Die Corona-Krise stellt insbesondere Berufsbildungszentren, wie das Bau-ABC Rostrup, vor besondere Herausforderungen…
- Welche Herausforderungen waren das konkret?
Emke Emken:
Zunächst einmal mussten wir von heute auf morgen die überbetriebliche Ausbildung und die Aufstiegsbildung in unseren beiden Bildungszentren in Bad Zwischenahn und Mellendorf sowie in der BAU-Akademie-Nord aus der Vollauslastung auf null herunterfahren. Das Betriebsverbot durch die zuständigen Gesundheitsbehörden erreichte uns am Freitagnachmittag. Die digitalen Netzwerke glühten bis Sonntagabend und es ist uns tatsächlich gelungen alle Auszubildenden, Lehrgangsteilnehmer und Dozenten über die Absage zu informieren. Lediglich ein Teilnehmer an einem Vorarbeiterlehrgang stand am Montag vor der Tür. Der Mann war am Wochenende verreist, besitzt kein Mobiltelefon und auch keinen Internetanschluss. Das gibt es in unserer digitalen Landschaft also auch noch.
- Wie sind Sie dann mit dieser besonderen Situation umgegangen?
Emke Emken:
Nun kann man einen Betrieb, der ohne Vorlauf stillgelegt wird nicht fluchtartig verlassen. Wir haben also noch eine Woche mit unseren rund 100 Mitarbeitenden intern weitergearbeitet um die gesamte Infrastruktur auf unbestimmte Zeit zu sichern. Gleichzeitig wollten wir für den Neustart sofort betriebsbereit sein. Für die Zeit des Stillstandes haben unsere Mitarbeitenden zunächst Alt- und Neuurlaub eingebracht. Die Kurzarbeit konnten wir so auf ein Minimum reduzieren. Schließlich sind Bildungszentren auch Wirtschaftsunternehmen und bedürfen in solchen Krisenzeiten Liquidität, denn die laufenden Kosten müssen bedient werden!
- Wie konnte die Ausbildung in dieser Zeit unterstützt werden?
Emke Emken:
Zur situationsgerechten Unterstützung der Ausbildung, steht den Auszubildenden und den Ausbildungsbetrieben der von uns so betitelte “Vierte Lernort“ als digitale Lehr– und Lernplattform zur Verfügung. Die seit Beginn des Ausbildungsjahres in unseren Bildungszentren für alle Ausbildungsberufe eingeführte “Learning Toolbox“ ermöglicht es, die Inhalte der überbetrieblichen Ausbildung über Handy, Tablet oder am heimischen Rechner individuell aufzuarbeiten. Unsere Lehrwerkmeister haben die unterstützenden Lerninhalte ständig im Homeoffice aktualisiert. Der sogenannte “Weiße Ordner“ enthält in Papierform zusätzlich die bisher bearbeiten Projekte und kann als individuelles Nachschlagewerk zusätzlich unterstützen. Dies Angebot steht auch den Ausbildungsbetrieben zur Verfügung wird als sehr hilfreich angenommen.
- Gab es Kontakte zu anderen Institutionen?
Emke Emken:
Die Kontakte zu unseren Bildungspartnern Berufsschule, Verbände oder Kammern erfolgten durchgängig über digitale Kontakte. So haben wir ja auch unsere Mitarbeitenden ständig informiert. Vereinzelt haben auch Lehrwerkmeister die “Gunst der stillen Zeit“ genutzt, sich im Zentrum mit neuer digitaler Infrastruktur in den unterschiedlichen Gewerken vertraut zu machen. Mit unseren 3D-Druckern haben wir so zum Beispiel Gesichtsvisiere für medizinische Einrichtungen gedruckt und gespendet. Diese Gesichtsvisiere als Spuck- und Spritzschutz nutzen wir jetzt auch in unseren unterschiedlichen Kontaktbereichen in der Ausbildung, in den Internaten und in der Verwaltung. Mund-Nase-Schutzmasken gehören bekanntlich im staubbelasteten Ausbildungsbereich zum Standard. Aus unseren Beständen konnten wir dann auch einer Dialyseklinik dringend benötigte hochwertige Masken spenden. Wir sind in der allgemeinen Corona-Verunsicherung wohl alle ein stückweit zusammengerückt.
- Wie geht es jetzt weiter?
Emke Emken:
Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, werden wir am 04.05.2020 wieder mit der Bildungsarbeit beginnen dürfen. Unsere Bildungszentren sind unter Berücksichtigung aller präventiven Infektionsmaßnehmen perfekt aufgestellt. Vieles ist dabei für Teilnehmer und auch unsere Mitarbeitenden gewöhnungsbedürftig. Abstand halten ist das Gebot. Hygienemaßnahmen hatten bisher schon einen hohen Stellenwert. In der Corona-Situation ist Hygiene die permanent begleitende Schutzmaßnahme. Mund-Nase-Schutzmasken und Gesichtsvisiere werden das Ausbildungsgeschehen beherrschen. In der überbetrieblichen Ausbildung werden dauerhaft fest zugeordnete Kleingruppen bestimmt. In den Internaten erfolgt Einzelzimmerbelegung. In den Speisesälen wird es die vorgeschriebenen Abstände geben. Es wir einen größeren Betreuungs- und Kontrollbedarf geben. Rücksichtnahme und Disziplin in allen Situationen sind ein nachhaltiger Lernprozess. Wir haben alles zur Sicherheit der Mitarbeitenden, der Auszubildenden und der Schulungsteilnehmenden getan und hoffen auf respektvollen Umgang.
Vielen Dank Herr Emken für das interessante Gespräch und den Einblick, den wir dadurch gewinnen konnten!
Das Gespräch führt Tanja Leis, RG-Bau, mit Emke Emken, Leiter der Bildungszentren Bau-ABC Rostrup und ABZ Mellendorf sowie Stellvertretender Geschäftsführer des VBB Nord e.V.
Alle helfen mit: hier sind Mitarbeiter der Berufsbildungsstätte zu sehen, die mit viel Engagement bei der Sache sind.
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