wie beispielsweise Beton, nur schwer bis gar nicht ersetzen lassen und wo es Grenzen beim Einsatz biobasierter Baustoffe gibt. Wichtige Praxiseinblicke gibt es auch bei der Frage, welche Erfahrung die Referierenden mit den Genehmigungen für den Einsatz von erneuerbaren Materialien gemacht haben. Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden, kam auch die Frage nach Herausforderungen bei der Trennung und Rückführung biobasierter Baustoffe auf. Mit einer abschließenden Prognose über die Entwicklung von deren Einsatz wurde die Diskussionsrunde und somit die Veranstaltung selbst erfolgreich beendet.

 

Die RG-Bau auf der BAU Messe München

Die Veranstaltung war Teil unseres umfassenden Engagements auf der BAU Messe, bei der wir als Team der RG-Bau die gesamte Woche über mit einem eigenen Messestand vertreten waren.

Wir freuen uns jetzt schon auf unsere Präsenz auf der digitalBAU in Köln 2026 und der nächsten BAU Messe in München 2027.

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