Lean Innovation – Der leane Innovationsprozess

Lean Management

Lean Management hat in den vergangenen Jahrzehnten branchen- und bereichsübergreifend einen wahren Siegeszug erlebt. Mit "Lean Innovation" wird derzeit der Versuch unternommen, die erfolgreichen Prinzipien des "Lean Thinking" auch auf den Innovationsprozess zu übertragen. Ziel ist die nachhaltige Rationalisierung des gesamten Innovationsprozesses und die Beherrschung komplexer Produkt- und Projektprogramme.

Darum geht es

Vereinfach gesagt bedeutet Lean Thinking, nicht-werterhöhende Tätigkeiten zu minimieren, wertsteigernde Aktivitäten zu verbessern und Verschwendung weitgehend zu eliminieren. Effizientere Prozesse und eine konsequente Nutzerorientierung sind auch ein zentrales Thema im Innovationsmanagement. Denn kürzer werdende Produktlebenszyklen stellen Unternehmen vor wachsende Herausforderungen. Sie verlangen kürzere Entwicklungszeiten und gleichzeitig mehr Effizienz und Qualität.

Ziel von "Lean Innovation" ist es daher, den Innovationsprozess möglichst verschwendungsfrei und kundenorientiert zu gestalten. Die Rationalisierung des gesamten Innovationsprozesses soll:

  • die Zeit bis zum Markteintritt signifikant verkürzen,
  • das Floprisiko senken und hierdurch
  • Kosten einsparen.

Gleichzeitig bietet diese Vorgehensweise die Chance, Ressourcen für radikale Innovationen zu gewinnen und mit weniger Fachkräften innovativ zu bleiben.

So funktioniert´s

Innovationsprozesse sind bekanntlich komplex und nur bedingt planbar. Insofern sind die Vorgehensweisen des Lean Managements aus anderen Bereichen nur in begrenztem Maße auf sie übertragbar.

Die Lean Innovationssystematik beruht auf 12 Prinzipien, nach denen bestehende Innovationsprozesse analysiert und zielgerichtet optimiert werden können:

Eindeutig Priorisieren:

  • Strategische Positionierung (Aufbau von dominanten Fähigkeiten)
  • Klare Hierarchisierung von Kundenwerten und Projektzielen (versteckte Zielkonflikte verhindern und Beschränkung auf die zentralen Kundennutzen)
  • Roadmapping für Produkte und Technologien

Früh Strukturieren:

  • Produktarchitekturgestaltung (modulare Produktarchitektur zur Erschließung von Skaleneffekten)
  • Sortimentsoptimierung (Kontrolle der Kosten-Nutzen-Verhältnisse [eigene Kosten v.s. Kundennutzen] der gesamten Produktpalette) 
  • Lösungsraumsteuerung (Definition transparenter Freiheitsgrade für jede Innovationsaufgabe)

Einfach synchronisieren:

  • Wertstromoptimierung (Wartezeiten / Rückschleifen vermeiden durch Trennung von kreativen und repetitiven Prozessen)
  • Datenkonsistenz (Verschwendung durch unvollständige und nicht aktuelle Informationen vermeiden)
  • Projektkoordination (Trennung von Projekt- und Prozessteuerung)

Sicher adaptieren:

  • Innovationscontrolling (transparente, messbare Zielgrößen und Feedback als Grundlage der selbständigen Verbesserung)
  • Release-Engineering (Lebenszyklen einzelner Produktfunktionen so steuern, dass das Produkt aus Kundensicht länger zeitgemäß wirkt)
  • Kontinuierliche Verbesserung (5-Stufenmodell mit Ideal- und Istzuständen zur Orientierung)

"Lean Innovation" stellt einen Analyserahmen zur Verfügung, um bestehende Prozessabläufe zu evaluieren. Es hält dafür zahlreiche Werkzeuge zur Analyse, Visualisierung und Modellierungbereit. Hierzu zählen unter anderem:

  • Agile Prozessmodelle
  • Konzepte und Methoden wie HoQ, Wertstrom, Kanban, Einzelstückfluss
  • Oder konkrete Tools wie die Muda Walk Checkliste, AIXPERANTO, On-Demand Innovation Management

Lean Innovation, ein Thema auch für KMU?

Es wird Sie wenig verwundern. Nicht nur die Produktion folgt bei Toyota dem Lean Gedanken, auch der als "Set-Based Concurrent Engineering" bezeichnete Entwicklungsprozess basiert darauf und ähnelt stark den Ideen des "Lean Innovation".

Aber nicht nur große Konzerne stehen vor der Herausforderung, ihre Innovationsprozesse zu optimieren. Angesichts knapper Ressourcen gilt das freilich umso mehr für KMU. Einige Vorreiter haben den Lean Gedanken bereits in ihre F&E systematisch integriert. Interessant in diesem Zusammenhang: Outperformer finden sich unter diesen Vorreitern besonders häufig (vgl. Schuh, 2007). Um den Ansatz weiter zu verbreiten wird derzeit an der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena in einem Forschungsprojekt untersucht, wie sich die Methodik speziell auf die Bedürfnisse von KMU zuschneiden lässt.

Nichtsdestotrotz sollte man sich klar machen: Die Implementierung von "Lean Innovation" bedeutet zunächst einen erhöhten administrativen Aufwand. Erst im zweiten Schritt können die Unternehmen durch die so geschaffene Basis, beispielsweise durch einen entwickelten Produktbaukasten, Aufwand einsparen.

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