Als Unternehmen heute in Klimaschutz zu investieren wird sich langfristig rechnen. Einerseits werden Abhängigkeiten reduziert sowie Risiken minimiert und andererseits auch finanzielle Anreize für die Reduktion von CO2 geschaffen.

Als sogenanntes Treibhausgas spielt der CO2-Ausstoß eine entscheidende Rolle in Bezug auf das Klima und die Erderwärmung. Die Europäische Union hat sich daher das Ziel gesetzt, die Treibhausgase bis 2030 um 55 Prozent zu senken und bis 2050 als erster Kontinent klimaneutral zu werden. Die Ermittlung des CO2-Fußabdrucks oder auch engl. Carbon footprint spielt daher eine zentrale Rolle. Er gilt als Maßstab, um die Klimaauswirkungen von Unternehmen, Produkten oder Dienstleistungen zu ermitteln und darzustellen. Unternehmen aller Größenordnungen werden zukünftig verstärkt von ihren Kunden oder Investoren aufgefordert sein, belastbare Aussagen zu ihrer CO2-Bilanz zu treffen.

Gleichzeitig kann auf dieser Basis eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt und Erfolge von Klimaschutzmaßnahmen strukturiert dargestellt und kommuniziert werden.

Insofern ist es für Unternehmen wichtig, sich rechtzeitig mit der Erstellung einer sogenannten Treibhausgasbilanz (THG-Bilanz) zu befassen. Dazu muss man wissen, dass Treibhausgase mehr sind als nur CO2. Welche Treibhausgase gibt es? Wie unterscheidet sich der Unternehmensfußabdruck vom Produktfußabdruck? Was bedeuten die einzelnen „Scopes“? Die RG-Bau bietet daher eine Veranstaltung innerhalb ihrer Themen-Reihe „Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft“ an.

Anmelden können sich alle Interessierten über den Veranstaltungskalender auf der Website des RKW Kompetenzzentrums unter: http://rkw.link/nachhaltigbauen2022

Für die Veranstaltung konnten wir mit Frau Andrea Engelien eine Expertin im Bereich CO2-Bilanzierung und Nachhaltigkeit gewinnen. Frau Engelien ist Dipl. Wirtschaftsingenieurin (FH) und Praktikerin mit über 20 Jahren Industrieerfahrung. Sie hat in verschiedenen Managementpositionen gearbeitet und ist heute Beraterin für Nachhaltigkeitscontrolling und -strategieentwicklung. Als selbstständige Beraterin unterstützt sie Unternehmen dabei, Nachhaltigkeit als professionelle Business-Kompetenz aufzubauen.

Frau Engelien, wird sich Investition in Klimaschutz langfristig rechnen?

Wenn man sich das Welt-Wettergeschehen anschaut, sieht man, dass der Klimawandel im vollen Gange ist. Die Situation wird wahrscheinlich jedes Jahr kritischer werden. Daher rechnet sich eine Klimastrategie hinsichtlich Risikoabschätzung, zukünftiger Energiekosten (Stichwort CO2-Preis) und Erschließung neuer Geschäftsmodelle. Investitionen in den Klimaschutz müssen langfristig betrachtet werden. Mir ist durchaus bewusst, dass gerade in der jetzigen Krisensituation bei manchen Unternehmen die finanziellen Mittel fehlen. Es gibt heute schon viele Förderprogramme, die Unternehmen unterstützen. Ich empfehle den Unternehmen einen schrittweisen Plan zu entwickeln und das Thema kontinuierlich auf der Agenda zu haben. Wie hoch die Investitionen sein müssen, hängt natürlich maßgeblich vom Geschäftsmodell ab.

Sie waren lange im Bereich Controlling in internationalen Unternehmen beschäftigt. Was hat Sie bewegt, sich als Beraterin im Bereich Nachhaltigkeit selbstständig zu machen?

Es ist meine Überzeugung, dass wir Unternehmen zukünftig nicht mehr nur auf der Basis von finanziellen Kennzahlen steuern können. Um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden, müssen soziale Themen und Ökologie auf die gleiche Ebene gehoben werden. Das führt unweigerlich zu Zielkonflikten, die es gilt abzuwägen. Mir ist es wichtig, dass dieser Prozess in den Unternehmen in Gang kommt. Heutige reine Fokussierung auf Gewinnoptimierung wird für die nachfolgenden Generationen zu massivsten Problemen führen. Daher hat für mich Nachhaltigkeit sehr viel mit unternehmerischer Verantwortung zu tun.

Welchen Beitrag kann das Controlling leisten?

Die Einflussmöglichkeiten des Controllings sind vielschichtig:
1. Unterstützung bei der Datenbeschaffung
2. Steuerung des Prozesses durch die Unterstützung bei der Festsetzung von Zielgrößen und deren Verfolgung
3. Aufbau eines Kennzahlen- und Steuerungssystems
4. Integration der nichtfinanziellen Kennzahlen in die operativen Prozesse

Controller/innen haben die Methodenkompetenz, um den Gesamtprozess zu steuern.

Für alle, die tiefer in die Thematik einsteigen wollen, bietet sich unser Vortrag am 6. Oktober 2022 an. Anmeldung über unseren Veranstaltungskalender auf der Website des RKW Kompetenzzentrums unter: http://rkw.link/nachhaltigbauen2022